Dow Jones und Dax im Rally-Modus Märkte erwarten eine Zinserhöhung der Fed

Nach Trumps erster Rede vor dem US-Kongress machen der Dow Jones und der Dax deutliche Gewinnsprünge. Ausschlaggebend dafür war aber vor allem die Erwartung einer bald folgenden Erhöhung der US-Leitzinsen.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Die Frage ist, wie lange die gute Laune anhält. Quelle: AFP

New York Vier Worte treiben die Kurse an: Am Dienstag sagte Bill Dudley, Chef der Fed New York, die Argumente für eine Zinserhöhung seien jetzt „a lot more compelling“, also deutlich überzeugender als noch vor kurzem. Die Märkte schlossen daraus, dass dieser Schritt mit recht hoher Wahrscheinlichkeit schon im März ansteht. Zwei andere Notenbanker äußerten sich ähnlich, aber Dudley gab den Ausschlag. Denn erstens gilt er als sehr vorsichtig und zweitens steht er Fed-Chefin Janet Yellen in seinen Überzeugungen sehr nah.

Der amerikanische Dow-Jones-Index wurde von dem neuen Optimismus erstmals über die Marke von 21.000 Punkten gehoben, der deutsche Dax zum ersten Mal seit langem wieder über die Schwelle von 12.000 Punkten.

Es mag überraschen, dass eine anstehende Zinserhöhung durch die US-Notenbank (Fed) die Aktienkurse hoch treibt – oft genug passiert genau das Gegenteil. Aber vor dem Hintergrund einer insgesamt optimistischen Stimmung und einer relativ gut laufenden US-Wirtschaft wird der anstehende Zinsschritt als Zeichen der Stärke gewertet. Hinzu kommt, dass die Banken ganz konkret davon profitieren. Ihre Kurse, etwa der von JP Morgan, zogen daher besonders stark an.

Die Frage ist, wie lange die gute Laune anhält. Am Freitag hält Yellen selbst eine Rede und dämpft möglicherweise die Erwartungen wieder. Michael Feroli, Fed-Experte bei JP Morgan, schreibt zudem: „Grund für die Kursveränderungen scheint mehr die Rhetorik der Fed zu sein als die Daten.“ Nach seiner Darstellung waren die harten Daten zur US-Wirtschaft im ersten Quartal 2017 bisher enttäuschend, während Umfragen, die mehr die Stimmung widerspiegeln, deutlich besser aussahen.

Feroli macht außerdem darauf aufmerksam, dass Dudleys Äußerung in einem Fernsehinterview fiel und nicht Bestandteil einer vorbereiteten Rede war. Das spricht dagegen, dass es sich dabei um eine gezielte Botschaft an die Märkte handelte. Klar ist aber, dass die Stimmung an den Märkten und bei Ökonomen anders ist als vor wenigen Wochen. Inzwischen besteht nur noch wenig Zweifel daran, dass die Fed ihre Vorhersagen mehrerer Zinserhöhungen 2017 erfüllen wird, nachdem sie 2016 mit nur einem Schritt im Dezember weit hinter ihren eigenen Prognosen zurückgeblieben war.

Unklar ist, inwieweit die erste Rede von Donald Trump als US-Präsident vor beiden Häusern des Parlaments zum Höhenflug der Aktien beigetragen hat. Es liegt nahe, hier eine Verbindung zu sehen, weil die Rede am Dienstabend von vielen Amerikanern am Fernsehen verfolgt und von Trumps Anhängern aus dem Senat und dem Abgeordnetenhaus mit Applaus-Salven zelebriert wurde. Anders als zuvor erhofft hat Trump aber inhaltlich nichts Neues gesagt, vor allem keine Details zu seinen Steuer- und Infrastrukturplänen geliefert.

Die Rede war auf der anderen Seite weniger düster als manche seiner früheren Ansprachen, sie hatte einen optimistischeren Ton. Trump bat zudem mehrfach die oppositionellen Demokraten um Unterstützung und ließ damit einen Hauch von Versöhnlichkeit anklingen.

In der Sache war allerdings keine Kompromissbereitschaft zu erkennen. So wiederholte er die durch Zahlen nicht zu belegende Behauptung, Obamacare, die von den Demokraten geschaffene Krankenversicherung, stehe kurz vor dem Zusammenbruch. Er und die republikanische Partei wiederholen dies unermüdlich als Begründung dafür, das System zu demontieren, das Millionen Amerikanern erstmals eine angemessene ärztliche Versorgung ermöglicht hat.

Ein guter Teil der gesamten Aktienrally in den letzten Monaten wurde von der Hoffnung auf Trumps Wirtschaftspolitik getrieben. Offenbar hat es nicht weiter gestört, dass er am Dienstag keine Details dazu lieferte. Schon bisher sind aber auch an den Märkten immer wieder Zweifel deutlich geworden, ob und wann er seine Wachstumsziele erreichen kann. Hier stellt sich die Frage, wie weit die Geduld der Investoren reicht, bis sie dann doch konkrete politische Schritte sehen wollen.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%