Euro-Sorgenkind Griechische Aktien bei Börsenprofis wieder angesagt

Das Euro-Sorgenkind steht vor wirtschaftlichem Mini-Comeback. Griechische Aktien werden bei Börsenprofis wieder nachgefragt. Experten warnen allerdings vor zu viel Risiko und mahnen Vorsicht bei der Aktienauswahl an.

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Der griechische Aktienmarkt hat damit binnen drei Wochen rund elf Prozent zu. Quelle: dpa

Frankfurt Vom Euro-Sorgenkind zum Geheimtipp für Anleger: An der Börse Griechenlands stehen die Zeichen inzwischen wieder auf satte Kursgewinne. Mehr als 170 Prozent hat der Athener Leitindex seit Mitte 2012 gewonnen, nachdem er während der Finanzkrise ins Bodenlose gestürzt war. „In Griechenland sind deutliche konjunkturelle Fortschritte und Zeichen der Stabilisierung zu sehen. Das macht den Anlegern Mut, hier wieder ihr Geld anzulegen“, sagt Franz Führer, Fondsmanager bei Lupus alpha Small und Mid Caps Europa.

In kleinen Schritten kämpft sich Griechenland derzeit aus seiner hartnäckigen Rezession heraus. Erstmals seit sechs Jahren soll das Bruttoinlandsprodukt in diesem Jahr laut EU-Kommission wieder wachsen, wenn auch nur um 0,6 Prozent. „2015 dürfte die Erholung an Kraft gewinnen, wenn die Investitionen zum Motor der Belebung werden“, prognostizierten die Experten jüngst. Griechenland wird seit 2010 mit zwei Hilfspaketen über insgesamt 240 Milliarden Euro von seinen Euro-Partnern und dem IWF gestützt.

Francois Gobron von Generali Investments Europe ist überzeugt, dass die gebeutelten griechischen Unternehmen selbst von einer kleinen Erholung des Landes profitieren dürften. „Hinzu kommt, dass viele griechische Aktien billig zu haben sind und sich der Einstieg daher lohnt.“

Der Experte managt den erst kürzlich aufgelegten GIS European Recovery Equity Aktienfonds, der sich an professionelle Anleger richtet und von der wirtschaftlichen Erholung Südeuropas profitieren soll. Das Portfolio umfasst zu mehr als 19 Prozent Titel aus Griechenland, darunter auch die Großbank Piraeus, die die Fusions- und Pleitewelle unter den griechischen Banken überlebt hat.

Zusammen mit der Eurobank, der National Bank und der Alpha Bank kontrolliert Piraeus inzwischen 90 Prozent der griechischen Bankenlandschaft. Seit Jahresbeginn haben die Titel mehr als 30 Prozent auf 2,08 Euro gewonnen.


Vorsicht bei der Aktienauswahl

Einen Blick wert ist nach der Marktbereinigung der vergangenen Jahre auch der Baubereich, wie Franz Führer von Lupus alpha erklärt. Viele Firmen hätten sich starken Kostensenkungsprogrammen unterzogen und seien nun besser aufgestellt als je zuvor. „Bauunternehmen wie Ellaktor und GekTerna könnten wieder gut positioniert sein, um von EU-Mitteln für Infrastrukturprojekte zu profitieren“, sagt der Experte.

Ebenfalls interessant findet der Portfoliomanager jene Firmen, die nicht in Staatshand und somit unabhängig von politischen Entscheidungen sind. Dazu gehörten etwa der Raffinerie-Betreiber Motor Oil Hellas, der Schmuck-und Accessoire-Designer Folli Follie oder der Mischkonzern Mytilineos Group. „Die Privatisierung ist der einzige Weg für Griechenland, um langfristig wieder wettbewerbsfähig zu werden“, sagt Führer.

Er geht davon aus, dass die Zahl der Unternehmen in Privathand in den kommenden Jahren weiter steigt, da der Verkauf von Staatsbesitz eine der wichtigsten Bedingungen ist, die die Regierung in Athen für die milliardenschweren Hilfen der Euro-Partner erfüllen muss.

Trotz der Aussicht auf ein wirtschaftliches Mini-Comeback sollten Anleger allerdings nicht wahllos bei Hellas-Aktien zugreifen, raten die Experten. Wichtig sei, sich einzelne Unternehmen, deren Geschäftsmodelle und Bilanzen genau anzuschauen, erklären die Fondsmanager einstimmig. Auch sollten griechische Investments immer nur Teil eines Portfolios sein, da es noch immer genug Risiken und Fragezeichen gebe, sagt Klaus Wiener, Chefvolkswirt von Generali Investment Europe.

Denn noch ist der Weg zu einem breiten Aufschwung in Griechenland weit: Die Arbeitslosenquote lag im November auf dem Rekordstand von 28 Prozent - mehr als doppelt so hoch wie im Durchschnitt der Euro-Zone. Auch die Verschuldung bleibt ein Problem: Sie wird 2014 noch immer bei 177 Prozent der Wirtschaftsleistung erwartet.

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