Wenn Hendrik Leber nach seinem großen Vorbild gefragt wird, muss er nicht lange überlegen. Der Investor hat vor 20 Jahren die Acatis Investmentgesellschaft in Frankfurt gegründet und orientiert sich an den Strategien des US-Investors Warren Buffett. Jährlicher Höhepunkt ist für ihn die Hauptversammlung von Berkshire Hathaway. Als begeisterter Hobbyfotograf hat er dort auch stets seine Kamera dabei. Beim Investieren setzt er aber nicht auf blindes Nachahmen, sondern hat seinen eigenen Kopf. Besonders beim Thema Technologie ist Leber moderner als der legendäre Investor.
Stimmungsvolle Landschaften, hübsche Frauen und herausragende Architektur – viele Hobby-Fotografen lieben solche Motive. Herr Leber, Sie dagegen fotografieren am liebsten einen alten Mann. Doch nicht irgendeinen, sondern Starinvestor Warren Buffett. Was fasziniert Sie so an ihm?
Warren Buffett ist ein Genie. Er ist jetzt gerade 84 geworden. Er ist der erfolgreichste Investor aller Zeiten. Und man kann jedes Jahr zu ihm fahren und sich Weisheiten erklären lassen – das finde ich genial. Er hat alle Investmentrekorde gebrochen und erzählt uns auch noch, wie er das macht.
Sie waren schon 19 Mal in Omaha bei der Hauptversammlung von Buffetts Investmentgesellschaft Berkshire Hathaway. Allerdings sind da auch zig Tausend andere Investoren. Ist es einfach, Buffett vor die Linse zu bekommen?
Ich schleiche morgens immer rum, wenn er seinen Rundgang macht. Es gibt ja die Halle, wo all seine Firmen ausstellen. Meistens stelle ich mich an die Modelleisenbahn, wo seine Burlington Northern Eisenbahn herumfährt und habe dann wunderbare Gelegenheiten, ihn zu fotografieren. Aber eine halbe Stunde wartet man schon.
Was ist spannender, das Fotografieren oder seine Antworten auf die Fragen der Investoren?
Beim Fotografieren treibt mich ein Jagdinstinkt. Aber richtig spannend sind die sechs Stunden Fragen und Antworten. Das sind dann etwa 60 Fragen, ich schreibe alles mit und brauche dann Jahre, um zu deuten, was er wirklich gemeint hat.
10 Tipps für Börseneinsteiger
Bevor ein potentieller Anleger zum ersten Mal Aktien kauft, sollte er sich Gedanken darüber machen, welches Ziel er mit der Geldanlage verfolgt und für welchen Anlegertyp er sich hält. Wenn mit den Aktien später die Altersvorsorge aufgestockt oder das Studium der Kinder finanziert werden soll, muss an der Börse eine andere Taktik angewendet werden, als wenn es um kurzfristige Gewinne geht. Die grundlegende Frage ist: Sind Sie auf den Betrag angewiesen und investieren deshalb lieber mit möglichst geringem Risiko oder können Sie eventuelle Verluste verschmerzen und renditestärkere aber auch riskantere Papiere kaufen?
Wer die Frage nach der eigenen Risikoneigung mit "no risk, no fun!" beantwortet, sollte sich darüber im Klaren sein, dass er zwar sehr viel gewinnen, aber auch sehr viel verlieren kann. Für den Anfang schadet es nicht, auf eine langfristige Strategie zu setzen und die Entwicklungen an den Märkten zu beobachten. Kleine Zockereien für den Nervenkitzel sind dann im Verlustfall besser zu verschmerzen. Nach dem Geckoschen Leitsatz "Greed is good" sollten Börsenneulinge nicht handeln.
Was eine Aktie ist und wie sie funktioniert, dürfte jedem klar sein. Wer sein Depot auch mit Anleihen und Zertifikaten füllen möchte, sollte nur in Produkte investieren, die er auch versteht. Wer nur auf die Renditeversprechen hört und Produkte kauft, deren Vor- und Nachteile, beziehungsweise Funktionsweisen er nicht begreift, fällt über kurz oder lang auf die Nase.
Bevor Sie ein Depot eröffnen, vergleichen Sie die Gebühren der Banken. Je höher die Gebühren sind, desto geringer fällt die Rendite nachher aus. Direktbanken haben im Regelfall günstige Konditionen und bieten kostenlose Depots an.
Anleger sollten ihr Geld - und damit auch ihr Risiko - zumindest am Anfang möglichst breit streuen. Verteilen Sie Ihr Geld auf verschiedene Märkte wie Rohstoffe und Energie, sowie auf Aktien, Fonds und Anleihen.
Wer seinem Portfolio Fonds oder Zertifikaten beimischt, sollte auch innerhalb dieser Anlageklassen auf eine gute Mischung achten. Fondsanbieter und deren Produkte lassen sich online schnell vergleichen. Wer nicht nur in ein oder zwei Gesellschaften investiert, ist auf der sicheren Seite.
Besonders wichtig ist, dass Sie sich Zeit nehmen für Ihre Geldanlage und Ihr Depot regelmäßig überprüfen: Welche Anlageinstrumente haben sich wie entwickelt? Ist es Zeit, das Depot umzuschichten, oder läuft alles in meinem Sinne?
Bei der Überprüfung des Depots sollte man sich immer mal wieder fragen: Würde ich diese Aktie oder diesen Fonds heute noch kaufen? Lautet die Antwort ja, behalten Sie das Produkt. Sind Sie von der Qualität nicht mehr überzeugt, wird es Zeit zum Verkauf.
Entwickelt sich eine Aktie oder ein sonstiges Produkt nicht so, wie geplant, sollten Sie nicht zögern, es zu verkaufen. Sogenannte Stopp-Loss-Orders, also Untergrenzen, bei denen verkauft werden soll, können hilfreich sein. Das bietet sich insbesondere dann an, wenn man den Kurs nicht permanent selbst im Auge behalten kann oder will.
Grundsätzlich gilt: Verlieren Sie nicht die Nerven. An der Börse gibt es Kursschwankungen, Aktienkurse können unerwartet einbrechen. Das sollte aber kein Grund sein, den Kopf zu verlieren. Panische und unüberlegte Deals kosten meist mehr Geld als die Abwärtstrends.
Sie haben es also vor allem auf die Investment-Tipps abgesehen?
Es sind keine wirklichen Tipps. Er geht nicht in Aktiendetails, sondern teilt seine Beobachtungen, und man muss selbst Schlussfolgerungen daraus ziehen. Er gibt nie ein fertiges Kochrezept ab, sondern Hinweise auf etwas, das man besser beobachten sollte.
Also bestimmte Branchen?
Er hat zum Beispiel erklärt, dass Öl mit der Eisenbahn doppelt so schnell transportiert werden kann wie mit der Pipeline. Und plötzlich wurde mir klar, warum er eine Eisenbahnlinie hat. Als er die gekauft hatte, dachte ich noch, was macht er damit, was soll das? Aber dann ergab das alles einen Sinn.
Buffett wird auch das Orakel von Omaha genannt. Sind seine Antworten tatsächlich immer so gehaltvoll?
Man sieht oft das Bild eines älteren Herrn und denkt sich „netter Opa“. Aber der Eindruck ist vollkommen falsch. Der Mann ist hochgradig analytisch scharf. Wenn man die Schnelligkeit seiner Antworten erlebt, bekommt man eine Ahnung davon, was für ein überragender Kopf das ist. Oft klingen die Antworten zunächst trivial, aber es stecken sehr komplexe Gedanken dahinter. Das ist phänomenal.