Dirk Müller "Wir könnten bei Aktien bald deutliche Kursverluste sehen"

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Löst Mr. Dax die Krise?

Wo die Inflation zuschlägt
Die Inflation frisst das Vermögen auf. Im Dezember lag die Preissteigerungsrate zwar nur bei 2,1 Prozent, von einer Preisexplosion ist Deutschland 2012 verschont geblieben. Jedoch machen die niedrige Zinsen vielen Anleger zu schaffen. Vor einigen Jahren konnten Anleger mit dem Kauf von Staats- und Unternehmensanleihen solider Schuldner noch einen realen Vermögenerhalt genieren. Heute ist dies nicht mehr möglich. Gleichzeitig schrecken die großen Schwankungen an den Aktienmärkten viele Sparer von einem Investment ab. Wir zeigen ihnen mit welchen Vermögenswerten sich die Inflation ausgleichen lässt. Quelle: dpa
GeldmarktAm Geldmarkt ist momentan nicht viel zu holen. Die Niedrigzinspolitik der EZB drückt die Renditen von Sparbuch und Tagesgeld. Im Durchschnitt erzielten Anleger mit ihrem Tagesgeldkonto eine Rendite von 0,74 Prozent . Noch schlechter fuhren Sparer mit ihrem Sparbuch. Gerade einmal 0,37 Prozent gab es im Durchschnitt. Die Inflation lässt sich damit nicht ausgleichen. In Deutschland sind beide Anlageobjekte trotzdem nach wie vor der Renner. Quelle: gms
Deutsche StaatsanleihenDeutsche Staatspapiere gelten am Markt nach wie vor als sichere Anlage. Schließlich genießt die Bundesrepublik noch immer Triple-A-Status. Die Zinsen für deutsche Bundespapiere gingen dagegen im letzten Jahr dramatisch zurück. Gerade einmal 0,45 Prozent erhielten Anleger als Zinsgutschrift. Nach Abzug der Inflation steht damit ein realer Vermögensverlust von knapp 1,5 Prozent. Quelle: dpa
UnternehmensanleihenVor einigen Jahren standen Unternehmensanleihen aus den USA und Deutschland bei Anlegern hoch im Kurs. Schließlich lag der Zinskupon weit über der Inflationsrate. Zudem lag das Insolvenzrisiko deutlich niedriger, als vor der weltweiten Banken -und Staatsschuldenkrise. Heute werfen Unternehmensanleihen im Durchschnitt 1,66 Prozent ab. Allerdings liegen die Anleihen aus Deutschland deutlich vor ihren amerikanischen Konkurrenten. Mit einer Rendite von knapp über zwei Prozent gleichen deutsche Unternehmensanleihen sogar knapp die Inflationsrate aus. Die meisten amerikanischen Firmen bieten dagegen Zinsen weit unter zwei Prozent. Quelle: dpa
Anleihen SchwellenländerBrasilien gehört zweifelsohne zu den künftigen Wirtschaftsmächten dieses Planeten. Mit steigender Bonität und Attraktivität für ausländische Investoren dürfte der Refinanzierungssatz in den kommenden Jahren deutlich sinken. Heute liegt die Rendite für zehnjährige Staatsanleihen aber noch bei knapp neun Prozent. Auch andere Schwellenländer bieten noch attraktive Zinssätze. Im Durchschnitt liegt dieser bei 2,29 Prozent. Quelle: dpa
Aktienmarkt - DividendenrenditeGerade einmal jeder fünfte deutsche Anleger investiert sein Geld in Aktien. Und das obwohl der Dax im abgelaufenen Jahr einen seiner besten Jahre aller Zeiten hingelegte. Einen Kursgewinn von knapp 30 Prozent verbuchte der deutsche Leitindex im Jahr 2012. Neben den Kursgewinnen profitierten die Anleger auch von soliden Dividendengewinnen. Im Durchschnitt betrugen diese im Dax 2,42 Prozent und lagen damit höher als in den amerikanischen Indizes. Anleger sollten einen Blick auf Unternehmen werfen, die über Jahre hinweg konstante Dividenden zahlten. Allerdings bleiben die Kursschwankungen ein nicht zu unterschätzendes Risiko und können die Dividendenrendite gegebenenfalls weit übersteigen. Quelle: rtr
Junk-BondsGemessen am aktuellen Zinsniveau sind Anleihen mit niedriger Bonität, umgangssprachlich auch Ramsch-Anleihen oder Schrottanleihen, der absolute Rendite-Knüller. Im Durschnitt kommen die Zocker-Papiere auf eine Rendite von 3,81 Prozent. Griechische Staatsanleihen bringen momentan, abhängig von der Laufzeit, eine Rendite von bis zu 30 Prozent - diese Papiere sind aber nur sehr wagemutigen Anlegern zu empfehlen. Quelle: dapd

In Ihrem aktuellen Buch „Showdown“ machen Sie einen Vorschlag, wie entsprechende Maßnahmen zum Ankurbeln der Wirtschaft in Europa aussehen könnten.

Es geht darum, Schulden und Erspartes nicht mehr durch Inflation zu vernichten. Stattdessen müssen wir es schaffen, mit dem Ersparten die Wirtschaft anzukurbeln und so sukzessive die Schulden zu tilgen. Wir müssen den natürlichen Kreislauf des Geldes wieder in Fluss bringen.

Wie soll das konkret funktionieren?

Beispielsweise indem die Politik entsprechende Infrastrukturfonds schafft und die Garantien für das eingezahlte Geld übernimmt, ähnlich der Einlagensicherung für Bankkonten. Es sollten mehrere Fonds sein, die um die Anlegergelder werben und miteinander konkurrieren. Das eingesammelte Geld wiederum sollte möglichst sinnvoll angelegt werden, etwa in den Netzausbau oder neue schadstoffarme Kraftwerke, um die Energiewende gemeinsam zu fördern.

Warum sollte der Staat das garantieren?

Der Staat geht kein Risiko ein, denn wenn alles schief geht, gehören ihm am Ende die entsprechenden Netze und Kraftwerke, in die die Fonds investiert haben.

Und der Anleger vertraut den Fonds dank der staatlichen Garantie sein Erspartes an?

Ja, der Bürger kann das Investment als Altersvorsorge nutzen. Zusätzlich zur staatlichen Garantie profitiert er vom wirtschaftlichen Aufschwung, etwa durch steigende Löhne.  

Damit würde Infrastruktur wieder verstaatlicht. Wer sollte daran ein Interesse haben?

Wieso verstaatlicht? Sie bleibt im Besitz der investierenden Bürger und ihrer Versicherungen. Die staatliche Garantie ist nur ein notwendiger Kniff um die Vorgaben von Basel II einzuhalten. Ich habe bereits einige Gespräche mit Vertretern der Versicherungswirtschaft geführt, die suchen nur nach so einem Projekt. Denn Versicherer brauchen dringend Anlagemöglichkeiten, die sich rentieren. Im aktuellen Niedrigzinsumfeld fällt es den Konzernen immer schwerer, den Versicherten ihren Garantiezins zu zahlen. Auch die Politik müsste ein massives Interesse an einem solchen Projekt haben.

Luxusautoproduzenten und Hersteller hochwertiger Uhren sprechen oft die gleiche Zielgruppe an. Viele machen gleich gemeinsame Sache.

Und die Energiekonzerne?  

Die dürften auch dabei sein, denn alleine kann die Branche die Energiewende nicht mehr finanzieren. Die Aktienkurse von E.On oder RWE sind im Keller, nur mit Fremdkapital ist der Netzausbau nicht zu stemmen.

Wenn alle das Projekt begrüßen, was spricht dann gegen die Fonds?

Naja, es gibt natürlich auch Verlierer. Leidtragende sind vor allem die Banken, denn Anleger würden natürlich einen Teil ihrer Einlagen von den Banken abziehen, um in die Fonds investieren zu können. Die Bürger und Versicherungen wären mit ihrem Eigenkapital die Konkurrenten der Banken, die gerne weiter Fremdkapital bereitstellen würden, was die Krise aber immer weiter verschärft. Andererseits müssen die Geldinstitute mit ins Boot geholt werden, um die Fonds aufzubauen und zu managen. Hier könnten sie weiterhin Geld verdienen.

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