Facebook Yes, we can. Auch mobil.

Facebook ist an der Börse mehr wert als die meisten Dax-Konzerne, die Aktie ist im Höhenflug. Eine Luftnummer oder Kursrakete für Anleger?

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Erfolg dank mobiler Werbeformen. Weil Facebook bei der Werbung auf Handy und Tablet Fortschritte macht, steigt die Aktie Quelle: AP

Das weltweit größte soziale Netzwerk Facebook hat vorgestern beeindruckende Zahlen für das vierte Quartal 2013 vorgelegt und dabei sogar die bereits ambitionierten Schätzungen der Analysten und Anleger deutlich geschlagen. Der Gewinn pro Aktie fiel mit 0,31 Dollar um vier Cent höher aus als die Analysten im Durchschnitt geschätzt hatten. Der Umsatz der Kalifornier lag bei 2,48 Milliarden Dollar, ebenfalls 250 Millionen Dollar oder zehn Prozent höher als zuvor erwartet.

Die Börse feierte die Facebook-Zahlen in einem insgesamt zittrigen Umfeld, das von Problemen in den Schwellenländern geprägt war, die Aktie machte nachbörslich einen Satz nach oben, von knapp 53 auf 60 Dollar; damit ist das Soziale Netzwerk nun deutlich mehr als 100 Milliarden Euro wert – mehr als die meisten Dax-Konzerne.

Luftnummer oder gigantische Wachstumsstory a la Google? Das fragen sie die Anleger nicht erst seit dem jüngsten Kurssprung der Aktie.

Immerhin: Im großen Vergleich der beiden derzeit bekanntesten Social-Media-Aktien der WirtschaftsWoche hatte Facebook in fast allen Belangen besser abgeschnitten als Twitter, deren Zahlen noch ausstehen. Nach den guten Facebook-Ergebnissen ist die Erwartungshaltung für die Twitter-Zahlen, die am kommenden Mittwoch veröffentlicht werden, nun sehr hoch.

Und Facebooks Zahlen untermauern einige unserer Einschätzungen. Die wichtigste: Das Modell funktioniert auch mobil - das heißt auf Smartphones und Tablets. Das ist entscheidend, denn daran, dass das Internet mittelfristig mehr mobil als stationär genutzt werden wird, kann kein Zweifel bestehen. Die Daten aller Marktforscher von Gartner über Forrester bis IDC zeigen einen klaren Trend: Schon jetzt werden weit mehr mobile internetfähige Geräte verkauft als PCs und Laptops zusammen. In wenigen Jahren wird es mehr mobile Geräte im Netz geben als Computer.

Große Sorge bei den Aktionären

Wessen Geschäftsmodell in der neuen, mobilen Onlinewelt nicht funktioniert, der kann einpacken. Auch die Werbeindustrie weiß das und prüft bei Kampagnen inzwischen sehr genau, ob sie sich auch mobil umsetzen lassen. Die Umsätze mit klassischer Internetwerbung wie beispielsweise Bannern, gehen bereits zurück. Noch (per 2013) beträgt der mobile Anteil an der Onlinewerbung nur ein Viertel aller Internet-Werbebudgets, schätzt die US-Marktforschungsfirma eMarketer. Doch ihr Anteil wächst schnell: Schon 2016, spätestens 2017 dürfte mehr Geld in mobile als in Desktop-Werbung fließen, so eMarketer.

Immer mehr Nutzer über Tablet und Handy

Die Geschichte von Facebook
April 2013Mark Zuckerberg stellt die neue Funktion Facebook Home vor. Die Software ist für Android verfügbar und legt sich wie ein Filter zwischen das Google-Betriebssystem und den Desktop. Mit der Installation wird der Facebook-Newsfeed zur ersten Benutzeroberfläche. Ein Angriff auf Google. Quelle: AP
Januar 2013Mark Zuckerberg stellt im Rahmen einer Pressekonferenz das neue Tool "Graph Search" vor. Damit steigt Facebook stärker in die Suche ein. Zuckerberg sieht das Produkt neben "Newsfeed“ (Aktivitäten von Freunden und Bekannten) und "Timeline“ (die eigenen Aktivitäten) als dritten großen Eckpfeiler seines Unternehmens. Mehr zum Thema Quelle: REUTERS
30. Januar 2012Facebook wächst weiter und auch die mobile Werbung nimmt Fahrt auf. Doch die Margen schrumpfen, unter dem Strich bleibt weniger übrig. Die Kosten steigen und es wird massiv investiert. Die Börse reagiert mit Verunsicherung. Das Umsatzwachstum im Weihnachtsquartal von 40 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 1,58 Milliarden Dollar übertraf sogar die Analystenschätzungen von im Schnitt 1,53 Milliarden Dollar. Doch dem weltgrößten Social Network laufen die Kosten davon. Der Nettogewinn des Unternehmens aus dem kalifornischen Menlo Park fiel im Jahresvergleich um dramatische 79 Prozent auf nur noch 64 Millionen Dollar. Nachbörslich verlor die Aktie in der Spitze bis zu zehn Prozent, erholte sich später aber wieder leicht. Weitere Informationen. Quelle: REUTERS
24. September 2012: Schwarzer Börsen-TagDie Facebook-Aktie hat einen ihrer schwärzesten Tage seit dem Börsengang im Mai erlebt. Sie verlor bis zum Börsenschluss in New York mehr als 9 Prozent auf 20,79 Dollar. Grund für den Einbruch waren erneut hochgekochte Zweifel daran, dass das Soziale Netzwerk seine überlebenswichtigen Werbeeinnahmen wie erhofft steigern kann. Quelle: dpa
18. Mai 2012Facebook geht erstmalig an die Börse und muss schon wenige Tage später eine Schlappe einstecken. Die Aktie fiel auf 13,1 Prozent. Quelle: dapd
Mann sitzt vor einem Skype-Bildschirm
Facebook-Fanpage der Queen Quelle: rtr

Auch auf Facebook loggen sich mittlerweile mehr Menschen mit Handy oder Tablet ein als vom Desktop-PC. Der Unterschied ist noch größer als bei anderen sozialen Netzwerken wie Xing oder LinkedIn, weil Facebook viel mehr private Nutzer zählt und viele Firmen die Nutzung während der Arbeitszeit inzwischen sogar reglementieren. Groß war daher die Sorge unter Aktionären in den vergangenen Monaten gewesen, Facebooks Haupteinnahmequelle, die Werbung, die für mehr als 90 Prozent der Umsätze verantwortlich zeichnet, könnte langfristig versiegen, weil die Nutzer sie mobil weniger tolerieren. Klar: Wer schaut sich schon Werbung an, wenn er unterwegs für die genutzte Bandweite sogar zahlen muss?

Auf dem richtigen Weg

Doch das vierte Quartal von Facebook hat nun gezeigt, dass der Konzern offenbar Mittel und Wege gefunden hat, seine Werbung auch im mobilen Internet an die Frau und den Mann zu bringen. Facebook verdiente im vierten Quartal mehr mit mehr als 53 Prozent mehr als die Hälfte seiner Werbe-Einnahmen bereits mobil. Das mobile Advertising-Business steuerte fast 1,25 Milliarden Dollar zum Umsatz bei. Die Zahl ist auch deswegen beeindruckend, weil sie – anders als die meisten Bilanzkennzahlen – relativ frei von kurzfristigen Manipulations-Möglichkeiten sein dürfte.

Es ist noch zu früh Zuckerberg wegen eines guten Quartalsergebnisses nun schon als den neuen Mobile-Ad-Guru abzufeiern. Aber Facebook ist offenbar auf dem richtigen Weg. Neue, günstigere Android-Handys und die weitere Verbreitung superschneller mobiler Netze wie LTE können außerdem langfristig dafür sorgen, dass die Akzeptanz der Werbung auch auf mobilen Geräten zunimmt.

Einziger Haken aus Sicht der Aktionäre: Die Facebook-Aktie ist teuer.

Vielleicht kommt Twitter ja mit schlechten Zahlen und nimmt die Facebook-Aktie kurzfristig in Sippenhaft; das wäre dann die Kaufgelegenheit.

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