Elsässers Auslese

Erstaunlicher Börsensommer mit guten Aussichten

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Qualitätsaktien mit der Sommerbrise gestiegen

2. Das Zinsniveau bleibt im Keller. Auf sichere, risikolose Zinseinnahmen zu hoffen, ist naiv. An dem Weg in die Sachanlagen führt kein Weg vorbei. In Europa ist ein Überhang nach Sicherheitsbedürfnis  zu beobachten. An der Eurofront ist alles still, doch viele Schweizer Aktien sind stark gekommen und auch bei einer Reihe von Britischen Aktien blieb der Kurszusammenbruch aus. Im Gegenteil: Es gab beachtliche Kursavancen zu verzeichnen. Die Kapitalbesitzer ignorieren das politische Brexit-Wehklagen mit gezielten Geldbewegungen in gute britische Unternehmen an der Börse. Der Schweizer Franken und auch das Britische Pfund bleiben - still und leise – de facto auf der Währungsseite attraktiv.

3. Der Goldpreis ist nach einem Aufblühen wieder auf das Niveau vom 15. Juli zurückgefallen, auf etwa 1.330 US-Dollar pro Feinunze. Was hat den Anstieg im Sommer zum Halten gebracht? Für mich ist die Antwort ganz klar: Der gewaltige Geldbedarf der kriegsführenden Länder im arabischen Raum gepaart mit immer noch niedrigen Öleinnahmen. Hier sehe ich liquiditätsbedingte Verkaufsorders einiger großer Staatsfonds, die auf den Goldpreis drücken. Ich persönlich kenne keinen einzigen Langfrist-Anleger, der im derzeitigen Umfeld bereit wäre, sich von seinen Goldbeständen zu trennen. Mein Fazit: Die Politik und die Zentralbanken (abgesehen von einigen Ausnahmen) sind an niedrigen Goldpreisen interessiert, Langfrist-Anleger bleiben hartnäckig auf der Kaufseite. Sie müssen selber entscheiden, wie sie diese Konstellation einschätzen.

4. Die Aussichten, an der Börse mit Aktien sein Kapital gut anzulegen, waren noch nie so gut. Aber nicht mit dem Gesamtmarkt, also nicht mit den Börsenindizes. Die Kluft zwischen den attraktiven Unternehmen und den problembehafteten, mittelmäßigen Firmen wird immer grösser. Großbanken und Energieversorger können nach wie vor keine gesunden kaufmännischen Perspektiven bieten. Demgegenüber ist der Siegeszug im Sommer für Google, Alibaba, Amazon und Spezialisten wie Dassault Systems (Paris)  oder dem Hörgeräte-Pionier Cochlear (Australien) nicht aufzuhalten gewesen. Hier sind die Aktionäre in der Sommerbrise reicher geworden.

5. Das große Rad wird weiter auf der Bühne der Fusionen und Firmenübernahmen gedreht: Bayer kämpft verbissen um Monsanto, Linde ist angeblich an einer Großfusion interessiert, Mondelez würde gerne den Schokoladenriesen Hershey in den Vereinigten Staaten von Amerika schlucken, Potash verhandelt anscheinend mit dem Düngerkonkurrenten Agrium. Auch ohne die staatlich gesteuerte, strategische chinesische „Weltaufkauf-Kampagne“ bleiben Firmenübernahmen auf der Tagesordnung.

Festzustellen ist jedoch: So einfach und flott, wie noch vor einigen Jahren, gehen die Mega-Transaktionen nicht mehr über die Bühne. Die Störfeuer kommen von immer mehr Seiten in einer komplexeren, globalen Wirtschaft. Der Zusammenschluss von Dupont mit Dow Chemical kommt nicht vom Fleck. Dennoch: Die Chancen kurzfristig einen schönen und überdurchschnittlichen hohen Ertrag zu erzielen, liegen offen auf dem Tisch. Sie gehen aber Hand in Hand mit verstärkten Risiken, wenn die Verhandlungen schließlich doch platzen.

Im Fazit ergibt meine „post summer“ Bestandsaufnahme folgendes Bild: Eine unkalkulierbare politische Szenerie, fortgesetzte Kriegswirren und Terrorbedrohungen, überforderte Zentral- und Großbanker.

Auf der anderen Seite in Deutschland ein Volksreichtum und Vermögen in breiten Schichten in ungeahnten Ausmaßen. Auf der globalen Bühne ein unverdrossenes Voranschreiten der modernen, tüchtigen Unternehmen - groß und klein – allen Unkenrufen der Volkswirte zum Trotz.

Für die Geldanleger, die bereit sind, sich Gedanken zu machen, sich Know-how anzueignen oder die sich aufmachen, sich wirklich Profi-Spezialisten im Finanzsektor zu suchen, blendende Aussichten wie noch nie. Ja, und die anderen, die am liebsten in Festgeld, Sparbuch oder Anleihen ihr Geld anlegen? Nun, da sieht es bitter aus. Die werden sich daran gewöhnen müssen, dass sie dauerhaft im Regen stehen. Wie einst beim Metzger das Schild für die Hunde vor dem Schaufenster: „Wir müssen leider draußen bleiben“. Die Musik spielt woanders.

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