Dr. Doom „Die Party endet, wenn niemand damit rechnet“

Die Rekordjagd an der Wall Street könnte Anleger in falsche Sicherheit wiegen, warnt der berühmte Investor Marc Faber.

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Die Rekordjagd an der Wall Street könnte Anleger in falsche Sicherheit wiegen. Quelle: AP

Was genau eine starke Börsenkorrektur auslösen könnte, wisse niemand, auch er nicht. Das aber sei der Grund, warum die Leute weiter Aktien kauften. Trotzdem wird eines Tages etwas passieren, glaubt der Autor und Herausgeber des weltweit viel beachteten „Gloom, Boom & Doom Report“. Und anders als US-Notenbankchefin Janet Yellen ist sich Faber ziemlich sicher, dass er zu seinen Lebzeiten noch eine große Finanzkrise erleben werde. Faber ist 71 Jahre alt.

Die große Krise werde vermutlich kommen, wenn die Wall Street es am wenigsten erwartet. Das war schon so auf dem Höhepunkt der Nasdaq-Blase zur Jahrtausendwende. Faber erinnert sich an einen Artikel im US-Magazin „Forbes“ vom 3. April 2000: „Die am besten verwalteten und am schnellsten wachsenden Technologieunternehmen der Welt“, hieß es dort. Der Veröffentlichung folgte die schlechteste Wochenperformance an der Nasdaq aller Zeiten. Einen Monat später hatten die hochgelobten Unternehmen zwei Drittel ihres Marktwertes verloren. Bis zum Tief im Oktober 2002 notierte der Nasdaq 100 gut 80 Prozent unter seinem Hoch vom März 2000.

Der damalige Kollaps betraf allerdings nur eine begrenzte Aktiengruppe und löste daher keine gewaltige ökonomische und finanzielle Krise aus. Das sei heute anders, sagt Faber. Heute stecke die Welt in einer allumfassenden Vermögensblase. Wenn diese Blase platze, werde der ökonomische Schaden auf der ganzen Welt beträchtlich sein, ebenso die Kapitalverluste der Anleger. Denn es gebe kaum Orte, wo sie ihr Kapital in Sicherheit bringen können. Denkbare Szenarien, die eine scharfen Einbruch auslösen könnten, wären etwa ein größeres Kreditereignis, das Aufliegen eines großen Betrugs oder ein scharfer Zinsanstieg.

Aktuell sehe es aber so aus, als breche die Rally an Wall Street noch nicht zusammen. Faber: „Der Himmel wirkt klar, die Unternehmensgewinne steigen, die Zinsen sind unten. Allerdings sind Bewertungen ziemlich hoch“. Es sei ja schön, akademisch zu argumentieren, aber man müsse auch praktisch handeln. Er sei schließlich Anleger. Statt in den USA investiere er lieber in Schwellenländer-Aktien, etwa in Mexiko, in der Türkei und Polen – außerdem in China, Singapur und Thailand. Mit einem aktiven Investmentansatz lasse sich vor allem in den Schwellenländern vermutlich noch eine ganz gute Performance erzielen. Positiv für den Rest des Jahres ist Faber auch für japanische Aktien. Die Börse Tokio sei zurückgeblieben, unlängst aber nach oben ausgebrochen. Aus Anleihen ziehe er sich schrittweise zurück. „Jedes Jahr werden einige Anleihen fällig, und infolgedessen reduziere ich mein Anleiheengagements etwas.“

Für den Dollar ist Faber wenig optimistisch. Zwar habe der Greenback in diesem Jahr stark abgewertet und könnte sich etwas erholen. Auf lange Sicht werde der Dollar aber weiter abwerten, prognostiziert er. Dazu müsse man sich nur die US-Regierung und ihre Wirtschaftspolitik anschauen. „Die schießen sich selbst in die eigenen Füße“.

Die Frage sei natürlich, welche Währung besser sei als der Dollar. Keine nationale Währung sei im Prinzip wünschenswert. Das sei auch einer der Gründe, warum einige Leute stark in Kryptowährungen wie Bitcoin investierten. Er selbst habe sich nicht mit Kryptowährungen beschäftigt, aber er sehe schon, dass sie Möglichkeiten bieten, Geld zu verdienen. Er vertraue weiter auf Gold. Physisches Gold, auf das er direkt zugreifen könne, biete ihm zudem eine Liquiditätsreserve außerhalb des Finanzsystems. Auf die Notfallreserve könne er zurückgreifen, wenn der Zugriff auf Konten, Depots und Bargeld versperrt sein sollte – etwa durch Cyberattacken, einem Crash der Computersysteme oder dem Zusammenbruch einer Bank.

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