Elsässers Auslese

So wählt der kluge Aktionär Familienunternehmen aus

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Hier kann man als Geldanleger "mitsegeln"

Nicht alle Börsennotizen mit Gründerfamilien sind in der Vergangenheit erfolgreich gewesen. Nach meinen Erkenntnissen ist jedoch der Anteil interessanter Aktiengesellschaften erstaunlich hoch. Und nicht immer geht eine „Going-Private-Abfindung“ schlecht für die Aktionäre aus.

Mein Lieblingsbeispiel ist die Wrigley Aktie. Der dominante Weltmarktführer bei Kaugummis wurde drei Generationen lang zu 50 Prozent von der Gründerfamilie Wrigley geführt. Die Kleinaktionäre haben enorm profitiert.  Als Wrigley III. in eine private Lebenskrise geriet, war es dann soweit. Die Wrigley-Aktionäre wurden mit großzügiger Abfindung ausgezahlt, als die Firma von der Mars Familie mit Hilfe von Warren Buffett aufgekauft wurde. So was kommt in Gründerfamilie eben auch vor.

Zum Glück bleiben aber doch noch eine ganze Reihe von Aktiengesellschaften an den Börsen notiert, bei denen man als Geldanleger „mitsegeln“ kann.  An der Ruderpinne sind Gründerfamilien bei dem Brauereikonzern Heineken,  in der Schweiz bei der Aufzugsfirma Schindler, in Finnland bei dem Konkurrenten Kone, in Frankreich bei dem Weltmarktführer in der Außenwerbung JC Decaux, um nur einige weitere zu erwähnen. Hier hat es sich überdurchschnittlich für den Aktionär gelohnt, sich den Unternehmerfamilien anzuvertrauen. Die Liste lässt sich noch verlängern. Wie gesagt: Hier gibt es das Lebenswerk der Gründer quasi „gratis mit dabei“, wie man im Rheinland sagt.

Wer auf inhabergeführte Unternehmen setzt, sollte jedoch einen wichigen Punkt beachten: Vorsicht vor den Falltüren der Megareichen! Ich mache immer wieder die Erfahrung, dass auch kluge Geldanleger zu naiv an dieses Thema rangehen.

Aus dem Musical „Anatevka“ („Fiddler on the Roof“ nach dem Roman von Scholem Alejchem) ist mir schon Ende der 1960er Jahre ein Passus besonders in Erinnerung geblieben. Tevje, der Milchmann, wünscht sich reich zu sein. In seinem Lied „wenn ich einmal reich wär“ heißt es: „..es wär ganz egal, ob ich denen richtig rate oder falsch, denn wenn man reich ist, gilt man auch als klug.“ Ein wichtiger Satz, über den man mal in Ruhe nachdenken sollte.

Aktien zu kaufen fällt den meisten Geldanlegern leicht. Das hat mit dem Besitztrieb des Menschen zu tun. Doch wann sollte man verkaufen? Drei Wege zur richtigen Verkaufsstrategie. Eine Kolumne.
von Markus Elsässer

Diese fatale Ehrfurcht vor privatem Großreichtum ist nämlich häufig die Ursache für krasse Fehlinvestments. Nur weil ein Unternehmer reich ist, heißt es noch lange nicht, dass man ihm blind mit seinem Geld als Mitaktionär folgen sollte. Ich möchte an dieser Stelle keine Namen oder Aktiengesellschaften nennen. Die Liste würde zu lang. Aber zwei allgemeine Beobachtungen möchte ich Ihnen mitgeben:

1.  Reichtum und Erfolg - in einer anderen Branche erworben -, sind kritisch zu betrachten, wenn sie als Maßstab für Investmententscheidungen herangezogen werden. Als Beispiel: Noch so große Erfolge im Automobilbau, die ein Großaktionär dort vorweisen kann, bedeuten noch lange nicht, dass er ein verlässlicher Großaktionär bei einer Akquisition in der Chemieindustrie werden wird. Die landläufig anzutreffende Haltung ist jedoch: „Die sind ja Milliardäre, die werden schon wissen, was sie da tun“. Unsinn, hier ist äußerste Vorsicht geboten. Einen Schritt aus der angestammten, gelernten Branche in ein anderes Business-Segment ist für mich ein Alarmzeichen.  Das Gleiche gilt übrigens auch bei der „Eroberung“ völlig neuer geographischer Märkte, in denen man vorher keine Erfahrung gesammelt hat. Wie viele Akquisitionen europäischer Unternehmen sind in den USA schon in die Hosen gegangen!

2.  Finanzjongleure und Banker: Vorsicht vor superreichen Investoren, die als Matadore an der Börse in den Guru-Status aufrücken, sich dem Glanz der Börsensonne genüsslich ergeben, oder als Dunkelmänner im Hintergrund die Strippen ziehen mit dem Mythos eines „Midas Touch“. Die Liste dieser Player, die nach einer Erfolgsserie die Mitaktionäre viel Geld gekostet haben, ist lang. Mangelnde Fachkenntnisse einer Branche sind durch Finanzmanipulation und -trickserei nicht zu ersetzen.

Dr. Markus Elsässer ist Gründer und berät den ME Fonds- Special Values (WKN: 663307) und den Rohstoff-Aktienfonds ME Fonds Pergamon (WKN: 593117). Diese beiden Fonds könnten Positionen in Titeln halten, die in dieser Kolumne genannt sind.

Für den Fall, dass Leser dieser Kolumne Positionen eines genannten Titels in einem Umfang erwerben, der dazu geeignet ist, den Preis des Titels zu beeinflussen, könnte der Verfasser dieser Kolumne und / oder einer beziehungsweise beide die Fonds im Falle der Veräußerung des Titels aus deren Portfolio nach einem solchen Kursanstieg vom Erwerb des Titels durch die Leser der Kolumne profitieren. Auch im Falle eines Verkaufs in einem entsprechenden Umfang durch Leser der Kolumne könnte der Verfasser dieser Kolumne und / oder einer beziehungsweise beide Fonds von fallenden Kursen durch günstigere Einstiegskurse im Falle eines späteren Kursanstiegs profitieren.

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