Finanzmärkte „House of Wirecard“

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Positive Tendenzen

Bilanziell schlägt sich das zunächst nicht voll nieder. Den Kaufpreisen stehen fiktive Vermögenswerte in Form von Kundenbeziehungen und dem allgemeinen Geschäftswert gegenüber. Für die Abschreibung der Kundenbeziehungen lässt sich Wirecard 10 bis 20 Jahre Zeit. Firmenwerte, die bei den zwei Hauptunternehmen der indischen GI-Gruppe immerhin mit 266 Millionen Euro angesetzt wurden, werden gar nicht, sondern nur bei Bedarf abgeschrieben. Ein Trostpflaster: Seit 2014 hat sich Braun auf Firmen konzentriert, die schon bewiesen haben, dass sie Geld verdienen können. Sie entwickeln sich positiv, allerdings brauchten sie teilweise weiteres Kapital.

Für die Vorstände hat sich die forsche Expansionspolitik jedenfalls gelohnt. Ihre Gehälter haben sich allein von 2014 auf 2015 verdoppelt und seit 2008 sogar versiebenfacht, während das Ergebnis seit 2008 nur auf das 3,4-Fache gestiegen ist. Genauso eindrucksvoll entwickelten sich die Bezüge des Aufsichtsrats. Der Vorsitzende hat 2014 mit 339 000 Euro dreieinhalbmal so viel verdient wie der Durchschnitt aller Aufsichtsratsvorsitzenden im TecDax. 2015 zog sein Gehalt noch mal um 72 000 Euro an. Kein Wunder, dass fast alle Vorstände und Aufsichtsräte schon seit 2008 und länger im Amt sind.

Ein geschickt platziertes Gerücht, ein chinesisches Unternehmen steige im großen Stil bei Wirecard ein, trieb auch den Kurs am 8. Juni bei hohen Umsätzen über die 40-Euro-Marke - ziemlich genau dahin, wo er vor der Attacke stand. Auch in Aschheim versteht man das Spiel mit den Märkten. Das Geschäftsmodell habe an Interesse gewonnen, sagte Braun Mitte Juni auf der Hauptversammlung und schürte damit noch einmal Übernahmegerüchte. Es sei nicht auszuschließen, dass der Vorstand sich in strategische Gespräche begebe: „In Summe treffen wir auf einen sehr interessierten Markt", so Braun. Für das Wirecard-Geschäft gelte: „Wir glauben, dass das Beste vor uns liegt." Ob das auch für den Kurs gilt, der im Zuge der Brexit-Ängste wieder gebröckelt war? Rund acht Prozent lag Braun da gemessen am Kurs vor der Hedgefondsattacke vom Februar wieder hinten. Noch, glaubt er zumindest.

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