Sie sind ein großer Fan, in wieweit wird Ihre persönliche Anlagestrategie von Buffett beeinflusst?
Wenn wir investieren, stellen wir uns selbst oft die Frage, ist das nun früher Graham-, später Buffetstil – aus welcher Lebensphase nehmen wir gerade unsere Ideen? Buffett hatte ja ganz verschiedene Phasen. In den 50ern war er Hedgefonds-Manager, dann ein bisschen Raider, hat also Firmen aufgekauft und zerschlagen, bis er merkte, wie anstrengend das ist. Dann ist er lange Zeit auf der Graham-Schiene gefahren, die heißt: Kaufe viele billige Aktien und es wird irgendwas dabei herauskommen. Und 1972 hatte er diesen Saulus-zu-Paulus-Effekt – beim Kauf von See‘s Candy - und änderte seine Strategie weg von „billig und schlechte Qualität“ hin zu höheren Börsenkursen und besserer Qualität. Seitdem ist er ein Freund der sehr guten Geschäftsmodelle.
Und in welcher Phase sind Sie nun?
Wir haben uns im Team aufgeteilt, ein Kollege ist auf die Qualität fixiert, ein anderer hält nach Turnaround-Kandidaten Ausschau und ich mag lieber die schwierigen und die billigen Fälle, bin also eher früher Buffett. Ich werde nie sein Denken nachahmen können, denn Buffett ist wirklich genial, wie ein großer Naturwissenschaftler. Aber wir versuchen ein paar Grundideen für uns zu nutzen.
Können Sie ein konkretes Investment nennen, das Buffett auch so gemacht hätte?
Buffett findet es gut, wenn eine Firma Dinge verkauft, die man jeden Tag braucht. Deshalb haben wir in die IT-Unternehmen Qualcom und Oracle investiert. Die hätte Buffett jedoch nicht gekauft, weil er sich mit Technologie nicht auskennt und nur das kauft, was er versteht. Ihm entgeht dadurch etwas, denn in dieser Branche gibt es noch günstige Angebote. Wir verstehen uns als neue Generation und wenden seine Strategien auf die neue Zeit an. Den ganzen IT-Bereich mögen wir sehr.
Die Prognosen der Finanzprofis
„Ich glaube, die größte Gefahr ist tatsächlich, möglicherweise, ein Währungskrieg.“ (25.01.2013)
„Zum ersten Mal seit vier Jahren, seit dem Tief im März 2009, liebe ich den Markt wieder. Denn je höher es geht, desto wahrscheinlicher ist, dass es zu einem schönen Crash kommt, einem gewaltigen Crash.“ (31.1.2013)
„Der Countdown beginnt, wenn die investierbaren Anlagen zu viel Risiko für zu wenig Rendite darstellen.“ (01.02.2012)
„Ich sehe nichts von einer Normalisierung. Die strukturellen Probleme sind nach wie vor da, sie sind nur kaschiert worden und hat sie für eine gewisse Zeit in einem Meer von neugeschöpfter Liquidität ertränkt.“ (21.02.2013)
„Amerika ist die größte Schuldnernation in der Geschichte der Welt.“ (24.02.2012)
„Ich persönlich hatte sehr negative Erwartungen insbesondere bezüglich der Realwirtschaft und den Aktienmärkten. Bei der Wirtschaft lag ich richtig, bei den Aktienmärkten nicht. Aber sollten Aktienmärkte nicht eigentlich der Realwirtschaft folgen?“ (28.2.2103)
„Sicherlich, die nähere Zukunft ist unklar. Amerika blickt dem Unbekannten aber seit 1776 ins Auge.“ (01.03.2012)
„Die Risiken werden vom Markt derzeit zu niedrig eingeschätzt. Sie werden im ersten Halbjahr wohl eingedämmt bleiben, aber sie könnten wieder an die Oberfläche kommen.” (04.03.2013)
„Die Party kann noch für eine Weile so weitergehen. Ich weiß nicht, wann sie enden wird, aber ich schätze, dass sie sehr schlimm enden wird.“ (5.3.2013)
„Ich erwarte keine anhaltende Aufwärtsbewegung von dem derzeitigen Niveau, ohne dass es weitere Hinweise darauf gibt, dass die Wirtschaft in einem irrwitzig starken Tempo wächst.“ (18.03.2013)
Sie laufen also nicht blind dem Guru hinterher?
Das würde gar nicht funktionieren. Wir haben das mal über mehrere Jahre nachgerechnet und stets die aktuellen Käufe und Verkäufe der besten Investoren der Welt kopiert, dabei kommt aber nichts besonders Gutes raus. Durch Nachahmen kommt man nicht vom Fleck. Man muss vorher da sein oder eben das Denkmuster auf neue Situationen anwenden.
Die üppigen Renditen von früher konnte Buffett zuletzt aber nicht mehr erwirtschaften. Woran liegt das?
Das sagt er selbst ganz klar: Früher war das Volumen seiner Investments noch viel kleiner. Er konnte ganz leicht Gelegenheiten nutzen. Doch in seiner aktuellen Größenklasse gibt es solche Gelegenheiten und unbeobachtete Aktien nicht mehr. Er selbst sagt, wenn er kleiner wäre, könnte er locker 50 Prozent Rendite pro Jahr machen. Das glaube ich ihm auch.
Könnte er nicht einen Strohmann einsetzen, der seine Entscheidungen nachvollzieht, aber kein Riesenbudget hat?
Das sieht man schon so ein bisschen an seinen jüngeren Kollegen, die er eingestellt hat, Ted Weschler und Todd Combs. Die haben jeweils knapp drei Milliarden Dollar, mit denen sie spielen dürfen und ihre Investitionen sind tatsächlich interessanter als die von Buffett. Kleiner und durchaus witziger. Aber ich glaube nicht, dass ihnen Buffett da reinredet.