Florian Homm "Die können mich nicht verknacken"

Der ehemalige Hedgefondsmanager Florian Homm meldet sich spektakulär zurück - und streitet im Interview mit der WirtschaftsWoche die Betrugsvorwürfe der US-Börsenaufsicht SEC ab.

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Große Blender - und was aus ihnen wurde
Die Gründer der Frankfurter Immobiliengruppe S+K, Stephan Schäfer und Jonas Köller, hat ein Schicksal ereilt, das vielen Blendern aus der Dotcom-Ära bereits zu Teil wurde: Sie landeten wegen mutmaßlichem Anlagebetrug in Untersuchungshaft. Zuvor haben sie es mit dem ergaunerten Geld richtig krachen lassen. Doch was ist aus den Bankrotteuren aus dem Jahr 2000 geworden?
Einer der bekanntesten Betrüger ist Florian Homm, bekannt als Großaktionär bei Borussia Dortmund. Am Neuen Markt war er zuvor schon bekannt als Gründer von Value Management & Research (VMR), die Firmen wie Toysinternational.com oder Comtelco an die Börse brachte. Eine angekündigte Fusion mit der Beteiligungsgesellschaft Knorr Capital scheiterte, Homm zog sich aus VMR zurück. Wenige Jahre später geriet er mit dem Hedgefonds Absolute Capital Management Holdings mit Investments bei Borussia Dortmund oder dem Finanzdienstleister MLP in die Schlagzeilen. Vielfach war ihm vorgeworfen worden, Kurse massiv zu manipulieren. Als der Hedgefonds 2007 unter Druck geriet, nahm Homm überstürzt seinen Hut und war seitdem untergetaucht. Seine Nachfolger in der Leitung des Fonds warfen ihm später vor, dass viele Investments einen weit geringeren Wert hätten, als ausgewiesen. Die Aktien des börsennotierten Hedgefonds verloren mehr als 90 Prozent ihres Wertes. Seit Februar 2011 läuft gegen Homm auch eine Klage der US-Börsenaufsicht SEC. Zuletzt wurde er in Liberia vermutet. 2012 tauchte der einst skrupellose Finanzinvestor wieder auf - um ein Buch über sein Leben vorzustellen und sich öffentlich reinzuwaschen. Er sei ein anderer Mensch, gehe mindestens zweimal wöchentlich zum Gottesdienst und wolle sich demnächst der SEC stellen, erzählt er der Financial Times Deutschland. Natürlich können Menschen sich ändern, aber der Eindruck einer PR-Masche zum Verkauf seines Buches bleibt doch bestehen - gerade wenn es stimmt, dass von seinem einzigen Vermögen nicht mehr viel übrig ist. Quelle: dpa/dpaweb
Im Januar 2012 wurde der gebürtige Kieler Kim Schmitz in Neuseeland festgenommen. Dem 38-jährigen wurde vorgeworfen, Mastermind hinter dem Raubkopien-Portal Megaupload zu sein. Die spektakuläre Verhaftung rückte auch die Dotcom-Ära wieder in Erinnerung, immerhin hatte Schmitz sein 25-Millionen-Dollar-Anwesen "Dotcom Mansion" getauft und sich selbst seit einiger Zeit ganz offiziell Kim Dotcom genannt... Quelle: REUTERS
Auch in der Zeit des Neuen Marktes war Schmitz eine der schillerndsten Figuren: Unvergessen sind seine Urlaube mit dem durch eine Dieter Bohlen-Affäre als "Teppich-Luder" bekannten Playboy-Bunny Janina... Quelle: rtr
Legendär auch seine Auftritte in der Harald-Schmidt-Show, wo Schmitz seinen eigenen Sessel mitbrachte (die vorhandenen waren ihm zu unbequem) und erzählte, wie er den Jet der Haffa-Brüder für eine halbe Million charterte, um einen Kurztrip in die Karibik zu unternehmen. Quelle: rtr
EM.TV Quelle: dpa
Comroad Quelle: Robert Brembeck für WirtschaftsWoche

WirtschaftsWoche: Herr Homm, die US-Aufsicht SEC wirft Ihnen schweren Wertpapierbetrug vor. Sie hat, weil Sie nicht reagiert haben, ein Versäumnisurteil beantragt und fordert 60 Millionen Dollar Rückzahlung und Strafe.

Florian Homm: Ich werde mich jetzt mit Vehemenz in das Verfahren einklinken. Eine Stellungnahme ist in Arbeit.

Ihnen gehörte die Hälfte des Brokers Hunter, richtig?

Ja, aber ich war passiver Investor. Das war öffentlich bekannt und gegenüber dem Regulierer FINRA offengelegt.

Die SEC listet Aktiengeschäfte auf, die exakt zwischen den Fonds von Absolute Capital und Hunter abgesprochen wurden, sogenannte Matched Orders. Tages-Schlusskurse seien manipuliert worden.

Was verstehe ich von Matched Orders? Ich hatte zuletzt vor einem Vierteljahrhundert eine US-Börsenlizenz, bei Merrill Lynch. Das sind extrem technische Fragen. Ich habe niemandem gesagt, er soll eine Matched Order machen.

Haben die Händler von Absolute Capital Ihre Anweisungen umgesetzt?

Die Händler hatten Freiheiten, sie hatten Positionen dort, wo sie meinten, sie könnten etwas für die Fonds verdienen.

Die SEC sagt, Sie hätten de facto die Kontrolle über jeden Fonds gehabt.

Das ist Unsinn. Laut Vorstand war ich 2007 für maximal 20 Prozent des Anlagevermögens verantwortlich, selbst für Fonds, die mir zugerechnet wurden, gab es mindestens einen weiteren Manager.

Sie haben nicht mitbekommen, wie Fondshändler und Broker sich abgesprochen haben, dass jetzt einer dem anderen Aktien zum Wunschpreis abnimmt?

O Gott, nein, mein Hauptaufgabengebiet war doch, Investments zu identifizieren, zu sagen, kauft mal für drei Prozent des Fonds diese Aktien. Wie die das machen, ist mir ziemlich schnuppe. Die müssen eine gute Ausführung darstellen, die muss ökonomisch nachhaltig sein. Im Übrigen ist mir das alles zu detailliert, um zu diesem Zeitpunkt großartig Kommentare dazu abzugeben.

"Fragen Sie nicht mich, fragen Sie den Broker"

Kriminelle Banker
Kweku Adoboli Quelle: dapd
Gary Foster - Citigroup
Bernard Madoff
Jerome Kerviel
Nick Leeson
Robert Allen Stanford
Helmut Kiener

Die SEC hat Chatprotokolle, in denen der Händler des Fonds sagt, „ich brauche einen höheren Kurs“, und der Händler des Brokers sagt, „kannst du haben“, und dann wechselt das Paket zu dem Kurs.

Fragen Sie doch nicht mich, fragen Sie den Händler oder den Broker.

Welchen Sinn macht es denn, dass die Fonds untereinander Aktien handeln – außer, dass sie so Kurse bestimmen und Gebühren für Hunter produzieren?

Das kommt doch ständig vor. Die Fonds wurden größtenteils von anderen Fondsmanagern geleitet. Einer sagt, „weißt du, ich habe keinen Bock mehr auf die Aktie, ich glaub da nicht mehr dran“, dann sage ich: „Verscheuer sie.“

Sie haben auf beiden Seiten profitiert, als Teilhaber des Brokers und als Großaktionär von Absolute Capital.

Wieso? Wenn ich ein Auto für zehn Dollar verkaufe und jemand anders kauft, wer soll da profitiert haben?

Es sind noch mehr Aktien im Fonds, die dann zum höheren Kurs bewertet werden.

Ich bin kein Profi zum Thema Portfolio Pumping...

...dem künstlichen Aufblähen des ausgewiesenen Werts eines Fondsportfolios.

Da gibt es nur zwei Präzedenzfälle in der US-Wirtschaftshistorie. Das ist juristisch Neuland, in Deutschland würde man das im besten Fall als Kurspflege betrachten. Das Thema ist sehr komplex.

Es sieht sehr einfach aus. Da werden Transaktionen gemacht, und am Ende stehen wertlose Aktien teuer in den Büchern.

Warum sollten dann aber nicht irgendwelche Leute die Aktien verkaufen?

Oft waren die Aktien so klein, dass Sie die Einzigen waren, die damit gehandelt haben. So konnten Sie Kurse bestimmen.

Wir hatten in keinem Unternehmen die Mehrheit. Wenn eine Aktie wenig liquide ist, heißt das doch noch lange nicht, dass nicht jemand leerverkaufen kann. Er muss nur zu einer Bank gehen, sich Aktien leihen und die im Markt verkaufen. Wer hat denn profitiert von diesen schlimmen Geschäften? Die Fonds, oder?

Wenn der Wert der Fonds steigt, geben Investoren mehr Geld. Sie kassieren mehr Gebühren, die Fonds-Holding Absolut Capital verdient mehr, und ihr Kurs steigt.

Was habe ich davon gehabt? Ich habe aber, außer zu meiner Scheidung und nach meinem Ausscheiden, keine Aktie verkauft. Und meine Boni gingen an meine Mitarbeiter. Ich verstehe die wirtschaftliche Logik hinter diesen Vorwürfen nicht.

"Sie sollten nicht vorverurteilen"


Womit die Brandstifter heute ihr Geld verdienen
Alan GreenspanVon 1987 bis 2006 war Alan Greenspan Präsident der amerikanischen Notenbank Federal Reserve. Während seiner Amtszeit erreichte der Leitzins sein historisches Tief von einem Prozent. In dieser Zeit wuchs das Derivategeschäft der Banken zu einem Finanzmarktmonster, das eine Größe von 500 Billionen US-Dollar erreichte. Die niedrigen Zinsen gepaart mit einer laschen Regulierung der Banken löste letztlich die "Sub-Prime-Krise" aus. Bei einer Anhörung im US-Kongress im Jahre 2008 gab Greenspan immerhin zu, Fehler gemacht zu haben. Heute arbeitet er als spezieller Berater bei der Kapitalanlagegesellschaft Pimco. Pimcos Mitbegründer Bill Gross lobt die Fähigkeiten des früheren Fed-Chefs und sagt, dass seine Firma von Greenspans Diensten in Milliardenhöhe profitieren konnte. Neben seiner Beratertätigkeit für Pimco hat Greenspan auch die Deutsche Bank und Hedge-Fond Milliardär John Paulson beraten. Quelle: rtr
Bill ClintonNicht unerheblichen Anteil an der Finanzkrise hatte der frühere US-Präsident Bill Clinton. Die Aufhebung eines und die Unterzeichnung eines anderen Vertrages hat ausgereicht, um ein globales Erdbeben in der Finanzwelt auszulösen. Clinton revidierte zuerst den Glass-Steagall-Act, womit die Trennung zwischen dem Einlagen- und dem Kreditgeschäft in den Banken aufgehoben wurde. Im Anschluss unterzeichnete Clinton den Commodity Futures Modernization Act, wodurch die Regulierung von Kredit-Swaps wegfiel. Dadurch erweiterte sich das Kreditgeschäft der Banken, die Kredite an Haushalte vergaben, die keine ausreichende Bonität vorweisen konnte. Die sogenannte Sub-Prime-Krise war damit geboren. Nach seiner Amtszeit engagiert sich Clinton vor allem für seine AIDS-Stiftung. Und reist als Berater und gefragter Redner um die Welt. Quelle: dapd
George BushDie Finanzkrise 2008 erreichte ihren Höhepunkt während der Amtszeit von US-Präsident George Bush. Während Bill Clinton den Stein ins Rollen gebracht hatte, versäumte es Bush ihn mithilfe einer strengeren Regulierung des Finanzsektors aufzuhalten. Ökonom Nouriel Roubini, der nach der Krise den Spitznamen Dr. Doom erhielt, da er lange vor Ausbruch der Krise vor ihr gewarnt hatte, machte Bush den Vorwurf, seinem Nachfolger Barack Obama ein "riesige Chaos" hinterlassen zu haben. Er fügte hinzu, dass man sich glücklich schätzen konnte, dass die damalige große Rezession nicht in eine weitere große Depression führte. Nach seiner Amtszeit zog sich Bush völlig aus dem politischen Tagesgeschehen zurück. Er hat sich mit seiner Ehefrau Laura Bush in Texas niedergelassen und seine Memoiren veröffentlicht. Gelegentlich tritt Bush als Redner auf. Quelle: dapd
Mervyn KingDer Wirtschaftswissenschaftler Mervyn King ist seit 2003 Gouverneur der Bank of England. Er setzte mit einem Zinssatz von 3,5 Prozent den niedrigsten Zins der Nachkriegsgeschichte fest. Kritisiert wird, dass sich King zu lange an Greenspans Strategie des Niedrigzinsniveaus gehalten und zu spät die Risiken der sich aufblähenden Immobilienblase erkannt hatte. Später reflektierte King sein Verhalten in der Krise 2008 und sagte während einer Globalen Investment Konferenz in London: "Wir haben gemerkt, dass das alles zur Krise führen würde, wir haben uns mit dem Internationalen Währungsfond beraten aber wir haben keine kollektive Lösungsstrategie ausgearbeitet und ich glaube, dass das ein Problem war, das nicht individuell gelöst werden konnte." King wird im nächsten Sommer aller Voraussicht nach seinen Posten als Gouverneur der Bank of England an den ehemaligen Kabinettsekretär Sir Gus O'Donnell oder den stellvertretenden Gouverneur Paul Tucker abgeben. Quelle: rtr
Georg FunkeDer ehemalige Chef der Hypo Real Estate dürfte in die deutschen Wirtschaftsgeschichtsbücher eingehen. Viele machen ihn für das Milliardendesaster des Immobilienfinanzierers verantwortlich. Schließlich war unter seiner Führung ein Teil des toxischen Portfolios angesammelt worden, das den Steuerzahler heute Milliarden kostet. Auch der Kauf der Depfa stellte sich als fatal heraus. Funke meldete sich kürzlich aus Mallorca zu Wort - und zeigte wenig Schuldbewusstsein. Der Ex-Banker macht inzwischen auf Mallorca Immobiliengeschäfte. Vom ZDF ließ er sich interviewen und beklagte eine "Rufschädigung auf Basis falscher Anschuldigungen". Eine Griechenlandpleite sei zu seiner Zeit nicht absehbar gewesen. Und für die Beinahepleite der Bank sei Ex-Finanzminister Peer Steinbrück verantwortlich - denn der habe zum falschen Zeitpunkt von einer Abwicklung gesprochen. "Steinbrück hat die Bank zerstört." Funke hat nach eigenen Angaben Strafanzeige gegen Steinbrück gestellt. Auch mit der HRE streitet er sich vor Gericht um eine Abfindung, weil er seine Kündigung für unrechtmäßig hält. Quelle: dpa
Stefan OrtseifenWitwen- und Waisenpapiere nannte man einst die Aktien der IKB. Weil sie so sicher waren. Auch der ehemalige Chef der Düsseldorfer Bank, Stefan Ortseifen, dürfte mittlerweile wissen, dass dem nicht so war. Ortseifen ist bislang der einzige Bankvorstand, der im Zusammenhang mit der Finanzkrise verurteilt wurde. Er erhielt wegen vorsätzlicher Marktmanipulation eine zehnmonatige Bewährungsstrafe und eine Geldbuße. Ortseifen habe die Schieflage der Bank 2007 bewusst geschönt und damit das Vertrauen von Anlegern missbraucht, so das Gericht. Der Manager hatte am 20. Juli 2007 noch die Gewinnprognose der Bank bestätigt. Quelle: dpa
Ingrid Matthäus-MaierIm Jahr 1999 legte Ingrid Matthäus-Maier ihr Bundestagsmandat nieder – aus der SPD-Politikerin wurde eine Bankerin. Matthäus-Meier wurde Vorstandsmitglied der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) und rückte 2006 an die KfW-Spitze. Am 30. Juli 2007 geriet die IKB Deutsche Industriebank durch die Krise am US-Hypothekenmarkt in eine massive Schieflage. Durch Milliarden des Großaktionärs KfW wurde die IKB gerettet. Matthäus-Meier wurde scharf kritisiert – und trat überraschend im April 2008 zurück. Zu den Vorkommnissen rund um die IKB äußert sie sich nicht mehr. Heute konzentriert sich die 66-Jährige auf Ehrenämter in Stiftungen und engagiert sich als Atheistin in der Kampagne „Gegen religiöse Diskriminierung am Arbeitsplatz“. Quelle: AP

Laut SEC sind etwa fünf Millionen Dollar von Hunter auf Ihr Schweizer Konto geflossen. Sie haben Geschäfte veranlasst, die für die Fonds keinen Sinn gemacht haben, die aber dazu führten, dass Hunter Gebühren eingenommen hat. Und dann haben Sie Geld rausgezogen.

Sie sollten nicht vorverurteilen. Geschäfte zwischen mir und den Fonds waren durch Prospekte genehmigt. Ich durfte Investment-Kommissionen verdienen, auch durch meine Beteiligung an Hunter, die offengelegt war. Ich sage ja nicht, dass das ethisch war.

Sie haben gefragt, wer von Geschäften, die nur Gebühren produzieren, profitierte.

Sie gehen immer davon aus, dass die Investitionen keinen Sinn machten. Bei der Partnervermittlung Matchnet sind wir zu einem Marktwert von einer Million eingestiegen, später war das Unternehmen 300 Millionen wert. ID Biomedical wurden für 1,4 Milliarden Dollar übernommen.

In der SEC-Klage geht es um Mini-Aktien an unregulierten Börsen.

Wir hatten die größte Wirtschaftskrise seit den Dreißigerjahren und den größten Börsencrash seit 80 Jahren. Und doch gibt es Micromed noch, JavaDetour hat weiter expandiert, NuRx Pharmaceuticals wurde übernommen, Pro Elite gibt es noch, leider ist die Beratungsfirma Berman Center vor die Hunde gegangen. Sie wollen aber doch nicht bestreiten, dass ich kleine Unternehmen entdeckt habe, die auch groß wurden.

Transaktionen wurden auch zurückdatiert, um Ihre Fonds besser aussehen zu lassen.

Das ist mir nicht bewusst. Ich streite die Vorwürfe insgesamt ab. Absolute Capital hat nach meinem Weggang angeblich illiquide US-Aktien für 140 Millionen Dollar ausgegliedert. Bei grob drei Milliarden in den Fonds, kann ich mir wegen fünf Prozent nicht einen Riesen-Kopf machen.

Die SEC sagt, allein Sie hätten 24,8 Millionen Dollar mit Aktienbetrug verdient.

Erstens ist das eine Bruttozahl, und zweitens war alles transparent wie eine Klarsichtfolie. Außerdem wird Ihnen auch aufgefallen sein, dass ich im doppelten Gegenwert Absolute-Capital-Aktien auf die Fonds übertragen habe.

Warum haben Sie das gemacht?

Vielleicht weil ich einfach gedacht habe, irgendwann wird mir jemand so etwas vorwerfen, jemand wie Sie oder die SEC. Vielleicht ist es gar nicht so doof, diese Vorwürfe komplett zu entwaffnen und zu sagen, dass ich nicht 20 Millionen dran verdient habe, sondern dass Hunter mich 20 Millionen gekostet hat. Vielleicht war das eine Eingebung, schon vor langer Zeit.

Sie hätten Cash überweisen sollen. Die Aktien waren bald nichts mehr wert.

Damals hätten die Fondsmanager sie leicht zu Geld machen können.

Meinen Sie, es beeindruckt die SEC, wenn jemand, der Geld abzweigt, danach Aktien spendet, weil ihm alles zu heiß wird?

Die SEC hat einen absolut lächerlichen Kronzeugen, den P., ich krieg einen Lachkrampf. Und die SEC stellt Behauptungen in den Raum, zu denen es Dutzende Gegenargumente gibt. Die Fonds hatten Weltklasse-Wirtschaftsprüfer, die haben nichts bemängelt.

"Ich stelle mich den Vorwürfen"


Zwölf prominente "Verzocker"
Vince McMahon Quelle: AP
Eike Batista Quelle: dpa
Kweku Adoboli Quelle: REUTERS
Nick Leeson Quelle: REUTERS
Nelson Bunker Hunt; Herbert William Hunt
Jerome Kerviel Quelle: REUTERS
John Paulson Quelle: REUTERS

Dass die schlampen können, ist nicht neu.

Absolute Capital hatte ein Risikomanagement, das kannte jede Position.

Das spricht nicht dagegen, dass betrügerische Transaktionen gelaufen sind.

Es geht darum, dass ich diese ganzen Vorwürfe kategorisch abstreite, mich ihnen aber stelle. Wenn ich davon ausginge, dass meine Verteidigung hoffnungslos wäre, würde ich das nicht tun.

Sie können doch unmöglich in den USA aussagen. Dann gehen Sie ins Gefängnis.

Das müssen Sie völlig anders sehen, das ist alles zivilrechtlich, die können mich nicht verknacken, es gibt keinen FBI-Haftbefehl, das ist alles Unfug.

Die SEC spricht von einem betrügerischen System, Betrug ist eine Straftat.

Es geht um Zivilrecht. Als der Fall des Betrügers Bernie Madoff hochkam, waren in Nanosekunden US-Strafverfolger da dran. In meinem Fall wurde die SEC schon 2006 informiert, aber keine strafrechtliche Instanz hat sich eingeklinkt, weil die Beweislast bei strafrechtlichen Verfahren viel höher ist als bei zivilrechtlichen. Es sei absolut nicht klar, dass die Schuld von Herrn Homm zweifelsfrei bewiesen werden könne, heißt es in den Akten. Conclusio: Das ist eine ziemlich dünne Geschichte. Im Übrigen: Wo steht denn in der SEC-Akte, dass Transaktionen zwischen mir und den Fonds mit mindestens 50 Prozent Abschlag zugunsten der Fonds gemacht wurden?

Wenn ich was Illegales mache und tue dem Geschädigten etwas Gutes, gleicht dies das Illegale nicht aus.

Warum aber sollte ich ein Vermögen von 300 bis 400 Millionen riskieren, um netto 15 Millionen Euro einzukassieren?

Es geht nicht nur um abgezogenes Geld, es geht auch um die Performance der Fonds. Durch Rückdatierung oder abgesprochene Geschäfte haben Sie oder Ihre Leute es geschafft, dass ein Fonds in der Monatsabrechnung vom negativen in den positiven Bereich gerutscht ist.

Die britische Aufsicht FSA hat 2008 verneint, dass etwas schiefgelaufen ist. Ähnliches wurde mir doch schon mal vorgeworfen, bei WCM und Sixt, und was ist rausgekommen? Eine Ordnungswidrigkeit, 40 000 Euro für einen Jugend- und einen Tierverein. Mir wird irre viel vorgeworfen, klar, nicht immer alles zu Unrecht. Ich bin nicht der Papst der Geschäftsethik und habe mich auch in Grauzonen bewegt.

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