Elsässers Auslese

Deutschland – ein "Value" Paradies

Markus Elsässer Value Investor

An Deutschland gibt es viel zu kritisieren. Aber im internationalen Vergleich herrschen in Deutschland geradezu paradiesische Verhältnisse. Ein Plädoyer für den „Value“ in Deutschland.

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Es herrscht Politikverdrossenheit und Verunsicherung. Aber den Deutschen geht es gut. Quelle: dpa

In meiner heutigen Kolumne möchte ich einmal einen Blick auf Deutschland werfen. Die Medien werden beherrscht von Kritik, Verunsicherung und Politikverdrossenheit. Auch ich rege mich laufend über die vielen Unzulänglichkeiten, die Idiotie und die Unvernunft auf der politischen Bühne auf. Es ist oft zum Verzweifeln: So vieles könnte mit einfachen Mitteln besser gemacht werden.

Doch hin und wieder lohnt es sich im Leben, sich aus dem täglichen „Klein-Klein“ zu erheben, in Ruhe auf den Globus zu schauen und die Dinge aus der großen Perspektive zu betrachten.

Fangen wir mit einem kurzen historischen Abriss der vergangenen 100 Jahre an. Es ist schon erstaunlich, was die deutsche Bevölkerung da alles zu stemmen hatte. Im Vergleich zu anderen Nationen, wie beispielsweise Schweden, der Schweiz oder Australien, ist es ein wuchtiges Paket an „Horror, Traumata und Last“:

Der Zusammenbruch des Kaiserreichs, das Regime von 1933, die Ära der Fremdbestimmung durch die Siegermächte – im Osten wie im Westen Deutschlands. Dann auf der Währungsseite erst die Aufweichung der Deutschen Mark durch die Übernahme der „Ostmark“, anschließend die Einbringung der Deutschen Mark in den Euro und schließlich die Rolle des Hauptfinanziers der Brüsseler EU-Politik. Das ist schon eine ganz andere Story als in Manhattan...

Zur Person

Und trotz all dieser Hemmnisse, Rückschläge und Behinderungen steht Deutschland besser da denn je. Dies hat nicht so sehr mit der politischen Ausrichtung als mit der Einstellung der meisten Deutschen zum Leben und mit der tief verankerten Arbeitsethik zu tun. Die ganz große Mehrheit der Nation versucht sich nach Kräften Tag für Tag einzubringen und einen guten Job zu machen. Und zwar vom Auszubildenden bis zum mittelständischen Unternehmer. Die vielen Ausnahmen der „systematischen Verweigerer" oder "Trittbrettfahrer" sowie der ungerechtfertigten "Nutznießer des Sozialapparats“ bilden eben am Ende des Tages doch nur eine Minderheit. Aber diese steht im Rampenlicht der öffentlichen Medien und politischen Aufmerksamkeit.

Die Versorgung der deutschen Bevölkerung ist einmalig gut

Ich selbst bin im Ausland aufgewachsen. London, Hong Kong und Paris. Ich habe in Australien und in Asien gearbeitet. Für meinem Beruf als internationaler Value-Investor reise ich permanent durch die Welt. Ich hätte es früher nicht für möglich gehalten und bin selbst überrascht, wie ich vom Saulus zum Paulus bekehrt wurde. Meine Feststellung ist heute ganz eindeutig: Deutschland hat sich in den letzten 20 Jahren ganz enorm entwickelt.

Deutschland ist nicht nur der berühmte Exportweltmeister. Die eigentliche Krönung der nationalen Leistung ist die dezentrale Infrastruktur. Die Versorgung der Bevölkerung ist einmalig gut. Im hintersten Winkel sind jeden Morgen die Regale mit Waren gefüllt, überall funktioniert die Energieversorgung, stets gibt es sauberes Wasser, die Müllabfuhr funktioniert verlässlich. Im Vergleich zu den fünfziger und sechziger Jahren ist der Ausbildungssektor regelrecht erblüht. Man hat den Eindruck, dass es bald in jedem vierten Ort eine Fachhochschule oder sonstige Ausbildungsanstalt gibt. Die Vielfalt neuer Berufsangebote ist gewaltig. In vielen Städten gibt es alternative Schulangebote, alle auf engem Raum nahe beieinander.

Deutschland ist ein preiswertes Land geworden. Es gibt kaum Länder, wo die Nahrungsmittel so billig angeboten werden. Im internationalen Vergleich ist die Bauqualität der Häuser und Wohnungen ungewöhnlich gut. Und diese Bauqualität ist auch für „kleineres Geld“ zu haben. Wer bereit ist, aus den Zentren der „angesagten“ Metropolen wie Hamburg oder München zu ziehen, der findet meist schon eine halbe Stunde entfernt Immobilienangebote zum halben Preis.

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