Elsässers Auslese

Der Finanzvorstand – der Botschafter der Aktionäre

Markus Elsässer Value Investor

Der Finanzvorstand als Zahlenknecht? Bitte nicht, er hat viel Wichtigeres zu tun. Und nicht jeder Typ Finanzvorstand ist gleich gut für Aktionäre. Worauf es beim Finanzvorstand aus Anlegersicht ankommt.

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Die Hauptversammlung des Autoherstellers im Audi Forum in Ingolstadt (Bayern) Quelle: dpa

Nur wenige Positionsbeschreibungen auf der Führungsetage werden so unterschiedlich ausgelegt, wie der Job des Finanzvorstands. Es gibt kaum eine Aktiengesellschaft, bei der die Rolle und die Aufgabenstellung des Finanzvorstands (CFO, Chief Financial Officer) der anderen gleicht.

Personalberater wie Korn Ferry, Spencer Stuart, Heidrick & Struggles und Egon Zehnder können über die Debatten bei der Stellenausschreibung für die Suche eines neuen CFOs ein Lied singen. Meistens wird der Bedeutung des Finanzvorstands für das Firmenschicksal nicht genug Gewicht gegeben.

Irgendwo zwischen Buchhalter und Unternehmenslenker

Das Spektrum der Finanzvorstände, die ich auf meinen Firmenbesuchen vor Ort oder auf Hauptversammlungen erlebt habe, reicht vom einfachen Buchhalter bis zum charismatischen Unternehmenslenker und Unternehmer.

Zur Person

Ohne Frage, die Geschäfte des Unternehmens müssen von einem kompetenten Vorstandsvorsitzenden, dem CEO (Chief Executive Officer) geführt werden. Nach meinem Verständnis ist er der unumstrittene Kapitän auf der Kommandobrücke. Mit Vision und Weitsicht liegt es in seiner Hand, die Geschäfte auszubauen und die richtigen Weichenstellungen zu legen.

Der Finanzvorstand dagegen muss innerhalb des Führungsteams derjenige sein, der dafür sorgt, dass an den Geschäften der Firma auch genügend verdient wird. Er ist verantwortlich, dass das Schiff mit der richtigen Ladung die Häfen erreicht. Eine Ladung, die die Zukunft des Unternehmens sichert und gleichzeitig lukrativ für die Kapitalgeber ist.

In den Unternehmen herrscht Ressortegoismus

Aus meiner aktiven Managerzeit in der Industrie in Australien, Singapur und Deutschland weiß ich, wie sehr der Ressortegoismus in den Unternehmen vorherrscht. Werfen wir einen Blick hinter die Kulissen:

Produktion: Die für die Produktion Verantwortlichen plädieren non-stop für eine hochwertigere Ausstattung des Maschinenparks. Jede technische Innovation fällt bei ihnen auf fruchtbaren Boden. Die Auswirkungen auf die Kostenstruktur werden von ihnen auch schon einmal „vergessen“. Es gibt ihn halt, den echten „Techniker“.

Vertriebsabteilung: Eine starke Vertriebsabteilung kommt traditionell und zwar im regelmäßigen Turnus mit weiteren Rabattforderungen daher. Die Konkurrenz und die dominante Stellung der Einkäufer machen es für den Absatz der eigenen Produkte unumgänglich, Preiszugeständnisse einzuräumen, so lautet der Tenor. Ansonsten sei eben kein Umsatz mehr zu machen. Auf den Verfall des gesamten Betriebsergebnisses wird wenig Rücksicht genommen. Die Vertriebsbeauftragten sind wahre Meister bei der Überbringung von Horrormeldungen von der „Front“. Sie betrachten ihre Kollegen als „Stubenhocker hinter dem warmen Ofen“, die von ihren Verkaufserfolgen leben.

Marketingabteilung: Im Gegensatz dazu spucken die Marketingexperten Gift und Galle und fordern vehement eine Stärkung des Marketingbudgets für den langfristigen Erhalt des Markenwerts der Erzeugnisse. Der Kampf um Marktanteile geht eben nur über die Verankerung des Images bei den Kunden. Der klassische Product Manager fühlt sich, selbst bei üppigen Budgets, an der kurzen Leine und in seinem Wirken behindert. Auch er möchte eine weitere Scheibe vom Kuchen, natürlich auch hier zu Lasten des Gesamtertrags der Firma. Er hasst den „Vertriebler“ mit seiner servilen Haltung gegenüber den Einkaufsabteilungen.

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