Euro-Krise Sinkende Risikoprämie bei Peripherieanleihen beunruhigt Anleger

Die Risikoprämien auf Unternehmensanleihen aus den Euro-Krisenländern sind deutlich zurückgegangen. Anleger werten dies als negatives Signal. Sie fürchten, dass die Finanzkrise noch lange anhält.

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Anleger sind beunruhigt, dass die Risikoprämien auf Anleihen aus Krisenländern sinken. Quelle: dpa

Der Renditeaufschlag für Unternehmensanleihen aus den am höchsten verschuldeten Ländern Europas ist in die Nähe eines Dreijahrestiefs gesunken. Für Investoren ist das ein Alarmsignal, da sie befürchten, dass die Finanzkrise in der Eurozone noch lange nicht vorbei ist.

Die Käufer von Unternehmenspapieren aus der Euro-Peripherie erhalten derzeit ganze 63 Basispunkte mehr Rendite als für Papiere aus den Kernländern der Eurozone, wie aus Indizes von Bank of America Merrill Lynch hervorgeht. Vor einem Jahr betrug die Renditedifferenz noch 319 Basispunkte.

Auch die Emissionsflut aus den Peripherieländern hat den Renditerückgang nicht gestoppt. Unternehmen aus Ländern von Griechenland bis Spanien haben in diesem Jahr die Rekordsumme von 23,6 Milliarden Euro beschafft, nach 15,3 Milliarden Euro in der gleichen Periode des vergangenen Jahres, wie Bloomberg-Daten zeigen.

Anleger setzen auf die Notenbanken, die weltweit billiges Geld ins Finanzsystem pumpen und damit die am stärksten verschuldeten Emittenten unterstützen. Allerdings verharrt die Eurozone immer noch in einer Rezession, seit sechs Quartalen sinkt das Bruttoinlandsprodukt.

„Es erschreckt mich, dass wir beinahe wieder so weit wie 2006 und 2007 sind, was den kritiklosen Kauf von Risiko angeht“, sagte Umang Vithlani, Leiter Anleihen bei Fideuram Asset Management in Dublin. „Die Konjunkturdaten zeichnen kein rosiges Bild von Europa, nicht einmal im Kerngebiet, aber der Markt ist geradezu aggressiv von der wirtschaftlichen Realität abgeschottet.“

Inzwischen gibt es Anzeichen, dass der Rally die Luft ausgeht. Die siebenjährigen Anleihen von Portugal Telecom SGPS SA, von denen das Unternehmen am 30. April eine Milliarde Euro platzierte, haben seitdem einen Euro-Cent eingebüßt auf 99 Euro- Cent, wie aus Bloomberg-Kursen hervorgeht. Bei einer siebenjährigen Anleihe des spanischen Ölkonzerns Repsol SA im Volumen von 1,2 Mrd. Euro, die am 13. Mai auf den Markt kam, ist der Kurs um 0,8 Euro-Cent auf 99,2 Euro-Cent gefallen.

„Es zeigt sich eine gewisse Ermüdung der Investoren, was ihre Fähigkeit all diese Emissionen abzunehmen angeht“, kommentierte Andrea Cicione, Stratege bei Lombard Street Research in London.

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