Folge des Brexit-Votums Die Pfund-Schwäche ist nicht zu stoppen

Nach dem „flash crash“ Ende vergangener Woche bleibt die britische Währung weiterhin auf Talfahrt. Während Experten auf der Insel den Rückgang begrüßen, schrauben Analysten ihre Prognosen weiter nach unten.

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Die britische Währung verliert seit dem EU-Referendum an Wert. Quelle: Rodger Bosch; AFP; Getty Images; VG Bild-Kunst, Bonn 2017

Das britische Pfund ist bereits den vierten Tag in Folge gefallen und notiert gegenüber dem Dollar bei 1,22. Auch gegenüber dem Euro ist die Währung deutlich abgesackt und liegt bei rund 1,105. Am Freitag hatte ein so genannter „flash crash“ beim Pfund Sterling Anlegern einen Schrecken eingejagt. Innerhalb weniger Sekunden brach die Währung auf einigen Handelsplattformen um zehn Prozent von 1,2600 Dollar auf rund 1,14 Dollar ein, den niedrigsten Stand seit 1985. Der Absturz wurde Börsianern zufolge durch einen automatischen Handel über Computer ausgelöst.

Mehrere Banken haben seit dem überraschenden Kurssturz ihre längerfristigen Prognosen für das Pfund gesenkt, darunter ING, JP Morgan und Julius Bär. „Ich glaube, wir müssen uns auf eine anhaltende Schwäche beim Pfund einstellen“, sagte der Chefwährungsstratege von Morgan Stanley in London, Hans Redeker. Es sei nicht auszuschließen, dass der Pfund-Kurs bis auf 1,20 Dollar weiter falle. „In die Nähe von 1,15 bis 1,18 Dollar werden wir aber nicht kommen“, fügte Allianz-Fondsmanager Brian Tomlinson hinzu.

Hintergrund für den Sturz sind die Aussagen von Premierminister Theresa May zum Thema Brexit. Sie konnte keine Klarheit schaffen, wie Großbritannien die Europäische Union verlassen will.

Nach Ansicht von Petr Krpata, ein in London ansässiger Devisenstratege bei ING, sei es aufgrund des großen Risikos durch den Brexit jetzt viel schwieriger geworden zu prognostizieren, wie weit das Pfund noch fallen könnte. Obwohl aus fundamentaler Sicht das Pfund ultra-billig sei, könnten die politische Unsicherheit zu einer weiteren Talfahrt führen. ING sieht die britische Währung zum Jahresende auf 1,22 Dollar fallen, was dem aktuellen Stand entsprechen würde. Zuvor lautete die Prognose 1,25 Dollar. Nach Daten der Finanzagentur Bloomberg ist das Pfund im Vergleich von 32 Hauptwährungen die mit der bisher schlechtesten Performance in diesem Jahr.

Der britische Brexitminister David Davis und Mervn King, ehemaliger Chef der Bank of England, hingegen begrüßten den Kursverfall. Dieser sei ein „willkommener Wechsel“ für die Wirtschaft, sagte King gegenüber Sky News. Davis brach sogar mit der Übereinkunft der Regierung, die Pfund-Schwäche nicht zu kommentieren. Seiner Meinung nach stehe beim schwachen Pfund den Risiken auch eine große Zahl an Chancen gegenüber.

Ein schwächeres Pfund dürfte den Tourismus, die Exporte und die Erlöse beflügeln, die Firmen außerhalb des Landes erzielen. Auf der anderen Seite dürften die Kosten für Importe steigen.

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