Dividenden Jackpot für Aktionäre

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Geheimnis des Erfolgs

Die Talfahrt der T-Aktie
Deutsche Telekom Quelle: dpa
Ron Sommer zeigt den Ausgabepreis der Telekom-Aktie Quelle: dpa
Die Strategie von Telekom-Chef Ron Sommer fußte auf der Aufspaltung des riesigen ehemaligen Staatskonzerns in vier Geschäftsfelder  (T-Com, T-Mobile, T-Online und T-Systems). Ursprünglich sollte jede einzelne Gesellschaft an die Börse gehen. Letztlich gelang dies nur bei der Internet-Tochter T-Online, die ab dem 17. April 2000 an der Börse debütierte. Ausgegeben wurden die Aktien zum Stückpreis von 27 Euro, die Telekom nahm so 2,7 Milliarden Euro ein. Quelle: AP
Im Sommer 2000 ersteigerte die Mobilfunktochter T-Mobile UMTS-Lizenzen für einen Preis von umgerechnet 8,5 Milliarden Euro, die sich lange Jahre mangels entsprechender Kundennachfrage und Schwierigkeiten in der technischen Umsetzung als relativ nutzlos erwiesen. Quelle: Reuters
Der Kurs der Telekom-Aktie von 2000 bis Anfang 2012
Im Mai 2001 kaufte die Telekom die US- Mobilfunkunternehmen Voicestream und Powertel für umgerechnet mehr als 39 Milliarden Euro einschließlich der übernommenen Schulden – was heftige Kritik an Konzernchef Ron Sommer hervorrief. Erst 2005 galt die mittlerweile in T-Mobile USA umbenannte Mobilfunksparte als rentabel. Quelle: AP
Anfang 2001 führte eine Wertberichtigung von Immobilienwerten um 2,2 Milliarden Euro in der Bilanz für 2000 zu einer Klagewelle von Privataktionären, die sich betrogen fühlten. Aufgedeckt hatte die allzu optimistische Bewertung der Telekom-Immobilien in der Bilanz das Anlegermagazin „Die Telebörse“ aus der Verlagsgruppe Handelsblatt. Quelle: dpa

„Die Dividende ist ein wichtiger Bestandteil des Gesamterfolgs“, so Annecke. Sie macht etwa 50 Prozent der gesamten Wertentwicklung aus: Seit 1988 legte der Dax inklusive Dividenden rund 643 Prozent zu. Rechnet man die Dividenden allerdings heraus, so liegt der reine Kursanstieg bei 319 Prozent. Kein Wunder also, dass sich Dividendenfonds, -zertifikate und -strategien großer Beliebtheit erfreuen. Die Sparkassen-Fondsgesellschaft Deka hat allein in den ersten drei Monaten des Jahres mit zwei Dividendenfonds 10,6 Millionen Euro eingesammelt, während aus den Deka-Aktienfonds rund 390 Millionen Euro abgeflossen sind. „Dividendenfonds profitieren vom niedrigen Zinsniveau“, heißt es bei der Deka. Anleger vergleichen die Dividendenrenditen mit denen von Anleihen und Tagesgeld und wagen dann ein Aktienengagement mit angezogener Handbremse. In reinen Dividendenzertifikaten stecken hierzulande 700 Millionen Euro, rund 80 Prozent davon beruhen auf den Dividendenaktien-Indizes EuroStoxx Select Dividend 30 und DivDax.

Der DivDax umfasst die 15 dividendenstärksten Titel aus dem Dax. Die Börse setzt ihn in jedem Jahr im September neu zusammen. Über einen längeren Zeitraum fahren Anleger damit gut, auf die Titel mit der höchsten Dividendenrendite zu setzten. Kurz- und mittelfristig hat dieses sehr starre Vorgehen jedoch Schwachstellen.

Die 15 dividendenstärksten Titel (DivDax) liefen schlechter als der Dax

Ausgefeilte Strategien

„Wann wird so ein Index aus der Taufe gehoben?“, fragt ein Brancheninsider und gibt selbst die Antwort: „Wenn er sich zuletzt super entwickelt hat.“ Anleger, die stur an dem einseitig gestrickten Dividendenindex festhielten, liefen in die Falle: Denn mit der Finanzkrise kamen die Finanzwerte unter Druck und mit ihnen der DivDax, der bis dato viele Finanztitel enthielt. Wer 2005 auf den DivDax setzte, erzielte bis heute jährlich ein Plus von vier Prozent, wer auf den klassischen Dax wettete, gewann dagegen 5,1 Prozent. Besser lief es langfristiger, etwa von 1999 an: Der DivDax schaffte bis heute pro Jahr 4,9 Prozent, der Dax nur 2,4 Prozent.

Der DivDax geht auf die Strategie „Dogs of the Dow“ zurück. Nach der Strategie kaufen Anleger die zehn Aktien mit der höchsten Dividendenrendite aus dem Dow-Jones-Index. Der US-Analyst Michael O’Higgins wählte aus den zehn Werten diejenigen mit dem niedrigsten absoluten Kurs aus. Rational gibt es dafür keinen Grund, doch diese Aktien entwickelten sich über Jahre noch einmal besser, vermutlich vor allem deshalb, weil Anleger eher kaufen, wenn sie für eine Aktie einen relativ kleinen absoluten Betrag in die Hand nehmen müssen.

Psychologische Komponente

Noch ausgefeilter sind einige spezielle Dividendenstrategien. So kann es Sinn machen, Aktien von Unternehmen zu kaufen, bei denen wenige Großaktionäre das Sagen haben. Familienaktionäre drängen, wenn sie die Aktien langfristig halten und deshalb keine Einnahmen aus Verkäufen haben, auf eine beständige und hohe Dividende – oder zumindest auf eine Art jährliche Garantiedividende. Beispiele sind im Dax BMW (Familie Quandt) oder Metro (Familien Haniel, Schmidt-Ruthenbeck und Beisheim) und im MDax etwa der Optiker Fielmann, an dem die Gründerfamilie 71 Prozent der Anteile hält (3,3 Prozent Dividendenrendite). Auch Finanzinvestoren quetschen gern möglichst viel Dividende aus Unternehmen, so etwa Permira, die 88 Prozent der Stamm- und 42 Prozent der Vorzugsaktien von Hugo Boss halten (3,4 Prozent Dividendenrendite).

Generell läuft bei Unternehmen die Dividendenentwicklung „stabiler als die der Gewinne“, so die Analysten von ING Investment. Die Kurse von Dividendentiteln entwickeln sich weniger erratisch. In der Doppelcrash-Dekade (New-Economy-Crash und Lehman-Pleite) 2000 bis 2009 haben Aktien mit hoher Dividendenrendite laut einer Studie der DWS 30 Prozent weniger stark geschwankt als die Börsen insgesamt.

Nicht zu unterschätzen ist schließlich die psychologische Komponente: Wenn Kurse fallen, bleibt dem Aktionär immer noch die Dividende als Ertragsquelle, er verliert also nicht so schnell die Nerven wie andere Aktionäre. Das zahlt sich meist aus. Ausnahmen wie die T-Aktie bestätigen die Regel.

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