Engelmanns Eigenhandel Geburtstagsgrüße an den Alten Fritz

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Mehr Sparen geht kaum

Ein Sparstrumpf Quelle: dpa

Apropos sparen: Vielleicht würden Sie, Eure königliche Hoheit, uns Europäern ja auch die urpreußische Tugend des Sparens als Weg aus der Krise empfehlen. Auf den Gedanken sind viele Regierungen in Ländern Europas auch bereits gekommen. Um das Vertrauen der Anleger zurückzugewinnen, werden Ausgaben vielerorts rigoros zusammengestrichen.

Doch stößt dieses Verfahren irgendwann an Grenzen. Was will man finden, wenn man einem armen Mann in die Taschen greift? Wer den Bericht "Absturz ganz unten", den "Der Tagesspiegel" kürzlich auf seiner Internetseite veröffentlicht hat und in dem über die Lebensbedingungen in Griechenland berichtet wird, liest, der ahnt, dass noch mehr zu sparen dort kaum mehr möglich ist.

Das dürfte andernorts auch nicht anders sein. Interessanterweise droht Staaten, die sparen, sogar eine weitere Herabstufung ihrer Kreditwürdigkeit. So geschehen am vergangenen Freitag, als die Rating-Agentur Standard & Poors neun Länder der Euro-Zone mit einer niedrigeren Bewertung einstufte und unter anderem darauf verwies, die staatlichen Sparanstrengungen gefährdeten das Wachstum.

Sollte ein verschuldeter Staat also am Ende schlichtweg seinen Bankrott erklären? Seine Schulden einfach nicht bezahlen - Motto: nach mir die Sintflut? Auch das scheint keine geeignete Lösung, zumindest dann nicht, wenn man in den kommenden zwanzig Jahren noch Geld am Kapitalmarkt aufnehmen möchte.

Demokratien herausgefordert

Lieber Fritz,

vielleicht ahnen Sie anhand dieser kurzen, sicherlich unvollständigen Schilderung der aktuellen Probleme und Lösungsansätze bereits, welchen Herausforderungen die demokratisch legitimierten Regierungen Europas derzeit gegenüberstehen. Und vielleicht empfinden Sie diese Schilderung als kleinen Trost.

Denn einerseits sind Sie zwar tot, andererseits müssen Sie sich so aber auch nicht mehr mit all diesen Problemen herumschlagen. Es ist wie im echten Leben: Alles hat seine guten und schlechten Seiten.

Schließen möchte ich meine Glückwünsche mit einem kleinen Gedicht, das Heinz Erhardt, einer der bekanntesten und beliebtesten Komiker Deutschlands, 1963 über Euer Majestät verfasst hat und das belegt, dass Sie den Deutschen durch Ihr Schaffen etwas gegeben haben, das die Jahrhunderte überdauert hat. Und dabei handelt es sich nicht nur um den Pfandbrief! Unter dem Titel "Historisches" schrieb Erhardt:

"Vom alten Fritz, dem Preußenkönig,

weiß man zwar viel, doch viel zu wenig.

So ist es zum Beispiel nicht bekannt,

dass er die Bratkartoffeln erfand!

Drum heißen sie auch - das ist kein Witz -

Pommes Fritz!"

Hochachtungsvoll und mit den besten Grüßen verbleibe ich als an Ihrer Majestät Leben und Wirken überaus interessierter

Oliver Engelmann

Hinweis: Herr Engelmann ist Mitarbeiter der Citigroup in Deutschland. Der von ihm verfasste Text gibt allein seine persönliche Meinung wieder und ist keine Analyse, Beratung oder Empfehlung der Citigroup.

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