„Einiges in der Pipeline“ Mittelstandsanleihen weiter gefragt

Trotz der Imageschäden durch mehrere Insolvenzen läuft das Geschäft mit Mittelstandsanleihen weiter prächtig. Experten gehen davon aus, dass da sogar noch mehr geht. Höhere Transparenz soll vor Überraschungen schützen.

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An der Deutschen Börse laufen Mittelstandsanleihen weiterhin gut. Quelle: dpa

Frankfurt Das Geschäft mit Mittelstandsanleihen wird nach Einschätzung der Deutschen Börse trotz der Imageschäden durch mehrere Insolvenzen an Bedeutung gewinnen. Das Interesse von Anlegern und Unternehmen sei ungebrochen, sagte die zuständige Börsen-Managerin Barbara Georg am Montag in Frankfurt. „Es ist noch einiges in der Pipeline.“ Falls es keine makroökonomischen Rückschläge gebe, werde das Geschäft mit Mittelstandsanleihen in diesem Jahr weiter zulegen. 2012 hat sich das Emissionsvolumen mehr als verdoppelt.

Die Deutsche Börse betreibt in Frankfurt seit zwei Jahren eine Plattform, auf der Unternehmensanleihen platziert und gehandelt werden können. An der Börse in Stuttgart, wo das Geschäft mit Mittelstandsanleihen im Mai 2010 erfunden wurde, sowie in Düsseldorf gibt es ähnliche Angebote. Das Geld kommt vor allem von institutionellen Kunden wie kleineren Vermögensverwaltern sowie von Privatanlegern. In Frankfurt, wo bisher 29 Anleihen notiert sind, ist mit dem Windkraft-Zulieferer SIAG bisher eine emittierende Firmen Pleite gegangen. An anderen Handelsplätzen gab es mehrere Ausfälle, weshalb Mittelstandsanleihen bei vielen Anlegerschützern in Verruf geraten sind.

Die Deutsche Börse will durch höhere Transparenz-Vorschriften böse Überraschungen verhindern, betont jedoch, dass die Gefahr einer Pleite bei kleinen Firmen per se größer ist als bei Großkonzernen. „Das Segment ist für Investoren, die Risiken verstehen und auch tragen können“, unterstrich Deutsche-Börse-Manager Alexander von Preysing. Für das Risiko würden die Geldgeber auch mit einem vergleichsweise hohen Zinssatz entschädigt - im Entry Standard der Deutschen Börse lag er in den vergangenen beiden Jahren im Schnitt bei 7,2 Prozent.

Die großen Investmentbanken, die im Anleihenhandel gutes Geld verdienen und einen Großteil des Marktes beherrschen, müssen wegen des Angebots der Börsenbetreiber nicht zittern, wie von Preysing betonte. "Wir werden nichts ersetzen, sondern sehen das als ergänzendes Instrument." Große Investmentbanken platzieren und handeln Anleihen außerhalb regulierter Börsenplätze und konzentrieren sich auf größere Bonds. Auf der Plattform der Deutschen Börse liegt das durchschnittliche Emissionsvolumen bisher lediglich bei 32 Millionen Euro.

Für kleinere Firmen seien Mittelstandsanleihen als Alternative zu Bankkrediten interessant, betonte Karl Kuhlmann, der Vorstandschef von SAG Solarstrom. Der Solarkonzern hat mit zwei Bonds gut 40 Millionen Euro eingesammelt. Er hätte zu ähnlichen Konditionen auch Kredite bei den Banken aufnehmen könnten, betonte Kuhlmann - „aber durch die Anleihen konnten wir uns bei der Refinanzierung breiter aufstellen“.

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