Fonds Größter Staatsfonds der Welt nimmt sich eine Auszeit

Im Hintergrund bleiben und abwarten. Das ist derzeit die Strategie des norwegischen Staatsfonds. Zuerst einmal soll sich zeigen, wie profitabel die Investitionen sind. Wann der Fonds wieder aktiv wird, ist unklar.

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Norwegens Staatsfonds ist der größte seiner Art. Mit der neuen Wartestrategie soll die Profitabilität der derzeitigen Investments geprüft werden. Quelle: dpa

Oslo Norwegens Staatsfonds, der größte in der Welt, steht doch nicht vor schnellen Umwälzungen. Er wird nun erst einmal warten, ob sich die zuletzt neu aufgenommenen Immobilieninvestments auszahlen – bevor eine Entscheidung über weitere Anlageklassen fällt. Zu diesen könnten Infrastruktur und Private-Equity zählen.

Der heute 850 Milliarden Dollar schwere Fonds investiert seit 1998 in Aktien, Schwellenländer kamen 2000 hinzu und der Bereich Immobilien wurde 2011 ergänzt.

„Ob wir es nächstes Jahr oder im Jahr danach machen, das ist noch nicht entschieden“, sagte Paal Bjoernestad, der innerhalb des Finanzministeriums für den Fonds zuständig ist, mit Blick auf ein Votum zu weiteren Anlageklassen. „Wir werden uns damit beschäftigen, es ist nicht vom Tisch.“

Die von Regierungschefin Erna Solberg geführte konservative Regierung, die seit Oktober an der Macht ist, nimmt Abstand von ihren Äußerungen im Vorfeld der Wahlen, denen zufolge der Fonds restrukturiert werden soll. Sie signalisiert nun, dass mögliche Veränderungen langsam erfolgen werden.´

Dieser Ansatz steht allerdings im Gegensatz zu Forderungen innerhalb des von der Zentralbank verwalteten Fonds. Er hatte sich für breiter angelegte Investments ausgesprochen, um das Ertragsziel von vier Prozent zu erreichen.

Der Fonds, der rund 1,3 Prozent aller Aktien in der Welt besitzt, hat seit seinem Start Ende der 1990-er Jahre im Schnitt einen Ertrag von weniger als vier Prozent erzielt. Zentralbank-Chef Oeystein Olsen ist der Meinung, dass der Fonds mehr Risiken eingehen muss, um die Rendite zu verbessern. Er argumentiert dafür, neben den zusätzlichen Investmentklassen Infrastruktur und Private-Equity auch die Obergrenze für Aktien-Anlagen von aktuell 60 Prozent auf 70 Prozent anzuheben.

Derzeit darf der Fonds 35 Prozent seiner Anlagen in Bonds und fünf Prozent in Immobilien stecken. Der Anteil der Immobilien liegt jedoch bei lediglich ein Prozent.


Ölreichtum ließ Fonds anschwellen

„Es ist ganz natürlich, zunächst unsere Erfahrungen bei den Immobilien genauer unter die Lupe zu nehmen, bevor wir in weitere Anlageklassen expandieren“, sagte Bjoernestad in dem Interview mit Bloomberg News weiter.

Norwegen ist der größte Öl- und Gasproduzent in Westeuropa. Er lässt seine Einnahmen aus diesem Bereich in den Staatsfonds fließen, um die 500 Milliarden Dollar schwere Wirtschaft des Landes vor einer Überhitzung zu schützen.

Mit dem wachsenden Ölreichtum des Landes ist auch der Fonds immer weiter angeschwollen – was ihn stärker in den Blickwinkel der Politik rückte. Seit 2010 hat sich die Größe fast verdoppelt. Prognosen zufolge könnte der Fonds in 2020 ein Volumen von 1,2 Billionen Dollar erreichen.

Die Versuche des Fonds, seine Anlagebasis auf ein breiteres Fundament zu stellen, werden auch wegen der Kontroverse um sein Investment in die Formel 1 ausgebremst. Das Parlament will zu diesem Thema Anhörungen abhalten. Lokalen Medienberichten zufolge habe sich der Fonds mit dem Investment im Vorfeld des Formel-1-IPOs außerhalb seines Mandats bewegt. Der Fonds darf derzeit nur dann Geld in Private-Equity stecken, falls die entsprechende Firma einen Börsengang plant. Das IPO der Formel 1 wurde später abgesagt. Nicht zuletzt gab es Korruptionsvorwürfe gegen Formel-1-Chef Bernie Ecclestone.

Weiterer Druck auf den Fonds kommt von der Opposition. Sie fordert, dass er seine Investments im Bereich Kohle reduziert. Einige Abgeordnete wollen sogar, dass der Fonds seine Anlagen bei Öl- und Gasproduzenten senkt.

„Es muss ein Gleichgewicht zwischen wachsenden Erträgen und wachsenden Risiken geben“, sagte Bjoernestad. „Im Moment haben wir eine ziemlich aggressive Strategie. Und es gibt keine Pläne, daran etwas zu ändern.“

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