Experten-Umfrage Fed wird Anleihekäufe zurückfahren

Volkswirte sind sich fast einig: Die Fed wird ihre Anleihekäufe zurückfahren. Die Ökonomen streiten nur über den Zeitpunkt. Doch egal, wann dieser kommt, steht Bernanke ein Drahtseilakt bevor.

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Fed-Chef Ben Bernanke dürfte die Anleiheläufe noch in diesem Jahr reduzieren. Quelle: dpa

Frankfurt/Washington Volkswirte gehen davon aus, dass die US-Notenbank Federal Reserve ihre Bondkäufe am Ende des Jahres reduzieren wird. Das geht aus einer Bloomberg-Umfrage hervor.

Die Notenbanker um den Vorsitzenden Ben Bernanke werden ihr Programm zur sogenannten quantitativen Lockerung auf der am 29. und 30. Oktober stattfindenden Sitzung des Offenmarktausschusses auf 65 Milliarden Dollar monatlich senken, so die mittlere Prognose in einer Umfrage unter 59 Ökonomen in dieser Woche. Derzeit liegt das Volumen bei 85 Milliarden Dollar monatlich. In der vorhergehenden Umfrage hatten die Volkswirte allerdings eine stärkere Reduzierung der Anleihekäufe auf 50 Milliarden Dollar erwartet.

Die Diskussionen unter den Zentralbankern, wann und wie sie ihre beispiellos lockere Geldpolitik wieder umkehren können, hat die Finanzmärkte in Unruhe versetzt. Der Standard & Poor's 500 Index ist von seinem Rekordhoch am 21. Mai um 2,8 Prozent gefallen, und die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen ist von einem Tiefpunkt bei 1,63 Prozent im Mai auf 2,08 Prozent gestiegen.

„Selbst diejenigen, die sich für einen graduellen Ausstieg aussprechen, rechnen zunächst mit einem ziemlich kleinen Schritt, um die Reaktion zu prüfen”, sagte Julia Coronado, Chefvolkswirtin Nordamerika bei BNP Paribas in New York und ehemals Ökonomin bei der Fed. Das haben man aus den Diskussionen unter den Geldpolitikern ersehen, führte sie aus.

Bei der ersten Reduzierung des Bondkaufprogramms wird die Fed laut Prognose der Ökonomen ihre Käufe von insgesamt 65 Milliarden Dollar auf 30 Milliarden Dollar an Hypothekenanleihen und 35 Milliarden Dollar an Treasuries aufteilen. Damit würden die Käufe in beiden Kategorien jeweils um 10 Milliarden Dollar verringert.


Einige Fed-Politiker fordern Ausweitung der Käufe

Von den 59 diese Woche befragten Ökonomen gehen zwei davon aus, dass die Fed auf ihrer Sitzung im Juni oder Juli mit der Reduzierung des Bondkaufprogramms beginnt. Sechzehn der Befragten erwarten dies für die Sitzung im September, 14 für den Oktober und 15 für den Dezember. Zwölf Umfrageteilnehmer rechnen erst im kommenden Jahr oder noch später mit einem Abbau der Bondkäufe.

Unterschiedliche Signale kommen von den Vertretern der Fed. So hat Charles Plosser, Präsident der Philadelphia Fed, ein Auslaufen bereits für die nächste Sitzung der Zentralbank gefordert. New-York-Fed-Präsident William C. Dudley erklärte im vergangenen Monat in einem Interview mit Bloomberg News, er würde gerne drei oder vier Monate abwarten, um zu sehen, wie sich der Widerstreit zwischen der höheren Steuerbelastung und der besseren Konjunktur entwickelt.

Einige Fed-Politiker haben sogar eine Ausweitung des Kaufprogramms ins Spiel gebracht. James Bullard, der Präsident der St. Louis Fed, erklärte, eine stärkere Disinflation könne zusätzliche Wertpapierkäufe der Notenbank auslösen. Der Bostoner Fed-Chef Eric Rosengren fordert höhere Bondkäufe von der Fed, falls die Konjunkturdaten keine Verbesserung bei Arbeitsmarkt und Inflation anzeigten.

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