Finanzexperte einmal anders "Was Buffett liest, analysiert bei uns der Computer"

Hendrik Lebers größtes Vorbild heißt Warren Buffett. Im Interview erklärt der Gründer der Acatis Investmentgesellschaft, warum bloßes Nachahmen keine gute Strategie ist und ihm neue Technologien besonders wichtig sind.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Welche Börsen an ihren Hochs kratzen
Dax, DeutschlandDer Deutsche Leitindex erreichte seinen Höchststand von 8.151,57 Punkten im Handelsverlauf am 13. Juli 2007. Obwohl sich die Krise am US-Immobilienmarkt bereits abzeichnete, schaffte der Dax 2007 ein Jahresplus von 23 Prozent. Momentan ist der Index ein gutes Stück vom Rekord entfernt – es fehlen über 450 Punkte. Beim Dax handelt es sich im Gegensatz zu den anderen großen Indizes wie dem Dow Jones um einen Performance-Index – in diesen werden die Dividenden der enthaltenen Unternehmen mit eingerechnet. Der Dow-Jones als Kursindex dagegen bildet nur die Kursentwicklung der Einzelwerte ab. Quelle: dapd
Dow Jones, USADas wichtigste Börsenbarometer der Welt ist an der New York Stock Exchange gelistet. Die Marktkapitalisierung aller im Dow Jones gelisteten Aktien beträgt mehr als drei Billionen Euro. Zum Vergleich: Im Dax beträgt die Marktkapitalisierung aller Aktien fast 880 Milliarden Euro. Der Dow Jones hat seinen Höchststand von 14.716,46 Punkten auf Verlaufsbasis am 09. April 2013 erreicht. Vor allem das billige Geld der Notenbanken treibe Anleger in Aktien, urteilen Analysten. Doch erste Anzeichen für ein baldiges Ende der lockeren Geldpolitik könnten den Dow Jones schnell wieder fallen lassen. Momentan notiert der Dow knapp unter seinem Hoch. Quelle: REUTERS
Nikkei 225, JapanAm 29. Dezember 1989 erreichte der Nikkei mit 38.957,44 Punkten im Handelsverlauf seinen Allzeithöchststand. Im April 2003 erreichte der wichtigste japanische Index den Tiefststand von 7.607 Punkten. Innerhalb von etwa viereinhalb Jahren hatte der Nikkei damit mehr als 80 Prozent eingebüßt. Schuld war unter anderem auch das Platzen der Spekulationsblase im Technologiesektor (Dotcom-Blase). Die Grenze von 30.000 Punkten fiel zum ersten Mal am 7. Dezember 1988 – davon ist trotz eines guten Kurses derzeit nicht einmal die Hälfte erreicht. Genauso wie der Dow-Jones-Index ist der Nikkei 225 kein Performance-Index, sondern ein preisgewichteter Kursindex. Quelle: dpa
Nasdaq 100, USADas amerikanische Pendant zum TecDax ist der Nasdaq 100, der die 100 größten Technologieunternehmen der Nasdaq enthält. Der Index listet unter anderem Börsenschwergewichte wie Apple, Google und Amazon. Seit Mai 2012 auch Facebook. Das Allzeithoch von 4.816,35 Punkten erreichte der Nasdaq 100 im Handelsverlauf des 24. März 2000. Dies verwundert wenig, da Technologieaktien um 2000 herum deutlich überbewertet waren, die sogenannte Dotcom-Blase. Deshalb notiert der Nasdaq in der vergangenen Zeit auch um rund 2000 Punkte niedriger. Quelle: REUTERS
S&P 500, USADer dritte wichtige Index aus den USA ist der S&P 500. Der von Standard & Poor's zusammengestellte Index umfasst die 500 größten US-Unternehmen und gehört damit zu den meistbeachtesten Indizes der Welt. Der klassische S&P, der auch in den Medien die meiste Beachtung findet, ist ein Kursindex. Er erreichte sein Allzeithoch von 1.576,09 Punkten im Handelsverlauf des 11. Oktober 2007. Momentan ist der Index nur wenige Punkte von seinem Rekord entfernt. Möchte man den Dax mit dem S&P vergleichen, so kann man auf den S&P 500 Total Return zurückgreifen, der wie der Dax ein Performance-Index ist. Seit dem 1. Januar 2000 hat sich der S&P 500 TR mit einer durchschnittlichen Jahresrendite von 9,7 Prozent besser entwickelt als der Dax (8,5 Prozent). Quelle: REUTERS
Euro Stoxx 50, EuropaDer wohl wichtigste Index für Europa ist der noch recht junge Euro Stoxx 50, der die größten Unternehmen aus der Euro-Zone listet. Der erst 1998 eingeführte Index erreichte sein Handelsallzeithoch von 5.495,18 Punkten am 6. März 2000. Nach dem Platzen der Dotcom-Blase ging es für den Euro Stoxx 50 deutlich nach unten. Nachdem er sich wieder aufgerappelt hatte, belastete ab 2007 die weltweite Finanzkrise und das Schuldenchaos in Europa den Kurs. Zurzeit notiert der Euro Stoxx in der Nähe von 2600 Punkten. Quelle: dapd
FTSE 100, GroßbritannienDer „Footsie“, wie er umgangssprachlich genannt wird, repräsentiert 80 Prozent der Marktkapitalisierung aller Aktien, die an der Börse in London gelistet sind. Sein Allzeithoch von 6.950,60 Punkten erreicht der Index am 30. Dezember 1999 – also wenige Monate vor dem Platzen der Dotcom-Blase. Erst acht Jahre später sollte der Kurs in ähnliche Höhen kommen, dann brach die Finanzkrise aus. Aktuell fehlen zum Höchststand etwa 500 Punkte. Quelle: AP

Wenn Hendrik Leber nach seinem großen Vorbild gefragt wird, muss er nicht lange überlegen. Der Investor hat vor 20 Jahren die Acatis Investmentgesellschaft in Frankfurt gegründet und orientiert sich an den Strategien des US-Investors Warren Buffett. Jährlicher Höhepunkt ist für ihn die Hauptversammlung von Berkshire Hathaway. Als begeisterter Hobbyfotograf hat er dort auch stets seine Kamera dabei. Beim Investieren setzt er aber nicht auf blindes Nachahmen, sondern hat seinen eigenen Kopf. Besonders beim Thema Technologie ist Leber moderner als der legendäre Investor.

Stimmungsvolle Landschaften, hübsche Frauen und herausragende Architektur – viele Hobby-Fotografen lieben solche Motive. Herr Leber, Sie dagegen fotografieren am liebsten einen alten Mann. Doch nicht irgendeinen, sondern Starinvestor Warren Buffett. Was fasziniert Sie so an ihm?
Warren Buffett ist ein Genie. Er ist jetzt gerade 84 geworden. Er ist der erfolgreichste Investor aller Zeiten. Und man kann jedes Jahr zu ihm fahren und sich Weisheiten erklären lassen – das finde ich genial. Er hat alle Investmentrekorde gebrochen und erzählt uns auch noch, wie er das macht.

Sie waren schon 19 Mal in Omaha bei der Hauptversammlung von Buffetts Investmentgesellschaft Berkshire Hathaway. Allerdings sind da auch zig Tausend andere Investoren. Ist es einfach, Buffett vor die Linse zu bekommen?
Ich schleiche morgens immer rum, wenn er seinen Rundgang macht. Es gibt ja die Halle, wo all seine Firmen ausstellen. Meistens stelle ich mich an die Modelleisenbahn, wo seine Burlington Northern Eisenbahn herumfährt und habe dann wunderbare Gelegenheiten, ihn zu fotografieren. Aber eine halbe Stunde wartet man schon.

Was ist spannender, das Fotografieren oder seine Antworten auf die Fragen der Investoren?
Beim Fotografieren treibt mich ein Jagdinstinkt. Aber richtig spannend sind die sechs Stunden Fragen und Antworten. Das sind dann etwa 60 Fragen, ich schreibe alles mit und brauche dann Jahre, um zu deuten, was er wirklich gemeint hat.

10 Tipps für Börseneinsteiger

Sie haben es also vor allem auf die Investment-Tipps abgesehen?
Es sind keine wirklichen Tipps. Er geht nicht in Aktiendetails, sondern teilt seine Beobachtungen, und man muss selbst Schlussfolgerungen daraus ziehen. Er gibt nie ein fertiges Kochrezept ab, sondern Hinweise auf etwas, das man besser beobachten sollte.

Also bestimmte Branchen?
Er hat zum Beispiel erklärt, dass Öl mit der Eisenbahn doppelt so schnell transportiert werden kann wie mit der Pipeline. Und plötzlich wurde mir klar, warum er eine Eisenbahnlinie hat. Als er die gekauft hatte, dachte ich noch, was macht er damit, was soll das? Aber dann ergab das alles einen Sinn.

Buffett wird auch das Orakel von Omaha genannt. Sind seine Antworten tatsächlich immer so gehaltvoll?
Man sieht oft das Bild eines älteren Herrn und denkt sich „netter Opa“. Aber der Eindruck ist vollkommen falsch. Der Mann ist hochgradig analytisch scharf. Wenn man die Schnelligkeit seiner Antworten erlebt, bekommt man eine Ahnung davon, was für ein überragender Kopf das ist. Oft klingen die Antworten zunächst trivial, aber es stecken sehr komplexe Gedanken dahinter. Das ist phänomenal.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%