Dass es sich hierbei trotz gleicher Werte um verschiedene Portfolios handelt, ist sehr unwahrscheinlich. Zur Erinnerung: Geschäftsführer der REOPP, die einen Kredit aufgenommen hat (und Immobilien für 9,005 Millionen Euro als Sicherheit gestellt hat), zählten zumindest früher auch zur Führung der Fairvesta Europe, die einen Kredit vergeben hat (dem Sicherheiten für 9,005 Millionen Euro gegenüberstehen).
Wenn es sich um dieselben Immobilien handelt, wäre das für die Anleger ein brisantes Detail: Denn damit wäre letztlich Geld aus den an Privatanleger verkauften Maximus-Anleihen für den Kauf von Immobilien aus dem Fonds Fairvesta 2 genutzt worden. Der Fonds Fairvesta 2 wäre damit ein Beleg dafür, dass das Fairvesta-Geschäftsmodell nicht funktioniert. Denn wären die Immobilien tatsächlich so großartig, wie Knoll behauptet, wären solche Quersubventionierungen kaum nötig.
Die Liste der sechs Immobilien, die Fairvesta dem Karibik-Fondsmanager 2012 übergab, liegt der WirtschaftsWoche vor. Was Anleger misstrauisch machen dürfte: Laut Liste soll REOPP und damit letztlich der Karibik-Fonds die Immobilien zu 67 Prozent des Verkehrswertes gekauft haben. Bei der Auflösung von Fairvesta 2 hieß es gegenüber den Anlegern noch, die Fairvesta-2-Immobilien seien zu über 100 Prozent des Verkehrswerts verkauft worden.
Weil Fairvesta dem Karibik-Fondsmanager auf einmal viel höhere Verkehrswerte nannte, glaubte dieser an ein gutes Geschäft. Die Wertsprünge aber lassen daran zweifeln, wie viel Aussagekraft die von Fairvesta angegebenen Verkehrswerte haben. Für die Fondsanleger der 13 noch aktiven Immobilienfonds dürfte diese Frage nicht unbedeutend sein. Ob ihr Fonds in den roten oder in den schwarzen Zahlen steckt, hängt stark von den Verkehrswerten der in ihren Fonds enthaltenen Immobilien ab. Die Zahlen auf der Liste werfen jedenfalls weitere Fragen auf:
Der Wert der Chemnitzer Immobilie wurde nach dem Verkauf durch Fairvesta 2 an REOPP mit 1,1 Millionen Euro angegeben. Ein Jahr zuvor hatte Fairvesta gegenüber den Fairvesta-2-Anlegern noch von 815.000 Euro gesprochen. Wenn die Immobilie so viel wertvoller geworden ist, stellt sich die Frage, warum sie aktuell für 713.000 Euro angeboten wird.
Das Objekt in Mühlhausen bei Augsburg soll 2,2 Millionen wert sein, wurde aber im Herbst 2013 von einem Makler für 1,7 Millionen Euro zum Kauf angeboten.
Ein Leipziger Bürogebäude, das früher Fairvesta 2 gehörte, ist 2012 erneut weiterverkauft worden. Der Preis ist unklar. Der Geschäftsbericht des Käufers, eine kurz vorher gegründete Leipziger Gesellschaft, weist Sachanlagen – dazu zählen Immobilien – von 530 000 Euro aus. Es ist naheliegend, dass es sich um den Immobilienkaufpreis handelt. Die Leipziger Gesellschaft will sich dazu nicht äußern. Sollte der Kaufpreis 530.000 Euro betragen, würde auch das auf weit hergeholte Verkehrswerte hindeuten. Gegenüber dem Karibik-Fonds wurden nämlich 1,2 Millionen Euro Verkehrswert genannt.
Weitere Hinweise darauf, dass die von Fairvesta publizierten Zahlen nicht unbedingt der Realität entsprechen, bietet ein Wohn- und Geschäftshaus in Pirmasens. Auf der Liste, die dem Karibik-Fonds zur Verfügung gestellt wurde, wird behauptet, die Mieteinnahmen betrügen 154.000 Euro pro Jahr. In einer Kundeninfo nannte Fairvesta 2012 dagegen 83.000 Euro Miete. Bei einer Pressekonferenz im Dezember 2013 sprach Knoll von 60.000 Euro. Auch zum früheren Kaufpreis machte Fairvesta widersprüchliche Angaben.
Dass Fairvesta derart mit Verkehrswerten, Mieteinnahmen und Kaufpreisen jongliert, ist ein Alarmsignal für Anleger. Sie müssen sich fragen, ob sie sich darauf verlassen können, ihre zweistelligen Traumrenditen auch tatsächlich zu erhalten.
Privatanleger haben Fairvesta noch im vergangenen Jahr 177 Millionen Euro neu anvertraut. Der Karibik-Fonds aber hat sein Vertrauen verloren. Er fordert die 2,1 Millionen Euro zurück und will das Kapitel Fairvesta dann schleunigst beenden. Ob ihm das gelingt, ist aber mehr als fraglich.