Wie gehen Sie bei der Titelselektion für Ihren Fonds vor?
Wir folgen einem klar strukturierten Investmentprozess. Um rein faktenbasiert vorzugehen und trotz tausender börsennotierter Unternehmen die Übersicht zu behalten haben wir ein quantitatives Vorselektionsmodell entwickelt. Dieses funktioniert wie eine Art Filter und stellt uns die Unternehmen heraus, die nicht nur starke Cashflows zeigen, sondern auch den Prozess der Kapitalallokation beherrschen, also die verfügbaren Mittel regelmäßig effizient und wertschaffend einsetzen. Gerade der letzte Punkt ist besonders wichtig, da eine gute Kapitalallokation auch häufig ein Indiz für gutes Management ist.
Ziel ist es gute, unterbewertete Unternehmen systematisch aufzudecken; und zwar rein basierend auf der fundamentalen Qualität und ohne subjektive Einflüsse. Im Anschluss unterziehen wir die aufgezeigten Unternehmen einer umfassenden Analyse, prüfen das Geschäftsmodell auf Herz und Nieren und sprechen mit dem Management. Bei der Bewertung versuchen wir stets konservativ vorzugehen und stellen nicht auf große Zukunftspläne, sondern die nachhaltige Ertragsstärke ab. Werden alle unsere Qualitäts- und Bewertungskriterien erfüllt und offeriert das Unternehmen ein Kursgewinnpotential von mehr als 30 Prozent, kaufen wir dieses in unser Portfolio.
Bleibt bei der Vorauswahl noch viel übrig, oder sind viele Aktien schon zu teuer?
Derzeit ist es schwierig, neue, attraktive Investmentchance zu identifizieren. Die Anzahl der Investmentideen aus unserem Vorselektionsmodell ist überschaubar. Zwar finden wir gerade im deutschsprachigen Raum viele exzellente Unternehmen, jedoch scheitert es sehr häufig an der Bewertung. Cashflow Renditen von unter vier Prozent wie es die meisten Unternehmen in Europa und auch den USA offerieren, reichen uns nicht. Hier sind wir konsequent und fahren einen absoluten Anspruch. Das heißt alle unsere Qualitäts- und Bewertungskriterien müssen erfüllt sein, sonst investieren wir nicht. Aktuell verfügen wir über eine hohe Kassen-Quote im Fonds. Unsere Watchlist ist mit vielen hervorragenden Unternehmen gefüllt. Hier investieren wir, sobald die Preise wieder stimmen.
Welche Aktien wollen Sie derzeit kaufen, welche abbauen, welche Papiere und Branchen würden Sie generell meiden?
Wir stellen ungern Einzelinvestments oder unsere aktuelle Kauflist ins Schaufenster. Schließlich gehört zu einem erfolgreichen Fondsmanagement nicht nur, gute Investmentchancen aufzudecken, sondern auch die Positionsgröße richtig zu steuern. Zudem sind wir bei einer fundamentalen Fehlentwicklung schmerzfrei und verkaufen konsequent.
Was wir meiden kann einfacher beantwortet werden: Banken kommen uns nicht ins Depot, da die Risiken nicht überschaubar sind und der Regulierungsdruck anhalten dürfte. Auch lassen wir die Finger von Immobilienaktien, da zum einen häufiger der Cashflow zu schwach ist, und zum anderen steigende Finanzierungskosten („Zinswende“) massiven Gegenwind bedeuten wird. Zurückhaltend sind wir auch bei Rohstoffunternehmen, da sich hier die Zahlungsströme nur schwer planen lassen und sich auch ein gutes Management einem möglichen Preisverfall nicht vollständig entziehen kann. Wir lieben Planungssicherheit.