Die Anlagetipps der Woche Anlagetipps der Woche

Mit KWS-Saat setzen Anleger auf Kartoffeln, mit der PSA auf einen Autofabrikant mit Staatsbeteiligung und mit einem Fonds auf umweltverträgliche Unternehmen. Aktien, Anleihen und Fonds für die private Geldanlage.

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Junge Maispflanzen. Quelle: Foto: KWS

Aktientipp: KWS Saat - Stark auf dem Acker auch ohne Glyphosat

In der Agrarbranche gärt es. Unsichere Geschäfte in den Schwellenländern und niedrige Preise für Agrargüter zwingen viele Unternehmen zu Fusionen. Die amerikanische Monsanto könnte sich für den Pflanzenschutz von Bayer interessieren. Der Staatskonzern ChemChina übernimmt die Schweizer Syngenta und bezahlt dafür das 3,3-Fache des Jahresumsatzes. Würde jemand so viel für den deutschen Saatgutspezialisten KWS auf den Tisch legen, müsste dessen Aktie um 80 Prozent steigen.

Eine Übernahme von KWS ist derzeit allerdings wenig wahrscheinlich, weil der Großteil der Aktien in festen Händen liegt: 56 Prozent bei den Familienaktionären Büchting, Giesecke und Oetker, weitere 15 Prozent bei der Tessner Beteiligungsgesellschaft aus Goslar. Andererseits, weil nur 29 Prozent der Anteile im Streubesitz sind, können Käufer schnell die Kurse treiben.

Aktientipp KWS Saat

Zudem bietet KWS einen besonderen Vorteil: Im Gegensatz zu den großen Konkurrenten ist KWS kein Agrarchemiker, der auch Pestizide im Programm hat wie das umstrittene Glyphosat. KWS konzentriert sich auf Züchtung und Vertrieb von Saatgut für die in der westlichen Landwirtschaft wichtigsten Nahrungs- und Energiepflanzen Mais, Weizen, Roggen, Zuckerrüben oder Raps.

Nach dem Verkauf der verlustreichen Sparte Pflanzkartoffeln kann KWS die Entwicklung der vielversprechenden Saatkartoffel forcieren. Gemeinsam mit dem anziehenden Kerngeschäft dürfte das im Finanzjahr 2016/17 zu einem Gewinnplus von zehn Prozent führen.

Aktientipp: Imperial Brands - Ein lohnender Zug von der Insel

Weil Rauchen in immer mehr Ländern geächtet wird, hat die britische Imperial Tobacco ihren Namen geändert und heißt nun Imperial Brands. Dennoch, mit einer Jahresproduktion von gut 280 Milliarden Zigaretten (etwa der Marken Gauloises, Davidoff, Winston oder West) bleibt das Geschäft um Tabak für Imperial der Kern des Unternehmens. Und das lohnt sich – auch für Aktionäre.

Sechs Billionen Zigaretten werden weltweit jedes Jahr geraucht, eine Milliarde Menschen greifen regelmäßig zur Kippe. Auch wenn der Markt in den Industrieländern langsam schrumpft – in Deutschland etwa um zwei bis drei Prozent jedes Jahr; die absolute Zahl der Raucher, so sagt die Gesundheitsorganisation WHO, nimmt weltweit weiter zu.

Aktientipp Imperial Brands

Mit zehn Prozent Umsatzplus im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres (bis 30. September 2016) legte Imperial zuletzt deutlich zu. Grund ist neben stabilen Umsätzen in Europa vor allem der florierende Absatz in Nordamerika. Jetzt zahlt sich aus, dass die Briten mehrere Zigarettenmarken von Reynolds American übernommen haben, die sie mit ihrem bisherigen Amerikageschäft zusammenpacken und damit die Rechnung eines ganzen Jahres aufpeppen: Nach dem zuletzt rückläufigen 2015er-Umsatz (6,25 Milliarden Pfund Sterling netto, 1 Pfund gleich 1,26 Euro) könnten es 2016 mehr als sieben Milliarden Pfund werden. Die Einsparbemühungen sind im Plan, allein in diesem Jahr sollen die Kosten um mehr als 50 Millionen Pfund sinken. Die Hochrechnungen, dass der Nettogewinn je Aktie 2016 um mehr als zehn Prozent auf knapp 240 Pence je Aktie steigt, sind damit realistisch. Sehr wahrscheinlich ist auch ein weiterer Anstieg der Dividende von 141 Pence je Aktie auf 155 Pence. Und diese Dividende gibt es von der Insel ohne Abzug, erst hierzulande wird darauf Abgeltungsteuer fällig.

Aktie: Admiral Group - Kostengünstige Kontinuität aus Wales

Henry Engelhardt gehört heute zu den 500 reichsten Bürgern der USA. Das Privatvermögen des 58-Jährigen wird taxiert auf etwa 1,21 Milliarden Dollar. Den Grundstein seines Vermögens legte der Sohn eines Fleischhändlers aus Chicago in Wales. Dort gründete er in der Hauptstadt Cardiff 1993 den Kfz-Direktversicherer Admiral und startete das erste Vergleichsportal für Versicherungen auf der britischen Insel. Eine kluge Entscheidung: Die Gehälter in Wales waren um einiges niedriger als in der Londoner City, und das Modell Direktversicherung stand vor dem Siegeszug.

Mit im Boot bei Admiral saß von Anfang an die Münchener Rück. Der weltgrößte Rückversicherer ist noch mit 10,14 Prozent am Aktienkapital beteiligt und nach Engelhardt (14,4 Prozent) der zweitgrößte Aktionär.

Aktientipp Admiral Group

2015 sorgten inzwischen 4,43 Millionen Kunden für einen Erlösanstieg um acht Prozent auf 2,12 Milliarden Pfund Sterling. Davon kamen 80 Prozent aus dem heimischen und elf Prozent aus der internationalen Kfz-Sparte. Den Rest steuerten Vergleichsportale und Nischenversicherer bei. Der Vorsteuergewinn der Gruppe verbesserte sich um sechs Prozent auf 377 Millionen Pfund, pro Aktie verdient wurden 107,3 Pence.

Admiral arbeitet mit einer geringeren Kostenquote als der Rest der Branche – 16 Prozent gegenüber 32 Prozent im Branchendurchschnitt. Die aufsichtsrechtliche Sollgröße für das Eigenkapital beträgt 420 Millionen Pfund. Admiral kommt auf 860 Millionen Pfund. Bis zu 200 Millionen Pfund überschüssiger Eigenmittel sollen binnen drei Jahren an die Aktionäre zurückfließen. Seit dem Börsengang 2004 hat Admiral insgesamt 2,1 Milliarden Pfund an die Aktionäre ausgeschüttet – rund 40 Prozent des aktuellen Marktwertes. Aufs Jahr gerechnet, bietet die Versicherungsaktie rund fünf Prozent Rendite.

Im Mai übergibt Engelhardt das Steuer an seinen bisherigen Stellvertreter und Mitgründer David Stevens. Stevens hält 3,44 Prozent des Aktienkapitals. Für Kontinuität sollte gesorgt sein.

Anleihe: PSA Peugeot, Fonds: UniNachhaltig Aktien Gl.

Anleihentipp: PSA Peugeot - Renditerally mit Staatsbeteiligung

Pünktlich zum ersten Gewinnabschluss nach drei Verlustjahren schickt der französische Autokonzern PSA Peugeot Citroën eine neue Anleihe ins Rennen: Bei Laufzeit bis 2023 bietet der 500 Millionen Euro schwere Unternehmensbond zwei Prozent Jahresrendite. Das ist kein schlechter Zins von einem der europäischen Traditionskonzerne (Gründung 1896), der in diesem Jahr mehr als 55 Milliarden Euro Umsatz und an die 1,5 Milliarden Euro Nettogewinn erzielen dürfte. Allerdings, mit einem Moody’s-Rating von Ba3 ist PSA ein spekulatives Investment, wenn auch hier im oberen, eher solideren Bereich. Zudem ist es eine Rückversicherung, dass der französische Staat 13,7 Prozent der PSA-Anteile hält.

2,973 Millionen Fahrzeuge haben die Franzosen 2015 verkauft, plus 1,2 Prozent. Wenn sie in diesem Jahr ähnlich zulegen, werden sie 2016 erstmals drei Millionen Fahrzeuge der Marken Peugeot, Citroën und DS verkaufen. Der Absatz in Europa (60 Prozent Umsatzanteil) zeigt nach oben, in China (rund 25 Prozent Umsatzanteil) sollten die zuletzt besseren Wirtschaftsdaten dazu beitragen, den Verkauf zu stabilisieren. Zudem zahlt sich die Partnerschaft mit dem chinesischen Fahrzeugkonzern Dongfeng aus, der mit 13,7 Prozent an PSA beteiligt ist.

ISINFR0013153707
Kurs102,00 Prozent
Kupon2,375 Prozent
Rendite2,07 Prozent
Laufzeit bis14.04.2023
WährungEuro

Mit einer strategischen Offensive will Konzernchef Carlos Tavares PSA als Autohersteller und Anbieter von Mobilitätsdienstleistungen neu ausrichten. Dass PSA seit seinem Amtsantritt 2014 dank Kostensenkungen – etwa durch Verringerung der Modellanzahl – wieder in die Gewinnzone kam, spricht für ihn. Bei autonahen Finanzgeschäften hat PSA eine Partnerschaft mit der spanischen Santander Bank geschlossen. Die konzerneigene Finanzierung hat sich durch Schuldenabbau verbessert: Die Eigenkapitalquote liegt (inklusive Finanzgeschäften) bei 25 Prozent; an Netto-Cash hat PSA derzeit 4,6 Milliarden Euro.

Fonds: UniNachhaltig Aktien Gl. - Sündige Unternehmen auf dem Prüfstand

Mit Umweltthemen wollen sich immer mehr Unternehmen interessant für Investoren machen, denn die ergänzen ihre Aktien- und Anleiheanalyse verstärkt um Umwelt-, Sozial- und Unternehmensführungsfaktoren. Für Ingo Speich, leitender Nachhaltigkeits-Fondsmanager bei Union Investment, sind sie ein Frühwarnsystem für Risiken. Bei Missständen steigt der Druck von Großanlegern. Skandale um Produktionsbedingungen in Entwicklungsländern, Schummelsoftware in Autos oder Korruptionsvorwürfe werden am Aktienmarkt hart bestraft. Heute sind nicht nur Aktien von Tabak-, Alkohol- und Waffenherstellern sündige Investments, sondern auch Öl-, Kohleförderer, Atomstrom- und Rohstoffproduzenten, Chemie- und Textilhersteller. Der schwedische Energiekonzern Vattenfall begründet den Verkauf seines deutschen Braunkohlegeschäfts damit, dass der CO₂-Ausstoß durch die Kohleverstromung das Image belaste. Selbst Apple legte Mitte April einen 50-seitigen Umweltbericht vor, der die Recyclingaktivitäten in ein gutes Licht rücken sollte.

Topperformer mit der besten Nachhaltigkeitseinstufung
Wertentwicklung in Prozent
Name¹ISIN seit 3 Jahren²seit 1 Jahrlaufendes Jahr
Aktienfonds weltweit anlegend
Jo Hambro Global OpportunitiesIE00B7MR557517,30,91,0
Fidelity Global Dividend EUR HedgedLU06055153779,7–0,71,1
BL-Equities HorizonLU00935701739,0–3,40,9
MFS Meridian Global Concentrated LU021944157214,0–5,31,1
3 Banken Dividenden-AktienstrategieAT0000A0XHJ87,6–6,6–2,1
Löwen-AktienfondsDE000976980210,3–6,8–3,2
Invesco Global Equity Income EUR HedgedLU07947918703,7–7,3–2,0
KCD-Union Nachhaltig AktienDE000532653210,1–8,2–3,5
terrAssisi Aktien I AMIDE000984734313,5–8,2–4,5
Allianz Global SustainabilityLU015882719511,5–8,8–3,7
MFS Meridian Global Equity LU009456074411,6–9,10,3
SEB ÖkoLux LU003659283910,9–9,2–2,5
UniNachhaltig Aktien GlobalDE000A0M80G411,6–9,3–2,7
Raiffeisen-Nachhaltigkeitsf-AktienAT00006779017,8–9,8–3,4
UBS ETF MSCI World SRILU062945974311,6–10,1–1,6
Aktienfonds mit Europa-Aktien
Deka-Euroland Aktien LowRisk SLU071385329811,6–6,0–3,1
SPDR® S&P Euro Dividend Aristocrats ETFIE00B5M1WJ8710,9–7,22,1
Ve-RI Equities Europe DE000976320111,4–7,4–5,4
DWS European OpportunitiesDE000847415615,0–7,4–7,1
db x-trackers Euro Stoxx Select Dividend³LU029209553512,1–8,1–0,6
Mischfonds mit Aktien- und Anleihen 
FOS Performance und SicherheitDE000A1JSUZ42,9–0,60,4
BfS Nachhaltigkeitsfd Ertrag SEB InvDE000A0B7JB74,0–2,60,5
Bethmann Stiftungsfonds PDE000DWS08Y83,7–3,3–0,5
FairWorldFondsLU04585388804,8–3,70,6
Ed. de Rothschild Europe Flexible LU11603526023,6–3,9–4,1

¹nur Fonds ab 20 Millionen Euro Volumen

²jährlicher Durchschnitt (in Euro gerechnet)

³weitere ETFs anderer Anbieter mit dem Index; Quelle: Morningstar 

Stand: 18.04.2016

Quelle: Morningstar

Mit dem neuen Sustainability-Rating von Morningstar können jetzt auch Privatanleger erkennen, ob die im Fonds steckenden Aktien oder Anleihen von Unternehmen oder Ländern bei Umweltverträglichkeit, Sozialstandards und Unternehmenspolitik überzeugen. Das beste Nachhaltigkeitsrating (Symbol: fünf Weltkugeln) erhalten 423 Fonds, die in Deutschland angeboten werden. Diejenigen mit der besten Einjahresperformance stehen in der nebenstehenden Tabelle.

Die unternehmensspezifischen Analysen für die Wertpapiere stammen vom niederländischen Spezialisten Sustainalytics. Unter den besten Aktien- und Mischfonds sind einige, die offiziell keinen Nachhaltigkeitsansatz haben. Der ist beim UniNachhaltigkeit Aktien Global, den Ingo Speich lenkt, fest verankert und nicht nur Zufall. Noch zahlt sich aber auf lange Sicht der gute Einfluss nicht als Mehrertrag gegenüber dem Aktienindex MSCI Welt aus.

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