Devisen Franken unter Druck

Der Druck auf den Schweizer Franken hat zugenommen, eine Intervention der Schweizerischen Nationalbank scheint nicht ausgeschlossen. Der Franken notiert im Vergleich zum Euro auf dem höchsten Stand seit 2012.

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Der FRanken notiert gegenüber dem Euro auf dem höchsten Stand seit zwei Jahren. Quelle: dpa

Zürich Der Franken notiert zum Euro nahe am höchsten Stand seit Ende November 2012. Auf diesem Niveau scheint ein Eingreifen der Schweizerischen Nationalbank möglich, um die Deckelung des Franken bei 1,20 zum Euro zu verteidigen, sagen Volkswirte von ING Bank NV und Julius Bär Group Ltd.

Investoren setzen zunehmend auf den Franken, nachdem EZB-Präsident Mario Draghi im August mit seinen Äußerungen die Zentralbank ein Stück näher an eine quantitative Lockerung heranführte. Zudem haben die militärischen Auseinandersetzungen im Osten der Ukraine und im Nahen Osten bei risikoscheuen Anlegern das Interesse an der Schweizer Währung verstärkt, die als sicherer Hafen in Krisenzeiten gilt.

„Spannungen sind wieder aufgekommen, sie müssen aufmerksamer sein als vor neun oder zwölf Monaten“, sagte Julien Manceaux, Volkswirt bei ING in Brüssel. Verschlechtere sich die Lage weiter, so seien auch andere unkonventionelle Maßnahmen eine mögliche Option, ergänzte Manceaux.

Die Diskussion um eine quantitative Lockerung bezeichnet Beat Siegenthaler als explosiv. Nach einer Phase relativer Ruhe im Franken-Devisenhandel und bei den Franken-Zinssätzen sei jetzt das Interesse neu erwacht, so Siegenthaler weiter.

Der Franken notierte am Donnerstag bei 1,20564 zum Euro so fest zum Euro wie zuletzt am 30. November 2012, zeigen Bloomberg-Daten. „Die SNB hat ihr Schicksal mit dem Euro verknüpft“, sagte Janwillem Acket, Chefvolkswirt bei Julius Bär in Zürich. „Wenn der Franken näher an die 1,20 rückt, könnte ich mir vorstellen, dass sie intervenieren“, merkte Acket an.

Die SNB hatte im September 2011 einen Mindestkurs von 1,20 Franken je Euro eingeführt, nachdem die Schuldenkrise im Euroraum den Franken nahe an die Parität zum Euro hatte steigen lassen. Die derzeitige Euro-Schwäche führt Alessandro Bee, Volkswirt bei Bank J Safra Sarasin AG in Zürich auf die lockere Geldpolitik der EZB zurück.

„Die Situation ist nicht vergleichbar mit 2012“, sagte Bee. „Wenn es zu einer quantitativen Lockerung kommt, wird die Schweiz nicht so sehr im Mittelpunkt stehen - Investoren können auf Werte wie den Dollar und das Pfund zurückgreifen, die Sicherheit und Rendite bieten“, fasste Bee zusammen. Zum Dollar notierte der Franken nahe am tiefsten Stand seit November 2013 bei 91,40 Rappen je Dollar.

Citigroup-Analyst Valentin Marinov geht von der Möglichkeit aus, dass die SNB schließlich mit negativen Zinsen die Franken-Deckelung verteidigt. Kurzfristig rechnet er nicht mit einem Eingreifen der Schweizerischen Notenbank. Der Zeitpunkt bleibe unsicher, schrieb er in einer Einschätzung an Investoren. Die SNB dürfte keine neuen Maßnahmen präventiv ankündigen.

Wie groß die Auswirkungen einer quantitativen Lockerung letztlich sein dürften, sei schwer zu sagen, weil Einzelheiten des Programms, sollte es umgesetzt werden, noch nicht bekannt seien, sagte Esther Reichelt, Devisenstrategin der Commerzbank in Frankfurt.

Aber es werde irgendetwas in diese Richtung passieren, merkt Reichelt an, nicht zuletzt deshalb, weil sich über eine quantitative Lockerung die Inflationserwartungen der Marktteilnehmer verändern ließen.

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