Dabei raten Analysten immer noch zum Kauf von Aktien, gerade für die europäischen Börsen sehen viele enormes Potenzial.
Bekanntlich hat die Masse an der Börse immer Unrecht. Viele würden eine böse Überraschung erleben. Der Goldpreis hat ja schon gezeigt, was passieren kann. Das Argument für den steigenden Goldpreis der letzten Jahre war immer die – aufgrund der lockeren Geldpolitik - steigende Geldmenge. Aus Angst vor Inflation wurde Gold als Absicherung gekauft. Die gleichen Aspekte treiben auch die Aktienkurse. Wenn diese Faktoren den Goldpreis nicht mehr stabil halten, sondern die Preise sogar einbrechen, warum soll die Liquidität dann noch die Aktienkurse antreiben?
Heißt das, Anleger sollten von Aktien schon wieder die Finger lassen?
Nein, Aktien und Edelmetalle sind weiterhin ein guter Kauf. Aber Anleger sollten sich gegen Kurseinbrüche bestmöglich absichern.
Was raten Sie denn Ihren Kunden zur Absicherung?
Ich rate dazu, die Aktien in kritischen Marktphasen mit Verkaufsoptionsscheinen oder ähnlichen Produkten gegen fallende Kurse abzusichern. Das kostet unter Umständen ein wenig Rendite, sichert mir aber mein Vermögen gegen große Verwerfungen ab.
Dabei scheinen die Märkte aktuell ja relativ stabil zu sein. Noch nicht mal die Krise in Zypern hat zu nennenswerten Einbrüchen geführt.
Zypern war einfach zu klein für die Märkte. Aber es war von der Politik unverantwortlich, einen Bank-run zumindest billigend in Kauf zu nehmen, um dann hinterher zurückzurudern und zu behaupten, Einlagen unter 100.000 Euro seien sicher. Das ist stümperhafte Politik, da fragt man sich, ob die hauptberuflich Pizza ausfahren.
Dabei brüstet sich die Politik damit, dank Reformen in Ländern wie Portugal bereits einiges bewegt zu haben.
Nur weil wir nicht mehr täglich neue Schreckensmeldungen bekommen, sind Länder wie Portugal oder Spanien längst nicht gerettet. Es ist interessant, wie wir die Länder der Reihe nach durchfrühstücken und sie dann abschreiben, ohne dass sich dort etwas bessert.
Warum geht es nicht vorwärts?
Weil die Politik lediglich Sparpakete auflegt. Ohne echte Reformen und unterstützende Konjunkturpakete kommt aber die Wirtschaft in vielen Südländern nicht wieder zum Laufen, dafür ist sie zu verkrustet. Die Arbeitsgerichtsprozesse in Italien dauern bis zu zehn Jahre. Hier muss dringend reformiert werden. Unternehmer brauchen viel mehr Planungssicherheit, um investieren zu können und neue Mitarbeiter einzustellen. Dafür sind Strukturreformen nötig.
Möglicherweise hat die Politik die Liquiditätsspritzen der Europäischen Zentralbank (EZB) mit Konjunkturpaketen verwechselt?
Das mag sein. Aber der Staat müsste gar kein zusätzliches Geld ausgeben, er muss nur die vorhandenen privaten Gelder der Bürger und Versicherungen in die richtige Richtung lenken. Der daraus resultierende Aufschwung verträgt dann die notwendigen Reformen, die sich mit dem aktuellen Spardiktat nicht vertragen.