In Ihrem aktuellen Buch „Showdown“ machen Sie einen Vorschlag, wie entsprechende Maßnahmen zum Ankurbeln der Wirtschaft in Europa aussehen könnten.
Es geht darum, Schulden und Erspartes nicht mehr durch Inflation zu vernichten. Stattdessen müssen wir es schaffen, mit dem Ersparten die Wirtschaft anzukurbeln und so sukzessive die Schulden zu tilgen. Wir müssen den natürlichen Kreislauf des Geldes wieder in Fluss bringen.
Wie soll das konkret funktionieren?
Beispielsweise indem die Politik entsprechende Infrastrukturfonds schafft und die Garantien für das eingezahlte Geld übernimmt, ähnlich der Einlagensicherung für Bankkonten. Es sollten mehrere Fonds sein, die um die Anlegergelder werben und miteinander konkurrieren. Das eingesammelte Geld wiederum sollte möglichst sinnvoll angelegt werden, etwa in den Netzausbau oder neue schadstoffarme Kraftwerke, um die Energiewende gemeinsam zu fördern.
Warum sollte der Staat das garantieren?
Der Staat geht kein Risiko ein, denn wenn alles schief geht, gehören ihm am Ende die entsprechenden Netze und Kraftwerke, in die die Fonds investiert haben.
Und der Anleger vertraut den Fonds dank der staatlichen Garantie sein Erspartes an?
Ja, der Bürger kann das Investment als Altersvorsorge nutzen. Zusätzlich zur staatlichen Garantie profitiert er vom wirtschaftlichen Aufschwung, etwa durch steigende Löhne.
Damit würde Infrastruktur wieder verstaatlicht. Wer sollte daran ein Interesse haben?
Wieso verstaatlicht? Sie bleibt im Besitz der investierenden Bürger und ihrer Versicherungen. Die staatliche Garantie ist nur ein notwendiger Kniff um die Vorgaben von Basel II einzuhalten. Ich habe bereits einige Gespräche mit Vertretern der Versicherungswirtschaft geführt, die suchen nur nach so einem Projekt. Denn Versicherer brauchen dringend Anlagemöglichkeiten, die sich rentieren. Im aktuellen Niedrigzinsumfeld fällt es den Konzernen immer schwerer, den Versicherten ihren Garantiezins zu zahlen. Auch die Politik müsste ein massives Interesse an einem solchen Projekt haben.
Und die Energiekonzerne?
Die dürften auch dabei sein, denn alleine kann die Branche die Energiewende nicht mehr finanzieren. Die Aktienkurse von E.On oder RWE sind im Keller, nur mit Fremdkapital ist der Netzausbau nicht zu stemmen.
Wenn alle das Projekt begrüßen, was spricht dann gegen die Fonds?
Naja, es gibt natürlich auch Verlierer. Leidtragende sind vor allem die Banken, denn Anleger würden natürlich einen Teil ihrer Einlagen von den Banken abziehen, um in die Fonds investieren zu können. Die Bürger und Versicherungen wären mit ihrem Eigenkapital die Konkurrenten der Banken, die gerne weiter Fremdkapital bereitstellen würden, was die Krise aber immer weiter verschärft. Andererseits müssen die Geldinstitute mit ins Boot geholt werden, um die Fonds aufzubauen und zu managen. Hier könnten sie weiterhin Geld verdienen.