Florian Homm "Die können mich nicht verknacken"

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"Sie sollten nicht vorverurteilen"


Womit die Brandstifter heute ihr Geld verdienen
Alan GreenspanVon 1987 bis 2006 war Alan Greenspan Präsident der amerikanischen Notenbank Federal Reserve. Während seiner Amtszeit erreichte der Leitzins sein historisches Tief von einem Prozent. In dieser Zeit wuchs das Derivategeschäft der Banken zu einem Finanzmarktmonster, das eine Größe von 500 Billionen US-Dollar erreichte. Die niedrigen Zinsen gepaart mit einer laschen Regulierung der Banken löste letztlich die "Sub-Prime-Krise" aus. Bei einer Anhörung im US-Kongress im Jahre 2008 gab Greenspan immerhin zu, Fehler gemacht zu haben. Heute arbeitet er als spezieller Berater bei der Kapitalanlagegesellschaft Pimco. Pimcos Mitbegründer Bill Gross lobt die Fähigkeiten des früheren Fed-Chefs und sagt, dass seine Firma von Greenspans Diensten in Milliardenhöhe profitieren konnte. Neben seiner Beratertätigkeit für Pimco hat Greenspan auch die Deutsche Bank und Hedge-Fond Milliardär John Paulson beraten. Quelle: rtr
Bill ClintonNicht unerheblichen Anteil an der Finanzkrise hatte der frühere US-Präsident Bill Clinton. Die Aufhebung eines und die Unterzeichnung eines anderen Vertrages hat ausgereicht, um ein globales Erdbeben in der Finanzwelt auszulösen. Clinton revidierte zuerst den Glass-Steagall-Act, womit die Trennung zwischen dem Einlagen- und dem Kreditgeschäft in den Banken aufgehoben wurde. Im Anschluss unterzeichnete Clinton den Commodity Futures Modernization Act, wodurch die Regulierung von Kredit-Swaps wegfiel. Dadurch erweiterte sich das Kreditgeschäft der Banken, die Kredite an Haushalte vergaben, die keine ausreichende Bonität vorweisen konnte. Die sogenannte Sub-Prime-Krise war damit geboren. Nach seiner Amtszeit engagiert sich Clinton vor allem für seine AIDS-Stiftung. Und reist als Berater und gefragter Redner um die Welt. Quelle: dapd
George BushDie Finanzkrise 2008 erreichte ihren Höhepunkt während der Amtszeit von US-Präsident George Bush. Während Bill Clinton den Stein ins Rollen gebracht hatte, versäumte es Bush ihn mithilfe einer strengeren Regulierung des Finanzsektors aufzuhalten. Ökonom Nouriel Roubini, der nach der Krise den Spitznamen Dr. Doom erhielt, da er lange vor Ausbruch der Krise vor ihr gewarnt hatte, machte Bush den Vorwurf, seinem Nachfolger Barack Obama ein "riesige Chaos" hinterlassen zu haben. Er fügte hinzu, dass man sich glücklich schätzen konnte, dass die damalige große Rezession nicht in eine weitere große Depression führte. Nach seiner Amtszeit zog sich Bush völlig aus dem politischen Tagesgeschehen zurück. Er hat sich mit seiner Ehefrau Laura Bush in Texas niedergelassen und seine Memoiren veröffentlicht. Gelegentlich tritt Bush als Redner auf. Quelle: dapd
Mervyn KingDer Wirtschaftswissenschaftler Mervyn King ist seit 2003 Gouverneur der Bank of England. Er setzte mit einem Zinssatz von 3,5 Prozent den niedrigsten Zins der Nachkriegsgeschichte fest. Kritisiert wird, dass sich King zu lange an Greenspans Strategie des Niedrigzinsniveaus gehalten und zu spät die Risiken der sich aufblähenden Immobilienblase erkannt hatte. Später reflektierte King sein Verhalten in der Krise 2008 und sagte während einer Globalen Investment Konferenz in London: "Wir haben gemerkt, dass das alles zur Krise führen würde, wir haben uns mit dem Internationalen Währungsfond beraten aber wir haben keine kollektive Lösungsstrategie ausgearbeitet und ich glaube, dass das ein Problem war, das nicht individuell gelöst werden konnte." King wird im nächsten Sommer aller Voraussicht nach seinen Posten als Gouverneur der Bank of England an den ehemaligen Kabinettsekretär Sir Gus O'Donnell oder den stellvertretenden Gouverneur Paul Tucker abgeben. Quelle: rtr
Georg FunkeDer ehemalige Chef der Hypo Real Estate dürfte in die deutschen Wirtschaftsgeschichtsbücher eingehen. Viele machen ihn für das Milliardendesaster des Immobilienfinanzierers verantwortlich. Schließlich war unter seiner Führung ein Teil des toxischen Portfolios angesammelt worden, das den Steuerzahler heute Milliarden kostet. Auch der Kauf der Depfa stellte sich als fatal heraus. Funke meldete sich kürzlich aus Mallorca zu Wort - und zeigte wenig Schuldbewusstsein. Der Ex-Banker macht inzwischen auf Mallorca Immobiliengeschäfte. Vom ZDF ließ er sich interviewen und beklagte eine "Rufschädigung auf Basis falscher Anschuldigungen". Eine Griechenlandpleite sei zu seiner Zeit nicht absehbar gewesen. Und für die Beinahepleite der Bank sei Ex-Finanzminister Peer Steinbrück verantwortlich - denn der habe zum falschen Zeitpunkt von einer Abwicklung gesprochen. "Steinbrück hat die Bank zerstört." Funke hat nach eigenen Angaben Strafanzeige gegen Steinbrück gestellt. Auch mit der HRE streitet er sich vor Gericht um eine Abfindung, weil er seine Kündigung für unrechtmäßig hält. Quelle: dpa
Stefan OrtseifenWitwen- und Waisenpapiere nannte man einst die Aktien der IKB. Weil sie so sicher waren. Auch der ehemalige Chef der Düsseldorfer Bank, Stefan Ortseifen, dürfte mittlerweile wissen, dass dem nicht so war. Ortseifen ist bislang der einzige Bankvorstand, der im Zusammenhang mit der Finanzkrise verurteilt wurde. Er erhielt wegen vorsätzlicher Marktmanipulation eine zehnmonatige Bewährungsstrafe und eine Geldbuße. Ortseifen habe die Schieflage der Bank 2007 bewusst geschönt und damit das Vertrauen von Anlegern missbraucht, so das Gericht. Der Manager hatte am 20. Juli 2007 noch die Gewinnprognose der Bank bestätigt. Quelle: dpa
Ingrid Matthäus-MaierIm Jahr 1999 legte Ingrid Matthäus-Maier ihr Bundestagsmandat nieder – aus der SPD-Politikerin wurde eine Bankerin. Matthäus-Meier wurde Vorstandsmitglied der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) und rückte 2006 an die KfW-Spitze. Am 30. Juli 2007 geriet die IKB Deutsche Industriebank durch die Krise am US-Hypothekenmarkt in eine massive Schieflage. Durch Milliarden des Großaktionärs KfW wurde die IKB gerettet. Matthäus-Meier wurde scharf kritisiert – und trat überraschend im April 2008 zurück. Zu den Vorkommnissen rund um die IKB äußert sie sich nicht mehr. Heute konzentriert sich die 66-Jährige auf Ehrenämter in Stiftungen und engagiert sich als Atheistin in der Kampagne „Gegen religiöse Diskriminierung am Arbeitsplatz“. Quelle: AP

Laut SEC sind etwa fünf Millionen Dollar von Hunter auf Ihr Schweizer Konto geflossen. Sie haben Geschäfte veranlasst, die für die Fonds keinen Sinn gemacht haben, die aber dazu führten, dass Hunter Gebühren eingenommen hat. Und dann haben Sie Geld rausgezogen.

Sie sollten nicht vorverurteilen. Geschäfte zwischen mir und den Fonds waren durch Prospekte genehmigt. Ich durfte Investment-Kommissionen verdienen, auch durch meine Beteiligung an Hunter, die offengelegt war. Ich sage ja nicht, dass das ethisch war.

Sie haben gefragt, wer von Geschäften, die nur Gebühren produzieren, profitierte.

Sie gehen immer davon aus, dass die Investitionen keinen Sinn machten. Bei der Partnervermittlung Matchnet sind wir zu einem Marktwert von einer Million eingestiegen, später war das Unternehmen 300 Millionen wert. ID Biomedical wurden für 1,4 Milliarden Dollar übernommen.

In der SEC-Klage geht es um Mini-Aktien an unregulierten Börsen.

Wir hatten die größte Wirtschaftskrise seit den Dreißigerjahren und den größten Börsencrash seit 80 Jahren. Und doch gibt es Micromed noch, JavaDetour hat weiter expandiert, NuRx Pharmaceuticals wurde übernommen, Pro Elite gibt es noch, leider ist die Beratungsfirma Berman Center vor die Hunde gegangen. Sie wollen aber doch nicht bestreiten, dass ich kleine Unternehmen entdeckt habe, die auch groß wurden.

Transaktionen wurden auch zurückdatiert, um Ihre Fonds besser aussehen zu lassen.

Das ist mir nicht bewusst. Ich streite die Vorwürfe insgesamt ab. Absolute Capital hat nach meinem Weggang angeblich illiquide US-Aktien für 140 Millionen Dollar ausgegliedert. Bei grob drei Milliarden in den Fonds, kann ich mir wegen fünf Prozent nicht einen Riesen-Kopf machen.

Die SEC sagt, allein Sie hätten 24,8 Millionen Dollar mit Aktienbetrug verdient.

Erstens ist das eine Bruttozahl, und zweitens war alles transparent wie eine Klarsichtfolie. Außerdem wird Ihnen auch aufgefallen sein, dass ich im doppelten Gegenwert Absolute-Capital-Aktien auf die Fonds übertragen habe.

Warum haben Sie das gemacht?

Vielleicht weil ich einfach gedacht habe, irgendwann wird mir jemand so etwas vorwerfen, jemand wie Sie oder die SEC. Vielleicht ist es gar nicht so doof, diese Vorwürfe komplett zu entwaffnen und zu sagen, dass ich nicht 20 Millionen dran verdient habe, sondern dass Hunter mich 20 Millionen gekostet hat. Vielleicht war das eine Eingebung, schon vor langer Zeit.

Sie hätten Cash überweisen sollen. Die Aktien waren bald nichts mehr wert.

Damals hätten die Fondsmanager sie leicht zu Geld machen können.

Meinen Sie, es beeindruckt die SEC, wenn jemand, der Geld abzweigt, danach Aktien spendet, weil ihm alles zu heiß wird?

Die SEC hat einen absolut lächerlichen Kronzeugen, den P., ich krieg einen Lachkrampf. Und die SEC stellt Behauptungen in den Raum, zu denen es Dutzende Gegenargumente gibt. Die Fonds hatten Weltklasse-Wirtschaftsprüfer, die haben nichts bemängelt.

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