Erstnotiz im Börsenhandel Knapper Erfolg für Börsenneuling Zalando

Die Bewertung des Online-Händlers Zalando ist mit rund sechs Milliarden Euro ehrgeizig. Beim Handelsauftakt ging die Rechnung zunächst auf. Eine Kursrakete wie Alibaba ist die Aktie jedoch nicht gerade.

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An der Frankfurter Börse wird mit Spannung der Handelsstart für die Zalando-Aktie erwartet. Der erste Kurs lag mit 24,10 Euro zwölf Prozent über dem Ausgabekurs, fiel aber im Handelsverlauf auf rund 22 Euro. Quelle: REUTERS

Um 9:21 Uhr war es endlich soweit: Der mit Spannung erwartete Börsenstart des Online-Modehändlers Zalando auf dem Frankfurter Parkett ist gelungen. Die Zalando-Aktie erreichte bei ihrer Erstnotiz am Mittwoch einen Kurs von 24,10 Euro. Damit übertraf sie den Ausgabepreis von 21,50 Euro um rund zwölf Prozent. Danach rutschte der Kurs aber zeitweise bis auf 21,58 Euro ab, hielt sich aber anschließend knapp über 22 Euro. Ob und wie stark die begleitenden Banken dazu beitrugen, ist bislang nicht bekannt.

Ungeachtet dessen muss der Börsengang für das Unternehmen und seine Eigentümer - unter anderem die Samwer-Brüder, die schon am morgigen Donnerstag ihre Beteiligungsgesellschaft Rocket Internet an die Börse bringen - als Erfolg gewertet werden. Zum ersten Kurs war Zalando knapp sechs Milliarden Euro wert. Das ist mehr, als Dax-Unternehmen wie K+S, Lanxess oder Lufthansa auf die Waage bringen. Der Börsengang bringt Zalando gut 600 Millionen Euro ein.

Preisspanne zu recht nicht ausgereizt

Dabei hätten es auch noch 30 Millionen Euro mehr sein können, hätte das Unternehmen die zuvor aufgestellte Preisspanne von 18 bis 22,50 Euro ganz ausgeschöpft. Da die Nachfrage während der Zeichnungsphase mehr als zehn Mal höher als das Angebot an Aktien gewesen sein soll, wäre das ohne weiteres möglich gewesen. Aber offenbar wollte Zalando bestimmte Investoren ins Boot holen, die nicht bereit waren, den Maximalpreis zu zahlen. Die ersten Kursbewegungen deuten darauf hin, dass die Entscheidung, die Aktien einen Euro unter dem Maximalpreis zuzuteilen, richtig war.

Was Sie über die Börsenkandidaten wissen sollten

Mehr als 24 Millionen Aktien sind damit unter der Wertpapierkennnummer ZAL111 im Börsenhandel. Zusätzlich besteht noch die Möglichkeit, per Mehrzuteilungsoption - der sogenannte Greenshoe - weitere 3,7 Millionen Aktien zu platzieren.

Kommen auch sie in den Handel, beläuft sich das Emissionsvolumen auf rund 605 Millionen Euro. Es ist damit der größte deutsche Börsengang in diesem Jahr. Vermutlich aber nur, bis Rocket Internet am Donnerstag an der Frankfurter Börse debütiert. Das Unternehmen will sogar bis zu 1,6 Milliarden Euro einsammeln.

Was Anlageprofis von den Internet-Börsengängen halten

Damit sind rund elf Prozent der Zalando-Anteile öffentlich handelbar. Die Altaktionäre - allen voran der schwedische Investor Kinnevik und die Berliner Internet-Investoren Oliver, Marc und Alexander Samwer - geben beim Börsengang keine Aktien ab. Allein die Beteiligung der Samwers ist nun knapp 800 Millionen Euro wert.

Mehr als die Hälfte der 500 zeichnungswilligen Anleger seien bei der Zuteilung komplett leer ausgegangen, teilte die begleitende Bank Credit Suisse mit. Zwei Drittel der Aktien gingen an 20 große Investoren. Ein Fünftel der Papiere waren schon im Voraus Anlegern versprochen worden, die unabhängig vom Preis gezeichnet hatten. Im Graumarkt wurden am Dienstag Preise bis zu 30 Euro für Zalando-Aktien geboten.

von Stefan Hajek, Henryk Hielscher, Saskia Littmann, Andreas Toller

Von der vom chinesischen Internetriesen Alibaba ausgelösten weltweiten Börsen-Euphorie könnten auch weitere Börsenkandidaten wie der Kabelanbieter Tele Columbus, die Gewerbeimmobilienfirma TLG oder das Internetunternehmen Scout24 profitieren und in den nächsten Wochen den Sprung auf das Frankfurter Parkett wagen.

Institutionelle Investoren sind derzeit wegen der niedrigen Zinsen verzweifelt auf der Suche nach Anlagemöglichkeiten. Die Rahmenbedingungen für Börsengänge seien daher günstig, sagt Klaus Fröhlich, der für die Zalando-Emissionsbank Morgan Stanley das Geschäft in Deutschland und Österreich betreut. "Für jeden, der seine Hausaufgaben gemacht hat, ist es jetzt an der Zeit, an die Börse zu gehen."

Die Unternehmensberatung EY rechnet inzwischen damit, dass in diesem Jahr bis zu 20 Unternehmen den Sprung an eine deutsche Börse schaffen. Mit Zalando wären es nach ihrer Rechnung acht. Rocket Internet, der größte Börsengang in Deutschland seit dem Motorenbauer Tognum im Jahr 2007, wäre der neunte Neuling auf der Kurstafel.

Noch sei die Euphorie nicht übertrieben, sagt Marktexperte Fröhlich: "Wir sind noch nicht in der Phase, in der Unternehmen, die eigentlich nicht an die Börse gehören, die Marktlage ausnutzen und ihre IPOs planen."

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