Erstnotiz in Frankfurt Kühler Empfang für die RTL-Aktie

Der Börsenstart in Frankfurt ist für die RTL-Aktie wenig glanzlos verlaufen. Das Papier fiel schnell unter den Platzierungskurs. Trotzdem bleibt die RTL-Aktie ein Anwärter auf den MDax.

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Unternehmenssitz der RTL Mediengruppe Deutschland. RTL ist schon der dritte Neuzugang an der Frankfurter Börse in diesem Jahr. Quelle: dpa

Frankfurt Die Frankfurter Börse hat Europas größtem Fernsehkonzern RTL einen kühlen Empfang bereitet. Die RTL-Aktie fiel am Dienstag rasch unter die 55,50 Euro, zu denen Großaktionär Bertelsmann ein Aktienpaket für 1,4 Milliarden Euro verkauft hatte. Wer die Papiere zu diesem Preis gezeichnet hatte, büßte 1,5 Prozent ein, weil die Aktie am Vormittag bis auf 54,71 Euro fiel. Der erste Kurs war noch mit 55,50 Euro festgestellt worden. Trotzdem dürfte RTL mit der Einführung in den streng regulierten Prime Standard bald in den Nebenwerteindex MDax einziehen. Bisher war die Aktie nur in Luxemburg und in Brüssel gelistet. "Wir werden damit eine viel höhere Wahrnehmung bei Investoren haben", sagte RTL-Chefin Anke Schäferkordt, die am Dienstag die Börsenglocke läutete. "Wir sind stolz, hier gelistet zu sein."

Sogar Deutsche-Bank-Co-Chef Jürgen Fitschen war in den Frankfurter Börsensaal gekommen und strahlte mit Schäferkordt um die Wette - während sein Co-Chef Anshu Jain den Analysten eine drei Milliarden Euro schwere Kapitalerhöhung der Deutschen Bank erläuterte. Doch während der deutsche Banken-Primus Euphorie an der Börse entfachte, musste Bertelsmann den Investoren bei RTL Zugeständnisse machen. Die Deutsche Bank und Morgan Stanley teilten die Aktien am unteren Ende der von 54 bis 62 Euro reichenden Angebotsspanne zu.

Zu diesem Preis habe die Nachfrage gut beim Zweifachen des Angebots gelegen, sagte ein Investmentbanker. 150 Investoren griffen laut Bankern zu, knapp die Hälfte der Papiere ging an eher kurzfristig orientierte Anleger wie Hedgefonds - mehr als üblich. "Wir haben großes Interesse gesehen von langfristigen Anlegern, die ins Fernsehen investieren wollen", sagte Schäferkordt dennoch. Elf Prozent der Käufer kamen aus Deutschland, 48 Prozent der Papiere gingen nach Großbritannien.


Dritter MDax-Anwärter des Jahres

RTL ist schon der dritte Neuzugang an der Frankfurter Börse in diesem Jahr, der nun vor dem Einzug in den MDax steht. Im September dürfte es so weit sein. Fast 25 Prozent an RTL sind nun im Streubesitz.

Doch nur der Immobilienkonzern LEG schaffte einen echten Börsengang, der Chemiekonzern Evonik hatte seine Aktien vorab bei Investoren untergebracht, um die Schwankungen am Aktienmarkt zu umgehen. RTL war bereits vorher börsennotiert, Bertelsmann organisierte die Reduzierung seines Anteils von fast 93 auf 75,1 Prozent aber wie einen Börsengang. Das Management um Schäferkordt präsentierte RTL wochenlang bei Investoren.

Doch Bertelsmann will bei RTL das absolute Sagen behalten. "Wir sind und bleiben der Mehrheitsgesellschafter der RTL Group und werden die strategische Entwicklung des Unternehmens weiter unterstützen", sagte Bertelsmann-Finanzchefin Judith Hartmann. Vorstandschef Thomas Rabe will die 1,4 Milliarden Euro aus dem Teilverkauf von RTL für Investitionen in neue Geschäftsfelder locker machen. Er hat dem Konzern einen Umbau verordnet, um die Abhängigkeit vom krisengeplagten Europa zu verringern. Dazu will er Digital- und Bildungsangebote sowie das Geschäft mit Musikrechten und Fachinformationen ausbauen. "Unser Ziel ist es, Bertelsmann in den nächsten Jahren wachstumsstärker, digitaler und internationaler zu machen", sagte er am Dienstag.

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