Elsässers Auslese

Unbeirrte Börseninvestments - so geht's

Markus Elsässer Value Investor

Viele gute Börsenentscheidungen kommen nicht zustande, da sich die Aktionäre von Tagesmeldungen abhalten lassen. Dabei sollten sie an der Börse lieber unbeirrt disponieren.

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Die Plastiken von Bulle und Bär, die beiden Symbole für Optimismus und Pessimismus an der Börse. Quelle: dpa

Ob wir es wollen oder nicht, die Wirtschaftsmeldungen in den Zeitungen und Finanzportalen hinterlassen ihre Spuren. Bei den täglichen Börsenkommentaren aus Frankfurt und der Wall Street ist eine ganze Medienindustrie damit beschäftigt, im Nachhinein zu erklären, warum die Kurse gefallen oder gestiegen sind. Die kleinsten Kursveränderungen werden erläutert.

Für den Investor, der über seinem Depotauszug brütet, ist das eine gefährliche Gemengelage. Für ihn gibt es ja immer viel zu entscheiden. Was macht er bloß mit der Dividendengutschrift? Soll er bei einer seiner Langfrist-Aktienpositionen die Gunst der Stunde nutzen und den Kursgewinn einfahren?

Schon lange Zeit hat er eine bestimmte Aktie im Auge. Sie war ihm aber immer zu teuer. Nun gibt es eine Quartals-Gewinnwarnung. Der Kurs ist auf dem Niveau angekommen, welches ihn reizt, endlich in die Aktie einzusteigen. Soll er mit den ersten Kauforders beginnen? Wäre es sinnvoll eine andere Aktie zu verkaufen, die sich schon lange in einer Verlustposition befindet? Es geht ja um die Wertentwicklung seines Vermögens und die Optimierung seiner Kapitalallokation.

Bei all diesen Entscheidungsprozessen trommeln die Tagesmeldungen unablässig auf den armen Aktionär ein. Es erfordert viel Stehvermögen und Training, sich bei seinen Dispositionsentscheidungen von dem Medien-Blitzgewitter freizumachen.

Zur Person


Als junger Mann bin ich den Tagesereignissen der Börse oft zum Opfer gefallen. Das hat mich häufig Geld gekostet. Wie sah so ein typisches Szenario aus? Am Abend habe ich die Kurse studiert. Mein Research zu einer gewissen Aktie war endlich fertig. Meine Entscheidung stand fest. Ich wollte die Aktie kaufen. Nach weiterem Studium der Fünfjahres- und Zweijahres-Charts sowie der Analyse des Sechsmonats-Charts habe ich dann meine Limits für die Kauforder-Staffelung festgelegt. Am nächsten Morgen wollte ich die Orders genau so in den Markt geben. Mit dem Gefühl voran gekommen zu sein, bin ich erleichtert zu Bett gegangen.

Doch am nächsten Morgen, gleich zur der Eröffnung der Börse, rutschte der Kurs „meiner“ anvisierten Aktie um drei Prozentpunkte ab. Und wie war meine Reaktion? Nüchtern betrachtet, hätte ich jubeln sollen. Unerwartet war die Aktie ja zu einem tieferen Kurs zu haben. Stattdessen, war ich verunsichert. Hatte ich etwas bei meinen gestrigen Überlegungen übersehen? Wäre es möglich, dass mit meiner Aktie doch etwas nicht stimmte?

Den Nachrichtenstrom links liegen lassen

Beeindruckt von dem Tages-Kursrutsch, einer an sich für mich ja positiven Entwicklung zu meinen Gunsten, habe ich paradoxerweise meine Kauforders nicht platziert. Von einem Investment habe ich abgesehen. Es war mir nicht mehr geheuer.

Schon wenige Tage später hatte sich der Kurs der Aktie deutlich erholt. Der von mir antizipierte längerfristige Kursanstieg setzte ein. Mein Research war richtig gewesen. In der Ausführung meiner Börsenentscheidung hatte ich versagt. Die Kurse zogen „ohne mich“ davon.

Die Psyche fährt mit den meisten Börseninvestoren Schlitten. Das trifft leider beim Disponieren von Kauf- als auch von Verkaufsentscheidungen zu. Fallen die Kurse auffallend an dem Tag, an welchem der Geldanleger Aktien kaufen möchte, bekommt er es mit der Angst zu tun und zögert.

Die besten Tipps für faule Anleger
Das Basis-Portfolio Quelle: dpa
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Der andere Fall: Der Aktionär hat sich ganz klar am Vortag zum Verkauf seiner Aktienposition entschlossen. Am folgenden Tag schießt der Aktienkurs jedoch in die Höhe. Und wie ist die häufige Reaktion: „Hoppla! Besser noch nicht verkaufen. Da ist ja offensichtlich noch mehr im Kurs drin.“ Die Geldgier setzt ein. Die nüchterne Überlegung des Vortags wird über den Haufen geworfen.

Immer wieder stelle ich fest, dass Investoren lieber dann Aktien kaufen, wenn die Börse ein paar Tage Rückenwind bei den Kursen hatte. Die Geldanleger suchen quasi einen „Halt“ für ihre Entscheidung. Sie neigen im Unterbewusstsein dazu, auf eine Bestätigung ihrer Überlegungen zu warten. Das ist ein teurer Spaß. Auf der anderen Seite drängen Tage mit schwachen Börsenkursen die Investoren dazu, zum Verkaufen zu bewegen. Umgekehrt müsste es sein!

Die zehn schrecklichsten Aktien
Platz 10: SKW Stahl-MetallurgiePunkte (gesamt) Performance: -646 Kursentwicklung in Prozent (5 Jahre): -80,2 Punkte (5 Jahre): -405 Kursentwicklung in Prozent (1 Jahr): -4,7 Punkte (1 Jahr): -13 Ende Januar kündigte der Stahlzulieferer eine außerordentliche Hauptversammlung für seine Aktionäre an, nachdem Verluste die Hälfte des Grundkapitals aufgezehrt hatten. Quelle: Presse
Wilex Quelle: Presse
Solarworld Quelle: dpa
Tom Tailor Quelle: Presse
Platz 6: YocPunkte (gesamt) Performance: -724 Kursentwicklung in Prozent (5 Jahre): -94,1 Punkte (5 Jahre): -475 Kursentwicklung in Prozent (1 Jahr): -2,3 Punkte (1 Jahr): -6 Der Anbieter innovativer mobiler Werbeformate musste in den vergangenen Jahren saniert werden und eine Kapitalerhöhung durchführen.
RWE Quelle: dpa
Aixtron Quelle: Presse

Als Value-Investor kann ich nur dazu raten, sich gegen die punktuellen Bewegungen und Börsenparkett-Meldungen „einzuigeln“. Seien Sie versichert: Wenn Sie als Investor Ihre Hausaufgaben gemacht, Sie Ihre grundsätzliche Entscheidung getroffen haben und es sich nicht um einen „Schuss aus der Hüfte“ handelt, dann sollten Sie zu Ihrer Entscheidung stehen. Exekutieren Sie Ihre Orders, wie Sie es an Ihrem Schreibtisch beschlossen haben.

Schauen Sie nicht nach links und rechts. Ob der Dow Jones Index oder der DAX an dem Tag auffällig rauf oder runter geht, ignorieren Sie es einfach. Denken Sie langfristig. Sie sind der „Boss“ Ihres Kapitals. Ziehen Sie die Sache durch.

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