Euro, Yen, Yuan Wo Trump überall Währungsmanipulatoren sieht

Der neue US-Präsident beschuldigt Industrieländer, ihre Währungen künstlich zu schwächen – und sich damit Vorteile etwa im Handel mit den USA zu verschaffen. Dabei liegen die Gründe der Dollar-Stärke vor Trumps Nase.

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Ein 10.000-Yen- und ein 100-US-Dollar-Schein. Donald Trump verdächtigt neben China und Deutschland auch Japan der Währungsmanipulation. Quelle: Reuters

Frankfurt Erst China, dann Deutschland und jetzt Japan: So ziemlich jedes Industrieland mit einem Leistungsbilanzüberschuss, also mehr Exporten als Importen, bekommt bei Donald Trump sein Fett weg. Trump sieht vor allem die Wechselkurse mit Argwohn. Zwischen den Zeilen steckt in jeder seiner Anschuldigungen der Vorwurf: Ihr haltet eure Währung künstlich schwach und erkauft euch so einen Vorteil im globalen Handel.

Trumps jüngstes Opfer heißt Japan. „Schaut euch an, was China macht und was Japan seit Jahren getan hat. Sie spielen mit dem Geldmarkt, sie spielen mit Abwertungen, und wir sitzen hier rum wie ein Haufen Dummerchen“, sagt er am Dienstag bei einem Treffen mit Vorsitzenden aus der Pharmabranche.

Am gleichen Tag hatte Trumps Handelsberater Peter Navarro im Gespräch mit der „Financial Times“ Deutschland als Währungsmanipulator bezichtigt. Knapp zwei Wochen nach Trumps Beschwerde, dass der starke Dollar die USA „umbringe“, ist klar: Die verbalen Angriffe der neuen US-Regierung halten an. Trump wittert Währungsmanipulatoren an jeder Ecke.

Die Regierungen der beschuldigten Länder reagieren allesamt empört. Bundeskanzlerin Angela Merkel wies die Vorwürfe zurück. Deutschland achte die Unabhängigkeit der Europäischen Zentralbank. Mit ihrer Geldpolitik beeinflusst die EZB indirekt auch die Wechselkurse.

Trumps Worte zeigen jedoch zumindest vorübergehend Wirkung. Gegenüber dem Euro hat die US-Währung seit Jahresbeginn um 2,7 Prozent abgewertet. Ein Euro kostet aktuell rund 1,08 Dollar.

Der japanische Premier Shinzo Abe betonte seinerseits am Mittwoch, das Ziel der Notenbank Bank of Japan sei ein Inflationsziel von zwei Prozent – und nicht ein schwacher Wechselkurs. Derzeit liegt die Inflation in Japan nur knapp über null Prozent.

Ein Dollar kostet derzeit 113,36 Yen. 2016 waren es zeitweise unter 100 Dollar. Gut möglich, dass diese Veränderung für Donald Trump ein Ärgernis ist. Währungsstrategen sehen indes keinen Anlass für den Vorwurf der Währungsmanipulation: „Interveniert – verbal oder aktiv – hat die Bank of Japan seit längerer Zeit nicht mehr. Brauchte sie auch angesichts steigernder Dollar-Yen-Kurse nicht. Da kommt so eine Anschuldigung zum falschen Zeitpunkt“, erklärt die Analystin Antje Praefcke von der Commerzbank. Trumps Antrittsbesuch bei Abe am 10. Februar werde vor diesem Hintergrund sicher nicht leicht werden, schlussfolgert sie, „vor allem für Abe“.

Die Chinesen zeigen sich angesichts Trumps wiederholender Vorwürfe zunehmend genervt. Die Sprecherin des Außenministeriums in Peking, Hua Chunying, sagte in der vergangenen Woche, dass China nicht tatenlos zusehen werde, wie die neue US-Regierung operiere.

Ohnehin schätzen Devisenexperten die Abwertung des Yuans als unauffällig ein, da sich die chinesische Wirtschaft momentan umstellt, weg vom Fokus auf Industrie – hin zu mehr Dienstleistungen. Zudem stemmt sich China seit Monaten gegen eine rasche Abwertung seiner Währung. Seit Mitte 2014 sind die Devisenreserven um ein Viertel auf nur noch rund drei Billionen US-Dollar abgeschmolzen. Das Land hat im Dezember gar seinen Status als größter Gläubiger von US-Staatsanleihen an Japan abgeben müssen. Ein Dollar kostet aktuell knapp 6,8 Yuan.


Wen trifft es als Nächstes?

Was Trump bei all seinen Tiraden gegen die Währungen der Industrieländer nicht sagt: Die Dollar-Stärke liegt derzeit vor allem auch an den Nachrichten, die aus den USA kommen. Sowohl Trumps Versprechen, die amerikanische Wirtschaft anzukurbeln, als auch die Zinssteigerungen der US-Notenbank Federal Reserve locken Investoren in die Vereinigten Staaten. Das lässt den Dollar-Kurs steigen.

Will der neue amerikanische Präsident diesen Trend umdrehen, bleiben nach Ansicht der Devisenstrategen von Morgan Stanley nur zwei effektive Möglichkeiten: Entweder er greift direkt in die Devisenmärkte ein, indem er Dollar massenhaft verkauft. Doch damit gibt er zwangsläufig die Unabhängigkeit der Federal Reserve auf. Alternativ würde der Dollar merklich schwächer, wenn Trump mit seiner Wirtschaftspolitik scheitert. Beide Szenarien stuft Morgan Stanley jedoch als äußerst unwahrscheinlich ein.

Bleibt, neben dem Aufkündigen von Handelspartnerschaften, noch der Versuch, die anderen Länder zu attackieren. Wie die jüngsten Äußerungen zeigen, ist davor offenbar kein Staat gefeit. „Am Ende läuft es darauf hinaus, dass die Trump-Regierung alle großen Währungen von Ländern mit Leistungsbilanzüberschüssen kritisiert“, erläutert Kit Juckes, leitender Devisenstratege der Société Générale.

China, Deutschland und Japan seien da nur einige Kandidaten. Doch wenn es um die reine Leistungsbilanz gibt, stünden da laut Juckes noch eine Reihe anderer Staaten: Norwegen, die Schweiz, Schweden, Singapur, Malaysia, Südkorea und Taiwan – sie alle könnten noch ins Visier des Weißen Hauses geraten.

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