Finanz-Start-ups Investoren stecken weniger Geld in junge Finanzunternehmen

Investoren haben 2016 deutlich weniger Geld in Finanz-Start-ups gesteckt als im Jahr zuvor, zeigt eine Studie von KPMG. Doch die Fintech-Branche wird weiter wachsen – einige Segmente sind besonders vielversprechend.

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Die Investitionen in Finanz-Start-ups gehen zurück. Quelle: dpa

Frankfurt Der erste Hype um Finanz-Start-ups, die die Bankenwelt auf den Kopf stellen wollen, ist vorbei. Im vergangenen Jahr sind weltweit nur etwa 25 Milliarden Dollar in solche Fintechs geflossen, 2015 waren es noch etwa 47 Milliarden. Das zeigt ein aktueller Report, den die Beratungsgesellschaft KPMG am Dienstag veröffentlicht hat. Die Anzahl der Deals ist von 1255 auf 1076 gesunken. Insbesondere bei Übernahmen und Beteiligungen ist deutlich weniger Geld geflossen. Dagegen hat das Interesse der Risikokapitalgeber zugenommen.

In Europa sieht die Bilanz besonders düster aus. Hier sind die Investitionen im vergangenen Jahr um etwa 80 Prozent eingebrochen – viel stärker als im globalen Durchschnitt. Sie fielen von rund elf Milliarden Dollar auf 2,2 Milliarden Dollar. Zugleich hat sich auch hier das Interesse der Risikokapitalgeber erhöht. Davon haben deutsche Anbieter besonders profitiert. Sie erhielten 376 Millionen Dollar Risikokapital – 2015 waren es nur 106 Millionen. Trotz des jüngsten Investitionsrückgangs sind die KPMG-Berater optimistisch und rechnen mit einem weiteren Wachstum der Fintechs.

Fintechs bieten inzwischen Lösungen für fast alle Geschäftsbereiche der Banken und zunehmend auch für die Versicherungsbranche an. Manche treten dabei als Angreifer auf, viele setzen auf Kooperation mit den etablierten Instituten. Den Investitions-Rückgang erklärt KPMG-Berater Sven Korschinowski vor allem mit der Unsicherheit, die 2016 an den Finanzmärkten herrschte. „Die Auswirkungen des Brexit und der US-Wahl, dazu das sich abschwächende Wachstum in China und starke Schwankungen der Wechselkurse haben Investoren vorsichtiger werden lassen“, sagt er.

Eine andere Begründung der Zurückhaltung von Private Equity-Investoren bei Start-ups fand sich jüngst im German Private Equity Barometer. Dort gaben viele Topmanager an, dass lukrative Übernahmeziele schwierig zu finden seien. Sobald bekannt wird, dass ein Investor aktiv werden möchte, bestehe Gefahr, dass die Bewertungen nach oben schnellen.

Korschinowski bewertet die Aussichten für Fintechs weiter positiv: „Investoren arbeiten immer stärker zusammen, und viele klassische Unternehmen gehen zunehmend dazu über, Fintech-Lösungen in ihre Geschäftsmodelle und -prozesse zu integrieren.“ Das seien gute Voraussetzungen für Fintechs, weiter zu wachsen. Allerdings sind die Erfolgsaussichten je nach Segment und Standort, in dem sich die Start-ups tummeln, sehr unterschiedlich. Für dieses Jahr erwartet KMPG, dass das Interesse an Insurtechs, die sich in der Versicherungsbrache bewegen, in allen Regionen groß bleiben wir. Hier könnten auch vermehrt Versicherungsgesellschaften als Investoren auftreten, um Technologien zu erhalten, mit denen sie auf die veränderten Bedürfnisse ihrer Kunden reagieren können.


Vielversprechende Blockchain

Daneben trauen die Berater auch der Blockchain-Technologie viel zu – besonders nachdem sich hier schon im vergangenen Jahr einige Investoren positioniert haben. Ein Beispiel ist das Konsortium B3i, das der Blockchain-Technologie mehr Aufmerksamkeit verschaffen und deren Entwicklung fördern will. „Viele Finanzdienstleister haben inzwischen eingesehen, dass sie auch in diesem Segment durch eine Zusammenarbeit mit Fintechs ihre eigene Transformation schneller vorantreiben können“, sagt Sven Korschinowski. Wichtig beim Thema Blockchain dürften gemeinsame Standards werden.

Die Segmente Zahlungsverkehr und Finanzierungsplattformen werden je nach Standort sehr unterschiedlich bewertet. In den USA sind das bereits sehr reife Fintech-Märkte, teilweise gelten sie schon als übersättigt. Anders sieht es in Ländern wie Brasilien aus. Hier haben die Menschen einen schlechten Zugang zum Banksystem – und KMPG erwartet weiteres Wachstum in diesem Segment.

In Europa dürften insbesondere solche Fintechs in den Fokus rücken, die sich die EU-Zahlungsdiensterichtline PSD2 zunutze machen. Diese sieht vor, dass Drittanbieter auf Kundenwunsch Zugriff auf die Zahlungskontodaten bei den Banken bekommen müssen und dort Zahlungen veranlassen können. Im Januar 2018 werden die Regeln in nationales Recht umgesetzt. Daneben bewerten die Berater auch künstliche Intelligenz als „heißes Thema“, von dem Banken sich vor allem Hilfe bei Kosteneinsparungen erhoffen.

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