Finanzmärkte-Ausblick Die nächsten Beben an den Märkten werden kommen

Die Aktienmärkte proben nach den Rückschlägen eine Stabilisierung. Doch Analysten wollen noch keine Entwarnung geben.

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An der Deutschen Börse glaubt man nicht, dass der Deutsche Aktienindex seinen Tiefpunkt bereits erreicht hat. Quelle: Reuters

Frankfurt So schnell können Aktienbörsen ein Zehntel ihres Wertes verlieren. Die Wall Street schaffte es in zwei Wochen. Deutsche Titel benötigten nur wenige Tage mehr. Am Freitag probten die Börsen zwar eine Stabilisierung. Doch viele Analysten zweifeln, dass der Tiefpunkt bereits erreicht ist.

„Mit weiteren Beben ist jederzeit zu rechnen“, glaubt beispielsweise Robert Halver, Leiter Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank. Er urteilt: „Die Aktienmärkte sind auf der Suche nach einem neuen Gleichgewicht. Dieser Prozess wird einstweilen anhalten.“

Auslöser der Turbulenzen waren gute US-Arbeitsmarktdaten, die am vorletzten Freitag veröffentlicht wurden. Die Zahlen schürten Zins- und Inflationsängste. Wachsende Ängste der Anleger setzten eine Verkaufsspirale an den Aktienmärkten in Gang.

Allein in der vergangenen Woche verloren marktbreite US-Werte wie Exxon Mobil, 3M, American Express und Johnson & Johnson bis zu neun Prozent. Aus der deutschen Sicht führen Firmen wie Deutsche Bank, Allianz, Fresenius und Münchener Rück mit Abschlägen in ähnlicher Größenordnung die Verliererliste an.

Wichtige Indexmarken im Test

Beim Indexvergleich wurden wichtige Marken getestet. Die Dow-Jones-Messlatte pendelte auf dem Niveau von 24.000 Punkten. In Deutschland liegt die nächste wichtige Dax-Marke im Abschwung bei genau der Hälfte, bei 12.000 Zählern.

Seit den Top-Ständen Ende Januar haben die weltweiten Aktienmärkte massiv verloren. Die bisherigen Rückschläge sind zwar deutlich geringer als im kurzfristigen Abschwung vor zwei Jahren. Doch die Agentur Bloomberg taxiert die Einbußen auf immerhin rund fünf Billionen Dollar.

Auf den hiesigen Markt strahlt auch die politische Lage nach der Einigung auf den Koalitionsvertrag aus. Manche Analysten zweifeln an der Ausgabendisziplin des Staates und fragen, ob sich Deutschland künftig vielleicht auf die Umverteilungsideen des französischen Präsidenten Manuel Macron und EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker zubewege.

Diese Diskussion sieht Eugen Keller, Analyst beim Bankhaus Metzler, an den Märkten reflektiert. „Die Zinsvorsprünge von Peripherieländeranleihen gegenüber Bundesanleihen sind auf den tiefsten Stand seit 2010 gefallen“, beobachtet er. Darüber hinaus sei der Euro gegenüber dem Dollar unter Druck geraten.

Vor dem Hintergrund der Diskussionen um die Konjunkturlage und die Zinsperspektiven werden die Anleger gespannt auf die anstehenden Daten der neuen Woche schauen. Am Dienstag werden Januar-Inflationsdaten aus Großbritannien veröffentlicht. Einen Tag darauf folgen die Angaben zum Wirtschaftswachstum im vierten Quartal aus Japan, Deutschland und Italien.

Ebenfalls am Mittwoch stehen aus den USA die Verbraucherpreisinflation und Einzelhandelsumsätze für Januar an. „Man kann sich die Turbulenzen nur vorstellen, falls die Inflation höher ausfällt als erwartet“, glaubt Jim Reid, Stratege bei Deutsche Bank Research.

Am Donnerstag setzt sich der Zahlenreigen aus Übersee fort. Erwartet werden Angaben zur Industrieproduktion im Januar, darüber hinaus ein konjunktureller Frühindikator und ein Geschäftsklimaindex für Februar.

Der Freitag bleibt vorwiegend den US-Daten vorbehalten. Auf dem Tagesplan notiert sind Daten zum Häusermarkt im Januar, außerdem Angaben zum Verbrauchervertrauen im Februar. Dazu kommen die Importpreisveränderungen im Januar.

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