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Die Ausgangslage

Die Lage ist leider äußerst undurchsichtig; weder die US-, noch die europäische Schuldenkrise sind auch nur ansatzweise gelöst; die Finanzkrise ist nicht vorbei. Der Schulden-Kompromiss, auf den sich die US-Politiker nach zähem Gerangel vergangene Woche geeinigt haben, ist alles andere als Treibstoff für die Märkte: Wenn die noch immer mit Abstand größte Volkswirtschaft der Erde ein rigides Sparprogramm aufzieht, um mehrere Billionen Dollar einzusparen, wird das die Weltwirtschaft Wachstum kosten, so oder so.

Besser für die Börsen waren natürlich die großen Geld-Druckprogramme der US-Notenbank, weil sie Liquidität schufen und so den Druck aus den Märkten nahmen; natürlich war diese Medizin aber nicht ohne Nebenwirkungen: Die Inflationsgefahr wurde geschürt, und die wirklichen strukturellen Probleme der Weltwirtschaft nicht durch das Gelddrucken gelöst. Neue Gelddruckprogramme scheinen in den USA derzeit politisch schwer durchsetzbar, weil die Republikaner und allen voran die ultra-konservative weltfremde Tea-Party sich das Schuldenproblem als Wahlkampfthema ausgeguckt hat.

Hilfpaket verpufft

Der Widerstand gegen neues Gelddrucken könnte aber auch in der republikanischen Partei schnell wieder bröckeln, wenn sich herausstellt, dass die Börse und die US-Wirtschaft ohne ständig frisches Geld eben wieder in die Baisse oder in die Rezession zurückfallen könnten.

In Europa ist es nicht besser: Auch die Renditen der schwachen Euroländer steigen schon wieder; das umfangreiche Hilfspaket, das die EU-Politiker eben erst für Griechenland geschnürt und das die Märkte vorerst beruhigt hatte, scheint schon wieder zu verpuffen - so wie alle anderen Rettungsaktionen zuvor eben auch; zwar ist Griechenland erstmal auf dem Feuer, dafür wenden sich die Märkte nun Spanien und Italien zu, was ungleich gefährlicher ist, da diese beiden Märkte ungleich größer und wichtiger sind. Die Pleite eines dieser beiden Länder hätte verheerende Folgen, einerseits für die Wirtschaft, andererseits auch für die Finanzmärkte, da ihre Staatsanleihen viel weiter verbreitet sind als die Griechenlands.

Schwellenländer vorn

Besser scheint die Lage einzig in den Schwellenländern; doch diese werden nicht permanent auf dem jetzigen hohen Niveau weiterwachsen können, wenn dem Rest der Welt die Luft ausgeht; schlechte Nachrichten aus China, Indien, Brasilien und den anderen Wachstums-Stars wären also nur eine Frage der Zeit, wenn es nicht gelingt, die Probleme in Europa und den USA zu beheben.

Hoffnungsvolles, das gegen dieses eher pessimistische Bild sprächen, gibt es wenig: Der Aufschwung in den Schwellenländern müsste zum binnen-Boom und damit selbsttragend werden, in anderen Worten: weniger abhängig von den kranken Männern in den USA und Südeuropa.

Das mag langfristig ein realistisches Ziel sein, kurzfristig aber wird es nicht gelingen und daher vorderhand die Märkte auch nicht interessiere/beruhigen können.

Vorläufiges Fazit: Weitere Verluste sind leider nicht unwahrscheinlich.

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