Finanzmärkte Die wichtigsten Fragen zum China-Beben

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Beobachter befürchten Währungskrieg

Wie profitiert China von der Abwertung?

Angesichts der Tatsache, dass Chinas Wirtschaft stark von Ausfuhren abhängig ist, werden die marktwirtschaftlichen Absichten der Notenbank schnell angezweifelt. Denn mit der Abwertung des Yuan werden Exporte nach China teurer, chinesische Waren auf dem Weltmarkt dagegen wettbewerbsfähiger. Chinesische Waren werden im Ausland wieder günstiger, Peking verschafft seinen Exporteuren einen nicht unerheblichen Wettbewerbsvorteil gegenüber der Konkurrenz.


Wer hat das Nachsehen?

Während Chinas Wirtschaft von der Maßnahme profitieren könnte, leiden die Wettbewerber. "Die Abwertung hat zu einer Schockwelle auf regionalen asiatischen Devisenmärkten geführt", sagt Clifford Lau, Fixed Income-Vorstand für die Asien-Pazifik-Region bei der Investmentgesellschaft Columbia Threadneedle. Betroffen seien vor allem Länder wie Südkorea, Singapur oder Taiwan, deren Wachstum ebenso exportabhängig ist wie das chinesische. Schon jetzt hat die chinesische Notenbank ihre Kollegen in anderen asiatischen Volkswirtschaften unter Druck gesetzt, denn diese stehen mit China im direkten Wettbewerb. Die vietnamesische Notenbank beispielsweise hat ihre Währung Dong am Mittwoch ebenfalls abgewertet.

Ebenfalls hart getroffen sind Länder mit hohen Rohstoffvorkommen, deren Wirtschaft in hohem Maße Abhängig von den Einnahmen aus dem Sektor sind. Dazu gehören unter anderem Südafrika, Russland und Brasilien. China gilt als einer der wichtigsten Abnehmer. Schwächelt die Wirtschaft könnten die sinkenden Rohstoffimporte Chinas andere Volkswirtschaften mit in die Problemzone reißen. Werden Importe für China teurer, könnte das auch die Ölnachfrage senken, das Land ist der zweitgrößte Ölimporteur weltweit. Der Ölpreis ist daher seit Tagen auf Talfahrt.

Warnsignal aus China: Wie schlecht steht es um die Wirtschaft?

Ist China das einzige Problem der Schwellenländer?

Nein, die Lage in vielen Schwellenländern ist komplizierter, sie leiden vor allem unter hohen Kapitalabflüssen. Das liegt vor allem an der konjunkturellen Erholung in den USA und der bevorstehenden Zinswende durch die US-Notenbank. Gewinnt der Dollar an Wert, weil die verfügbare Geldmenge gesenkt wird, verlieren die anderen Währungen - das Kapital wird aus Schwellenländern abgezogen und angesichts der Aussicht auf steigende Renditen wieder in den USA investiert. Das Problem an diesem Kreislauf: viele Länder haben Kredite in Dollar aufgenommen. Verlieren ihre Währungen gegenüber dem Greenback, wird es für die Volkswirtschaften immer schwerer, die Zinsen zu bedienen. Hinzu kommen die spezifischen Probleme. In Südafrika etwa sorgt die schwächelnde Rohstoffnachfrage dafür, dass Minenbetreiber kürzen müssen, die Arbeitslosigkeit steigt massiv an.

Auch Brasilien hat große Probleme, die US-Ratingagentur Moody's stufte die Kreditwürdigkeit des fünftgrößten Landes der Welt auf „Baa3“ herunter, das ist fast Ramsch-Niveau. Auch hier spielen die niedrigen Rohstoffpreise eine Rolle, hinzu kommt eine hohe Inflation und Korruption im Land.

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Ist die Angst vor einem Währungskrieg berechtigt?

Angesichts dieser massiven Probleme bei den Wettbewerbern Chinas warnen Beobachter vor einem Wettabwerten der Notenbanken, also einem Währungskrieg. Wie wahrscheinlich ein solches Abwertungsrennen der Zentralbanken ist, lässt sich aktuell schwer sagen. Zwei Interventionen seitens China reichen dafür nicht aus. Die Warnung vor einem solchen Währungskrieg ist durchaus legitim, vor allem aufgrund der schwerwiegenden Folgen, die so ein Szenario für die Weltwirtschaft hätte. Allerdings dürfen einige der aktuellen Warnungen auch als Instrumentarium gewertet werden. So nutzt beispielsweise US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump die Debatte, um auf sich aufmerksam zu machen. "Sie zerstören uns einfach", schimpfte Trump öffentlichkeitswirksam in einem CNN-Interview. Die chinesische Regierung werde die Währung so lange schwächen, bis sich für sie ein Erfolg einstelle. "Sie werten den Yuan stark ab. Und das wird verheerend für uns", sagte der Milliardär. US-Produkte werden durch die Abwertung in China teurer, das könnte vor allem globale Konzerne wie Apple treffen.

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