Oft holen Aktien den Kursabschlag nach der Dividendenzahlung schnell wieder auf. In den drei Jahren seit 2007, in denen der Dax mit Plus schloss, brauchte eine Dax-Aktie im Schnitt 16 Börsentage, um den Kursabschlag wettzumachen. Das Problem: In allgemein schlechteren Börsenphasen, in diesem Fall in 2008 und 2011, dauerte die Aufholjagd mindestens doppelt so lange. Einige Titel konnten den Schlusskurs vor dem Ex-Tag gar nicht mehr erreichen. So auch die T-Aktie 2011: Vor der Dividendenzahlung kostete sie 11,32 Euro – diese Marke hat sie nie wieder erreicht. Nach der Hauptversammlung ist eben nicht vor der Hauptversammlung.
Von einer einmalig schönen Dividende haben Anleger wenig. Sie profitieren vielmehr bei Unternehmen, die bewiesen haben, dass sie ihre Ausschüttungen stetig halten oder gar steigern können. „Ist die Dividende nachhaltig, holt ein Unternehmen den Kursabschlag schneller wieder auf“, hat Fondsmanager Schüssler beobachtet. Schließlich stimme dann in der Regel auch der Gesamtausblick für das Unternehmen. Dividendenexperten wie er achten neben der Dividendenrendite verstärkt auch auf die Ausschüttungsquote – 50 Prozent des Gewinns sind angemessen – und das Dividendenwachstum.
Warnsignal
Der Begehrlichkeit sind allerdings Grenzen gesetzt. „Eine Dividendenrendite von mehr als sechs Prozent ist ein Warnsignal und stellt die Nachhaltigkeit der Zahlung infrage“, sagt Schüssler. Die Rendite ist umso höher, je niedriger der Kurs ist. Eine sehr hohe Dividendenrendite weisen vor allem Aktien auf, deren Kurse stark gefallen sind. Nur wenn der Markt diese Aktien also völlig falsch einschätzt, ist die hohe Rendite ein Kaufsignal. Weil die Börse Aktien auf längere Sicht meist nicht zu Unrecht abstraft, wählt Alexandra Annecke, Fondsmanagerin bei Union Investment, deshalb nur Titel mit einer Dividendenrendite zwischen drei und sechs Prozent. Dividenden-Anlegern geht Vorsicht über alles: „In der Regel sind Unternehmen mit hohen Dividenden reifere Unternehmen, deren Pleiterisiko ist meist geringer“, sagt Annecke.
Über einen Kamm scheren mit sicheren Anleihen zahlungskräftiger Schuldner sollte man Dividendenaktien dennoch nicht. „Es gibt keine Garantie für eine Dividende in der Zukunft“, warnt die Fondsmanagerin. Umso wichtiger ist es, dass die Dividende nicht aus dem Kapital, sondern aus dem laufenden Ertrag gezahlt wird.
Reiche Beute
Viel zu holen gibt es in der diesjährigen Dividendensaison etwa bei der Walldorfer Softwareschmiede SAP. Sie zahlt neben der regulären Dividende von 75 Cent noch eine Sonderdividende von 35 Cent – als Geschenk an die Aktionäre zum 40-jährigen Bestehen des Konzerns. Die Deutsche Börse will ihre Aktionäre nach dem Scheitern der Fusion mit der NYSE mit einer zusätzlichen Dividende von einem Euro bei der Stange halten. Insgesamt schüttet der Konzern 3,30 Euro aus – 57 Prozent mehr als 2011. Und BMW plant, seinen Aktionären nach einem Rekordjahr nun auch eine Rekorddividende zu zahlen. 2,30 Euro gibt es – einen Euro mehr als im Vorjahr.
BMW und SAP gehören zu den Titeln, die in den vergangenen fünf Jahren ihren Kursabschlag nach der Dividendenzahlung wieder relativ fix aufholen konnten. Wenn ein Aktionär seine Bardividende nicht reinvestiert, sondern verkonsumiert hat, erzielte er mit BMW-Titeln seit 2007 ein Plus von 73,1 Prozent, mit SAP-Papieren 32,6 Prozent.
Erschreckend ist dagegen das Bild des Dividendenstars T-Aktie. Bilanziert der Aktionär sein Investment seit 2007, so steht er heute mit 6,8 Prozent Verlust da. Alle Dividendenzahlungen seit dem Börsengang 1996 von insgesamt 5,42 Euro je Aktie berücksichtigt, taxiert die Börse die Volksaktie heute immer noch knapp drei Euro unter dem damaligen Ausgabepreis.
Vielversprechende Dividendentitel sind dagegen BASF, BMW und die Deutsche Post. Mit ein paar Abstrichen sind auch Allianz und Metro interessant. Ein Korb aus diesen fünf Papieren sollte deutlich besser als der Dax abschneiden. Aus dem MDax sind Douglas, Leoni, Rheinmetall, Wacker Chemie und Wincor Nixdorf dividendenstark und noch attraktiv bewertet.
Fondsmanager schwören auf wenig konjunkturabhängige Klassiker wie Nestlé, Unilever, McDonald’s oder Philip Morris. Konsumgüter haben immer Konjunktur. „Bei Nestlé wächst die Dividende jedes Jahr – berechenbar wie ein Schweizer Uhrwerk“, sagt Fondsmanagerin Annecke.