Bitcoin & Co Die Macht im Krypto-Reich verschiebt sich

Geldautomat für Bitcoin: In Hongkong können Bitcoins so ge- und verkauft werden. Quelle: dpa

Die Unsicherheit am Markt für Digitalwährungen hält an. Die Kurse notieren weiter auf breiter Front im Minus. Analysten führen den Verfall auf Psychologie zurück – und auf eine globale Machtverschiebung im Krypto-Reich.

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Die Unsicherheit am Markt für digitale Währungen hält an. Nachdem deren Kurse zum Wochenstart überwiegend eingebrochen waren, notierten auch an den Folgetagen fast alle Währungen deutlich im Minus.

So lag der Marktführer Bitcoin weiter unter der Marke von 15.000 Dollar, mehr als 1.000 Dollar weniger als am Wochenende. Rund 21 Prozent im Minus notierte die Währung Ripple, hinter der zahlreiche Finanzinstitute stehen. Analysten führen den Verfall auf Psychologie zurück – und auf eine globale Machtverschiebung im Krypto-Reich.

Psychologisch wirkt etwa die Entscheidung des Branchendiensts Coinmarketcap nach, südkoreanische Börsen auszuschließen. Diese hatten lange deutlich höhere Tauschkurse als europäische und US-Börsen verzeichnet, was den globalen Durchschnittspreis verzerrte. Coinmarketcap hat sie nun aus der Kalkulation geworfen. Zwar sind westliche Anleger durch den Schritt kaum betroffen, da sie nicht in Südkorea handeln. Die Korrektur trieb aber viele Spekulanten zu Panikverkäufen, was die Kurse weiter drückte: ein Teufelskreis. In der Vergangenheit erholten sich die Kurse nach Abstürzen meist rasch, am Dienstag und Mittwoch aber hielt die Depression an.

Die zehn größten Kryptowährungen
Platz 10 nach Marktkapitalisierung: MoneroQuelle: Coinmarketcap Stand: 28. November 2018, 14 Uhr
Platz 9 nach Marktkapitalisierung: IOTAQuelle: Coinmarketcap Stand: 28. November 2018, 14 Uhr
Platz 8 nach Marktkapitalisierung: Ethereum ClassicWie beim Bitcoin teilte sich auch Ethereum bereits in zwei verschiedene Varianten. Beide konnten in diesem Jahr satt zulegen. Classic mit 2169 Prozent jedoch deutlich weniger als der große Bruder Ethereum. Quelle: Coinmarketcap Stand: 28. November 2018, 14 Uhr
Platz 7 nach Marktkapitalisierung: DashQuelle: Coinmarketcap Stand: 28. November 2018, 14 Uhr
Platz 6 nach Marktkapitalisierung: LitecoinQuelle: Coinmarketcap Stand: 28. November 2018, 14 Uhr
Platz 5 nach Marktkapitalisierung: Bitcoin Gold Der Coin hat sich erst vor wenigen Wochen vom Bitcoin abgespalten. Er verlor seitdem jedoch an Wert. Quelle: Coinmarketcap Stand: 28. November 2018, 14 Uhr
Platz 4 nach Marktkapitalisierung: RippleQuelle: Coinmarketcap Stand: 28. November 2018, 14 Uhr

Die meisten Bitcoin-Miner sitzen in China

Schuld dürften die strengeren Regeln vor allem der Aufseher in Asien sein. Bisher ist China das Zentrum des Bitcoin-Netzwerks. Dort sitzen die meisten Produzenten, die sogenannten Miner, die die Datenbank pflegen und dafür mit virtuellen Münzen belohnt werden. Da die digitale Buchhaltung viel Energie verschlingt (der Strombedarf könnte bald dem Dänemarks entsprechen), kommt der billige chinesische Kohlestrom wie gerufen. Stolze 75 Prozent des Minings entfallen auf fünf chinesische Anbieter. Doch Peking möchte die Ballung offenbar beenden: Geht es nach der Zentralbank und Aufsicht, sollen lokale Behörden ein „geordnetes Ende“ des Minings einleiten.

Auch im zweiten Krypto-Boomland, Südkorea, schauen die Aufseher strenger hin. Handel soll nur noch auf genehmigten Börsen möglich sein. Den Banken ist Bitcoin-Handel bereits verboten. Und jetzt verstärken die Behörden den Kampf gegen Geldwäsche: Inspiziert werden sechs Institute, die Konten für Krypto-Firmen führen. In Singapur haben die Banken solche Geschäftsbeziehungen zum Teil bereits beendet.

Dass sich die Politik in Ostasien gegen Bitcoin und Co. richtet, könnte den Schwerpunkt des Geschäfts 2018 nach Westen verschieben. Die chinesischen Miner BTC.Top, ViaBTC und Bitmain sehen sich bereits nach Standorten in den USA, Kanada und Island um. Dortige Akteure wittern satte Gewinne, sollten die Kurse wieder steigen.

Geläutert gibt sich ausgerechnet Jamie Dimon, Chef der US-Großbank JP Morgen, der Bitcoin im September noch als „Betrug“ bezeichnet und jedem Banker, der mit ihm handelt, mit der Kündigung gedroht hatte. Am Dienstag schwächte Dimon seine Kritik im Fernsehsender „Fox“ deutlich ab. „Ich bedauere, sie geäußert zu haben“, sagte er. Persönlich sei er am Thema „nicht interessiert“, aber die Blockchain-Technik, auf der der Bitcoin basiert, sei „real“. Jede neue Digitalwährung müsse individuell beurteilt werden.

Tatsächlich durchbricht eine Währung den Abwärtstrend: Die Nummer zwei, Ethereum, notierte am Mittwochmorgen über 14 Prozent im Plus. Die Besonderheit: Ethereum dient nicht nur der Spekulation, sondern hat schon heute reale Anwendungsfälle.

Dazu zählt das US-Spiel „CryptoKitties“, in dem virtuelle Kätzchen auf der Ethereum-Blockchain gespeichert werden. Jeder Spieler zieht eine einzigartige Katze groß und kann sie später verkaufen. Klingt banal, funktioniert gut: Die flauschigen Kätzchen begeistern bereits Zehntausende Fans. Dass auch Ethereum mit technischen Problemen kämpft, ist da fast vergessen.

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