Edelmetalle unter Druck Gold wird „zerquetscht“

Der Goldpreis schwächelt schon wieder. Noch schlimmer sieht es bei Silber aus. Experten gehen von weiter fallenden Preisen aus. Doch es gibt auch Unterstützung für die Edelmetalle.

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Im April war der Goldpreis massiv unter Druck geraten. Quelle: Reuters

Spekulationen auf ein mögliches Ende der ultralockeren Geldpolitik der US-Notenbank Fed haben die Preise für die Edelmetalle weiter belastet. Neben dem Goldpreis rutschte vor allem der Silberpreis weiter ab. Eine Feinunze verbilligte sich um bis zu 2,2 Prozent auf 22,41 Dollar. Schon am Montag war der Silberpreis zeitweise bis auf 20,84 Dollar gerutscht, womit er so niedrig wie seit September 2010 nicht mehr notiert hatte. Bis Handelsende hatte sich der Preis aber wieder erholt und drei Prozent höher geschlossen. Auch Gold verbilligte sich im Vormittagshandel um bis zu 0,7 Prozent auf 1383,39 Dollar. Mit dem Schließen der Geldschleusen durch die Fed würden die Edelmetalle als Inflationsschutz an Bedeutung verlieren.

Viele Anleger erhoffen sich von Fed-Chef Ben Bernanke neue Hinweise auf die künftige Geldpolitik, wenn er am Mittwoch vor einem Kongressausschuss Bericht erstattet. „Wenn Bernanke die Einschätzung bestätigt, dass die Fed früher als bisher gedacht ihre Anleihekäufe drosseln könnte, würde dies den Goldpreis belasten“, erklärte ein Analyst in London. Schon im April war der Goldpreis massiv unter Druck geraten und bis auf ein Zwei-Jahres-Tief von 1321,35 Dollar abgerutscht.

Vor allem Großanleger verabschieden sich derzeit von ihren Edelmetall-Investments und verkaufen ihre ETFs in großem Stil. So sanken die ETF-Bestände des iShares Silver Trust per Montag auf den niedrigsten Stand seit Mitte Januar. Die Abflüsse aus dem weltgrößten Gold-ETF SPDR Gold Trust gehen ebenfalls unvermindert weiter. Am Montag fielen sie um 0,7 Prozent auf den niedrigsten Stand seit mehr als vier Jahren.

Die Investmentfirma Soros Fund Management hatte im ersten Quartal ihren Anteil am SPDR Gold Trust um zwölf Prozent zurückgefahren. Schon im vierten Quartal waren die Bestände um 55 Prozent eingedampft worden. Auch Fonds von Northern Trust und Blackrock hatten Anteile in den jüngsten Quartalen nach unten korrigiert.

„Der Schwung hat sich wieder signifikant abgeschwächt“, sagte Jeremy Baker, Rohstoff-Stratege von Harcourt Investment in Zürich. Er glaubt, dass die Goldpreise innerhalb von sechs Monaten auf bis zu 1200 Dollar fallen werden. „Der sichere Hafen hat definitiv seinen Glanz verloren. Wir befinden uns jetzt gerade wieder in einer Abwärtsphase.“


Starke Nachfrage nach physischem Gold

Ric Deverell, Chef für Rohstoff-Analysen bei der Schweizer Credit Suisse rechnet sogar damit, dass die Preise in einem Jahr auf 1100 Dollar fallen könnten. Er sprach in der vergangenen Woche in London davon, dass Gold wohl „zerquetscht werden wird“.

Der Preiseinbruch sorgte auf der anderen Seite wieder für einen starken Anstieg bei der Nachfrage nach physischem Gold. So kletterten die Käufe von Goldmünzen beim amerikanischen Münzamt im April auf ein Dreijahreshoch. Angetrieben wurde die Nachfrage aus Indien und aus China, den beiden größten Gold-Abnehmern der Welt.

Unterstützung für die Goldpreise könnte in den kommenden Wochen auch von den Zentralbanken in aller Welt kommen. Sie sind gerade dabei, ihre Reserven auszubauen. Länder von Brasilien bis Russland stockten allein im vergangenen Jahr ihre Goldbestände um 534,6 Tonnen auf, geht aus Daten des World Gold Council hervor. Das sei der höchste Zuwachs seit dem Jahr 1964 gewesen. In diesem Jahr dürften sie zwischen 450 und 550 Tonnen hinzufügen, wie es weiter hieß.

Nach einer Prognose der kanadischen TD Securities werden Verbraucher in diesem Jahr rund 1550 Tonnen an Gold aus zweiter Hand verkaufen. Das sei so wenig wie seit 2008 schon nicht mehr. Damit würde eine Quelle beschnitten, die in aller Regel hinter einem Drittel aller weltweiten Goldangebote steht. Auch das könnte die Preise stützen.

„Wenn die Fundamentaldaten sich nicht geändert haben, aber die Preise niedriger sind, dann kommt es mir so vor, als sei Gold im Sonderangebot“, erklärte Adrian Day, Präsident des Vermögensverwalters Adrian Day Asset Management.

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