Die Stärke der Unternehmen, welche auf das Kreieren eigener Innovationen verzichten, liegt im hoch effizienten Auswalzen des Geschäftsmodells über den Globus. Während deutsche Firmen besonders erfolgreich exportieren können, sind die Amerikaner die naturbegabten Weltmeister des „Roll-Outs“. Mit ihrem Missionseifer und ihrem historischen Background einer Einwanderer-Pionier-Nation, sind sie es gewohnt, „Neuland vor Ort zu beackern“.
Spitzenreiter in dieser Kategorie ist sicherlich Coca Cola aus Atlanta. Kaum einen Winkel in der Welt, der nicht schon von einem Coca Cola Landesvertreter aufgesucht worden ist. Zeichnet sich bei der Konkurrenz eine innovative Erfolgsgeschichte ab, so wird das Unternehmen aufgekauft oder an sich gebunden. Zuletzt ist dies im Segment der „Energy Drinks“ mit der Marke Monster passiert. Den Kaugummi-Weltmarktführer Wrigley würde ich in dieselbe Kategorie wie Coca Cola einordnen.
Noch am Anfang eines echten globalen „Roll-Outs“ steht Ecolab, ein Reinigungs-Chemikalien-Produzent aus Minneapolis. Wie kaum ein anderes Unternehmen regiert Ecolab über Heerscharen von Reinigungs-Beratern für Kantinen, Schulen und Krankenhäuser. Über Jahrzehnte hat Ecolab wertvolle Erfahrung in diesem Routine-Business in den Vereinigten Staaten aufgebaut. Hier geht es nicht um innovative Produktentwicklungen, sondern die tagtägliche Feinsteuerung des „People-Managements.“ Über die nächsten Jahrzehnte sind die Expansionsmöglichkeiten im Ausland aussichtsreich.
Gemischte Firmenkulturen – nein danke
Als Value-Investor glaube ich an die Kraft der Fokussierung auf eine Aufgabe: Innovation oder Imitation. Beide Geschäftsmodelle können an der Börse langfristig attraktive Anlagemöglichkeiten sein. Fehlt eine dieser beiden Komponenten, dann wäre ich als Aktionär skeptisch.
Vorsichtig bin ich auch, wenn ein Unternehmen beide Felder unter einem Dach abzudecken versucht: Ein wenig Innovator und ein bisschen Imitator. Dazu ist alleine schon das Kostendenken und die Margen-Kalkulation viel zu unterschiedlich. Das sind getrennte Welten.
Dies ist auch die Krux bei der Beurteilung des Pharmakonzerns Novartis in Basel. Forschende Pharmaindustrie auf der einen Seite und das Generikageschäft unter der Flagge Sandoz-Hexal auf der anderen. Diese ungewöhnliche Kombination zweier Geschäftsmodelle, die grundverschieden sind, war schon vor Jahren der ausschlaggebende Punkt, warum sich die Roche-Erben gegen eine Fusion mit Novartis ausgesprochen haben. Im Ergebnis ist Novartis dann ja mit seiner Roche-Beteiligung als „Finanzbeteiligung“ stecken geblieben.
Für mich ist der Menschentyp, der sich gern in ein Innovationsumfeld einbringen möchte, zu verschieden, von dem klassischen „Roll-Out-Imitator-Mitarbeiter“. Letzten Endes geht es ja um die Motivation, mit der sich auch ein großer Personalbestand mobilisieren lässt. Von den Finanz- und Bankanalysten, die nur selten in einem Industrieunternehmen gearbeitet haben, wird übersehen:
Für den Erfolg eines Unternehmens ist kaum ein Faktor so wichtig, wie der Wohlfühl-Effekt eines zufriedenen Alltags eines jeden Mitarbeiters.