Erdgas Welche Aktien Gas geben

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Viele Gasförderer arbeiten mit Verlust

Weltweit lagern riesige Mengen Erdgas in schwierig zu erreichenden Gesteinsschichten. Neue Fördertechniken ermöglichen es jetzt, sie wirtschaftlich zu erschließen.

Der Gasrausch blieb nicht ohne negative Folgen für die Gaskonzerne selbst: Weil alle ihr billiges Gas sofort auf den Markt pumpten und die Preise kollabierten, arbeiten viele Gasförderer inzwischen mit Verlust; nur zögerlich legen die Konzerne die zeitweise überflüssigen Bohrstellen still. So musste BHP Billiton kürzlich 2,84 Milliarden Dollar auf seine Gasprojekte in den USA abschreiben; der Konzern hatte seine Vorkommen aufgrund der gesunkenen Gaspreise wertberichtigen müssen. Der Aktienkurs des US-Förderers Chesapeake Energy halbierte sich zwischen Juni 2011 und September 2012 nach Gewinnwarnungen, hat sich aber wieder um rund 30 Prozent erholt.

Der internationale Handel steigt

Prognosen für den internationalen Erdgasexport

Denn die Anleger schöpfen Hoffnung: Schon bald, so die US-Energiebehörde EIA, könnten die USA vom Netto-Importeur zum Netto-Exporteur von Erdgas werden. "Die Konzerne werden dem Preisverfall nicht tatenlos zusehen", sagt Fondsmanager Dreide, "die ersten haben sich bereits Exportlizenzen gesichert." 2007 wurden laut IEA weltweit 250 Milliarden Kubikmeter Erdgas verflüssigt und grenzüberschreitend verschifft; 2011 waren es bereits 370 Milliarden Kubikmeter. Für den Anstieg sind vor allem Japan und China verantwortlich, die mehr LNG aus Australien und dem Nahen Osten importieren, Japan besonders nach der Atomkatastrophe von Fukushima. Bis 2030 könnte knapp die Hälfte des weltweiten Gashandels über Flüssiggastanker abgewickelt werden. Das wären fast 500 Milliarden Kubikmeter LNG (siehe Grafik).

Es gibt auch skeptischere Analystenstimmen, die darauf verweisen, dass die für den Handel notwendige Infrastruktur bestenfalls zu klein und veraltet, oft aber schlicht nicht vorhanden sei. Doch die Öl- und Gaskonzerne gehen das Problem an: Zehn Milliarden Dollar wird allein Cheniere Energy in den ersten Exporthafen für verflüssigtes US-Schiefergas investieren. Der Komplex soll von 2015 an Flüssigerdgas von der Golfküste Louisianas in alle Welt exportieren, vor allem nach Europa.

Anlagen sind noch nicht auf große Transporte ausgelegt

Weltweit werden bis 2035 fast 2800 Milliarden Dollar in die Förderung von Erdgas aus Schiefer und anderen schwer zugänglichen Schichten investiert, schätzt die IEA. Insgesamt gehen unabhängige Energieexperten von der waghalsigen Summe von 9500 Milliarden Dollar aus (ohne Berücksichtigung der Inflation, also in der Kaufkraft des Dollar von 2010 gerechnet), die bis 2035 in die Erschließung und den Transport von Erdgas investiert werden müssen, davon rund die Hälfte in unkonventionelles Gas, Schiefergas hauptsächlich, aber auch Methan aus Kohleflözen.

Immense Geschäfte, die sich nicht nur für US-Gasförderer auftun, deren Gewinne sich dank der zu erwartenden Exporterlöse langfristig erholen dürften. "Ein großer Teil der Investitionen wird nicht nur in die weitere Exploration und Förderung, sondern zunächst vor allem in den Transport und die Verflüssigung gehen müssen", sagt Fatih Birol, Chefökonom der Internationalen Energieagentur in Paris, "denn die heutigen Anlagen sind auf große Gastransporte aus Übersee nicht ausgelegt."

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