Dollar und Pfund Von der Leitwährung zur Leidwährung

Noch ist der Dollar die Währung Nummer eins. Aber China setzt als daran den Renminbi als Leitwährung zu etablieren. Quelle: imago images

Wie der Dollar das Pfund als Leitwährung abgelöst hat, welche Macht der Dollar den USA international gibt und wie andere Staaten diese brechen wollen.

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Bis in die 1950er Jahre hinein war das Vereinigte Königreich die Schutzmacht im Nahen Osten. Der Sturz des letzten ägyptischen Königs Faruk 1952 änderte alles. Großbritannien hatte nach dem zweiten Weltkrieg immense Kriegsschulden gegenüber den USA. Bereits vor Ausbruch der ägyptischen Revolution 1952 drohten deshalb die Notenbanken der USA und Frankreichs mit dem Verkauf von britischen Staatsanleihen und Pfund Sterling. Die Amerikaner wollten die Briten als Schutzmacht im Nahen Osten ablösen und den Dollar als weltweite Leitwährung etablieren. Die diplomatische Niederlage der Briten in der Suez-Krise 1956 besiegelte das Ende des Pfund Sterling als Abrechnungswährung für Erdöllieferungen. Die Folge war ein massiver Pfundüberhang an den Devisenmärkten. Dadurch hat sich in den Folgejahren ein ständig wachsender Inflationsdruck aufgebaut auf der Insel. Ende der 1960er Jahre stieg die Inflation sprunghaft an. Die britische Wirtschaft hat sich von ihrem damaligen Abstieg bis heute nicht wirklich erholt.

Die Ablösung des Pfund als Ölwährung wurde 1945 beim Treffen des amerikanischen Präsidenten Franklin D. Roosevelt mit dem saudischen König Abd al-Aziz ibn Saud auf der USS Quincy im Roten Meer eingeleitet. Die USA garantierten den Saudis militärischen Schutz, während die Saudis versprachen, von nun an Öl nur noch gegen Dollar zu verkaufen. Die steigende Nachfrage nach Öl sorgte so für eine beständig steigende Nachfrage nach Dollar. Saudi-Arabien recycelte seine Petro-Dollar durch den Kauf von Schuldpapieren der US-Regierung.

Welthandel und internationale Finanzgeschäfte wurden immer mehr in Dollar abgewickelt. Die Nachfrage nach Dollaranlagen, etwa nach US-Staatsanleihen, hielt das Zinsniveau in den USA tief und erleichterte der US-Regierung die Schuldenaufnahme. Investitionen wurden angeschoben, aber auch der Konsum. Mit der Zeit wandelten sich die USA von einer prosperierenden Industrienation zu einer hochverschuldeten Konsumnation. Neue Ausgaben wurden mit immer größeren Mengen an geliehenen Dollar finanziert. Mit dem zunehmenden Dollarangebot verlor der Greenback immer mehr an Wert.

Noch aber ist der Dollar die mit Abstand wichtigste Reservewährung der Welt, weshalb sich die USA im Ausland problemlos verschulden können. Nach Statistiken des Internationalen Währungsfonds werden noch 62,48 Prozent der weltweiten Währungsreserven in Dollar gehalten. Dahinter folgen Euro (20,39), Yen (4,81) und Pfund (4,68).
Da der Welthandel überwiegend in Dollar abgewickelt wird, können die USA andere Länder und einzelne Unternehmen systematisch vom internationalen Handel ausschließen. Das US-Finanzministerium kann ihnen die Nutzung des Dollar untersagen und deren Handelspartnern mit Sanktionen drohen - wie jetzt im Zusammenhang mit der einseitigen Aufkündigung des Atomabkommens mit dem Iran oder im April bei den Sanktionen gegen russische Oligarchen und deren Firmen.

Wegen ihrer hohen Verschuldung sind die USA aber nicht unverwundbar. Unter Berücksichtigung aller zukünftigen Verpflichtungen belaufen sich die Schulden der USA auf gigantische 113.000 Milliarden Dollar. Langfristig könnten die jetzt unter US-Präsident Donald Trump angezettelten Handelskonflikte und Sanktionen die Rolle des Dollar als Weltleitwährung unterminieren. Schon jetzt haben zahlreiche Kooperationen und Arrangements zwischen den Golfstaaten sowie mit China und Russland die Bedeutung der OPEC als Stütze bei der Durchsetzung des Petro-Dollar reduziert. China arbeitet seit Jahren auf die Ablösung des Dollar als Leitwährung hin, indem es bilaterale Handelsabkommen in Renminbi abschließt. In Shanghai startete im März der Ölhandel in Renminbi. Zöge Europa jetzt nach und drohte mit der Umstellung des Ölhandels von Dollar auf Euro, wäre das vermutlich ein Druckmittel, das auf Trump mehr Wirkung zeigte, als Strafzölle auf Harley’s, Jeans oder Bourbon. In die gleiche Richtung zielte eine stärkere Kooperation Europas mit China und Russland.

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