Devisen Analysten streiten über mögliche Dollar-Rally

Euro, Pfund und Yen stehen unter Druck – viele Analysten setzen deshalb auf eine große Rally des US-Dollars. Doch die Strategen von BNP Paribas warnen vor verfrühten Investitionen. Was für und gegen den Dollar spricht.

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Die BNP-Strategen glauben nicht an einer Dollar-Rally. Quelle: dpa

New York Die französische Bank BNP Paribas widerspricht der am Devisenmarkt verbreiteten Ansicht, dass der Beginn einer anhaltenden Dollar-Rally kurz bevor steht. Auch wenn die Eurozone derzeit mit der fünften Rettungsaktion beschäftigt ist, Japan seine Währung abwertet und Großbritannien dabei ist, in eine „Triple-Dip-Rezession” abzurutschen, sehen die Strategen der Pariser Bank Gegenwind für den Dollar. Sie verweisen darauf, dass die US-Wirtschaft noch nicht stark genug sei, um ohne die quantitative geldpolitische Lockerung der US- Notenbank Federal Reserve Bank auszukommen.

Eine Kaufposition beim Dollar „ist verfrüht”, erklärt Michael Sneyd, Devisenstratege bei BNP Paribas in London. „Das Wachstum ist stark genug, um den Risikoappetit zu wecken, aber nicht stark genug, um die Fed zu veranlassen, ihre quantitative Lockerung aufzugeben. Die Fed wird die quantitative Lockerung während des gesamten Jahres noch fortführen.”

Mit ihrer Ansicht sind die Experten von BNP Paribas allerdings in der Minderheit. Seit dem 1. Februar hat der US- Dollar gegenüber allen anderen wichtigen Währungen der Welt zugelegt, mit Ausnahme des mexikanischen Peso und des australischen Dollar. Hedgefonds und andere große spekulative Investoren beurteilen den Dollar so optimistisch wie zuletzt im Juli, zeigen Daten der US-Terminmarktaufsicht.

In den ersten beiden Runden der quantitativen Lockerung hatte die Fed 2,3 Billionen Dollar in das Finanzsystem gepumpt, und zwar von Dezember 2008 bis März 2010 und von November 2010 bis Juni 2011. Der von der IntercontinentalExchange ermittelte US-Dollar Index, der die Bewegung des Dollars gegenüber Euro, Pfund, Yen, Schweizer Franken, kanadischem Dollar und schwedischer Krone misst, fiel während der ersten Runde um 4,6 Prozent und während der zweiten Runde um 3,9 Prozent.

Bei der dritten Runde, „QE3”, gab der Dollar nicht nach. Im Gegenteil – seit die Fed am 12. September ankündigte, sie werde jeden Monat 40 Mrd. Dollar an Hypothekenanleihen kaufen, hat der Dollar-Index 3,9 Prozent zugelegt. Inzwischen hat die Notenbank ihr Kaufprogramm auf 85 Mrd. Dollar monatlich an Treasuries und Hypothekenpapieren ausgeweitet. Und sie will weiter kaufen, bis die Arbeitslosenquote auf 6,5 Prozent gesunken ist und solange die Inflation unter 2,5 Prozent bleibt.


Allein ist BNP mit der Skepsis nicht

Für die Zukunft erwarten Strategen einen weiteren Anstieg beim Dollar-Index. Sie haben ihre Jahresendprognose im Median von 78,2 im Januar auf jetzt 81,6 angehoben, so das Ergebnis einer Bloomberg-Umfrage unter 15 Strategen. BNP sieht den Index zum Jahresanfang 2014 bei 80,1.

Ganz allein steht BNP Paribas mit ihrer Skepsis nicht da. Am pessimistischsten für den Dollar ist die italienische Bank UniCredit, die ein Absinken des Dollar-Index auf 75 Zähler erwartet. „Es ist klar, dass die USA mit besseren Konjunkturdaten aufwarten können als Europa”, sagt Roberto Mialich, Devisenstratege bei UniCredit. „Aber wir denken nicht, dass dies genügt, um die Ausstiegsstrategie der Fed zu ändern oder zu beschleunigen.”

HSBC geht davon aus, dass die US-Währung gegenüber dem Euro nachgeben wird. Die britische Bank rät Investoren, statt Dollar lateinamerikanische Währungen zu kaufen, die von einer Erholung der US-Konjunktur profitieren würden. Der mexikanische Peso hat gegenüber dem Greenback dieses Jahr 4,3 Prozent zugelegt und verzeichnet damit den stärksten Gewinn aller Währungen. Der brasilianische Real kommt mit einem Plus von 1,7 Prozent auf Platz zwei.

„Derzeit haben die Währungen einiger lateinamerikanischer Länder und Schwellenmärkte das Beste von allem”, erläutert David Bloom, Chef-Devisenstratege bei HSBC in London. „Wenn man davon ausgeht, dass die quantitative Lockerung endet, würde man dann den mexikanischen Peso kaufen?”

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