Dagegen kam die Nummer drei der Branche, die Hannover Rück, eher glimpflich davon. Der Nettogewinn fiel 2011 dennoch noch um 19 Prozent auf 606 Millionen Euro und konnte damit nicht an das Rekordergebnis aus dem Jahr zuvor anknüpfen, teile Hannover Rück heute mit. Dennoch senken die Niedersachsen im Gegensatz zur Münchener Rück die Dividende. Die Ausschüttung soll um 20 Cent niedriger ausfallen, insgesamt 2,10 Euro je Aktie. Dass das Ergebnis im Vergleich zum Branchenprimus besser ausfiel, lag vor allem an einer Steuererstattung in Höhe von 128 Millionen Euro sowie einem um zehn Prozent höheren Kapitalanlageergebnis. Abschreibungen auf griechische Staatsanleihen gab es keine. Die Belastungen aus Naturkatastrophen, die bei der Hannover Rück den zweithöchsten jemals erzielten Wert ausmachten, summierten sich auf 980,7 Millionen Euro, nach 661,9 Millionen Euro im Vorjahr.
Schweizer mit bestem Ergebnis
Auf der Ergebnisseite machte der zweitgrößte Rückversicherer Swiss Re die beste Figur. Trotz immenser Schadenzahlungen konnten die Schweizer ihren Gewinn gegenüber dem Vorjahr auf 2,6 Milliarden Dollar verdreifachen. „Es war das Jahr mit dem höchsten ökonomischen Schaden für den Planeten“, sagte Konzernchef Michael Lies bei der Vorstellung der Zahlen Ende Februar. Swiss Re kosteten die Naturkatastrophen 3,4 Milliarden Dollar
Allerdings haben dem Konzern unter anderem eine außergewöhnlich niedrige Steuerquote infolge der Umstrukturierung des Konzerns sowie die Auflösung nicht mehr benötigter Schadenreserven in Höhe von 1,3 Milliarden Dollar geholfen. 2010 hatte noch eine an den legendären US-Investor Warren Buffett gezahlte Entschädigung das Ergebnis verhagelt. Marode Euro-Staatsanleihen spielten anders als bei der Konkurrenz keine Rolle. „Wir haben richtig investiert“, sagte Finanzchef Quinn. Swiss Re hat in seinen 151 Milliarden Dollar Anlagen kaum Anleihen der von der Schuldenkrise betroffenen Euro-Länder. „Das Ergebnis war insgesamt solide, auch wenn die Reserveauflösungen im vierten Quartal beträchtlich waren“, erklärte Analyst Daniel Bischof vom Broker Helvea. Sein Kollege Martin Schwab von der Bank Sarasin kommentierte: „Obendrein dürften die überzeugende Dividende und die Erklärungen zu möglichen Sonderdividenden vom Markt positiv aufgenommen werden.“ Swiss Re hat eine Dividende von drei Franken je Aktie sowie Sonderausschüttungen angekündigt.
Wer hat die Kosten im Griff?
Im direkten Vergleich der drei größten Rückversicherer ist vor allem die sogenannte Schaden-Kosten-Quote interessant. Ein Wert von mehr als 100 Prozent im Schaden/Unfall-Bereich zeigt an, dass die aufgewendeten Summen für die Schadenregulierung und die Verwaltungskosten nicht mehr durch die eingenommenen Versicherungsprämien gedeckt sind.
Die schlechteste Schaden-Kosten-Quote hatte 2011 die Munich Re mit 113,6 Prozent. Im Vorjahr hatte sie noch bei 100,5 Prozent, im Jahr 2009 bei 95,3 Prozent gelegen. Für den Marktführer eine ungünstige Entwicklung. Allerdings ist Konzern-Chef Nikolaus vom Bomhard davon überzeugt, dass wieder bessere Zeiten kommen. Eine solche Häufung von Naturkatastrophen wie 2011 gebe es statistisch nur alle 50 Jahre. Für das laufende Jahr planen die Münchener daher auch nur 1,3 Milliarden Euro für Schäden aufgrund von Naturkatastrophen ein.