Fondsmanager Daniel Kröger "Europäische Aktien sind vergleichsweise günstig"

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"Im Vergleich zu den USA günstig"

Wo kaufen Sie zurzeit?

Europäische Werte sind im Vergleich zu den USA günstig. Allerdings merke ich, dass es immer schwieriger wird, wirklich noch unterbewertete Aktien zu finden. Wobei sich nach dieser Woche sicher hier und da wieder mehr Titel als Value Titel zeigen.

Denkt man das nicht immer? Und nach zwei, drei Jahren stellt sich dann heraus, dass der beste Kaufzeitpunkt eben doch schon vor zwei Jahren gewesen wäre?

Die Frage des Timings stellt sich für uns nicht so sehr. Wir achten auf andere Kriterien, etwa Bilanzqualität. Eine Aktie eines heillos überschuldeten Unternehmens etwa würden wir wahrscheinlich nicht kaufen, auch nicht bei einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von fünf.

Halten Sie jetzt mehr Cash, um bei Kursrückschlägen investieren zu können?

Ich habe die Kasse am Montag zum großen Teil genutzt, um verstärkt zu investieren. Die aktuelle Kassenquote ist derzeit bei vier Prozent. Ich glaube auch daran, dass wir Ende des Jahres die alten Höchststände wieder sehen werden. Es gibt bei den niedrigen Zinsen derzeit keine Alternative zu Aktien, daran wird auch eine voraussichtliche Zinserhöhung am 17. September von der US-Notenbank nichts ändern.

Die lukrativsten Märkte der letzten 20 Jahre
Platz 18: JapanDie Sutor Bank hat die 18 wichtigsten Aktienmärkte der Welt im Zeitraum von 20 Jahren untersucht, um herauszufinden, welcher Markt die stärkste Performance hatte. In der Auswertung der Hamburger Privatbank kommt Japan auf den letzten Platz. „Das war durchaus erwartbar“, kommentierte Lutz Neumann, Leiter der Vermögensberatung der Sutor Bank, das schlechte Abschneiden Japans. Auf den anderen Plätzen fanden sich allerdings ein paar Überraschungen.Durchschnittliche Performance (20 Jahre): 0,19 Prozent pro Jahr Quelle: dpa
Platz 17: ÖsterreichZiemlich oft bergab ging es auch für Anleger am österreichischen Aktienmarkt. Auf 20-Jahressicht schaffte der österreichische MSCI Austria Index immerhin doch noch ein Plus. Schlusslicht war Österreich unter anderem im Jahr 2014. Die Sanktionen gegen Russland belasteten österreichische Banken und Unternehmen, die stark in Russland engagiert sind.Durchschnittliche Performance (20 Jahre): + 1,65 Prozent pro Jahr Quelle: dpa
Platz 16: ItalienDer MSCI Italy Index gehört im internationalen Vergleich der Sutor Bank ebenfalls zu den Schlusslichtern. Besonders schlecht lief es für den italienischen Aktienmarkt in den Jahren 2010 und 2011 als die europäische Schuldenkrise aufkam.Durchschnittliche Performance (20 Jahre): + 3,99 Prozent pro Jahr Quelle: imago images
Platz 15: SingapurSingapur ist ein beliebter Finanzplatz und verfügt über eine beeindruckende Skyline. Besonders hoch hinaus kamen hier Anleger jedoch nicht. Der MSCI Singapore Index gehört zu den schwächsten innerhalb der vergangenen 20 Jahre.Durchschnittliche Performance (20 Jahre): + 5,35 Prozent pro Jahr Quelle: imago images
Platz 14: BelgienIn der Gesamtwertung kommt Belgiens Aktienmarkt nur auf den vierzehnten Platz. Allerdings holte der MSCI Belgium Index in den vergangenen Jahren deutlich auf. 2014 schlug er alle anderen Indizes mit einem Plus von 37 Prozent.Durchschnittliche Performance (20 Jahre): + 6,8 Prozent pro Jahr Quelle: imago images
Platz 13: FrankreichDer Aktienmarkt der zweitgrößten europäischen Volkswirtschaft schaffte es innerhalb der letzten zwanzig Jahr nicht unter die Top 10 (im Schnitt). Besonders schlecht lief es in den Jahren 2001 (- 18 Prozent) und 2002 (- 33 Prozent). Lutz Neumann von der Sutor Bank betont, dass die Entwicklung eher zufällig erfolgt. Eine belastbare, seriöse Vorhersage sei unmöglich, erklärt die Privatbank.Durchschnittliche Performance (20 Jahre): + 7,15 Prozent pro Jahr Quelle: imago images
Platz 12: NorwegenDer norwegische Aktienmarkt erlebte einen legendären Boom im Jahr 2009: Der MSCI Norway Index stieg um sagenhafte 81 Prozent. 2014 gehörte er allerdings zu den schwächsten Märkten, mit einem Minus von elf Prozent.Durchschnittliche Performance (20 Jahre): 7,31 Prozent pro Jahr Quelle: Imago

Was interessiert Sie noch an Unternehmen, neben der Bilanz?

Das Management. Es muss fachkompetent sein, für sein Unternehmen fiebern und idealerweise mit eigenem Geld beteiligt sein. Dann gefallen mir Firmen, die einen Burggraben um ihr Geschäft gezogen haben, um ein bekanntes Bild von Warren Buffett aufzugreifen: Potenzielle Konkurrenten hätten es schwer, so einer Firma Marktanteile abzujagen, etwa wegen guter Patente oder lange gewachsener Kundenbeziehungen. Ich suche unterbewertete Aktien, etwa nach Kurs-Cash-Flow- oder Kurs-Buchwert-Verhältnis. Das sollte Gründe haben, die nichts mit dem Geschäft selbst zu tun haben. Also zum Beispiel eine schlechte Kapitalmarkt-Kommunikation (IR), oder ein Abschlag, weil das Unternehmen in Sippenhaft genommen wird, für seine Länder- oder Branchenzugehörigkeit. Eine Chance auf 30 Prozent Kursgewinn in zwei Jahren muss ich sehen, sonst lohnt die Mühe nicht. Trigger dafür können neue Märkte sein oder Restrukturierungen, auch Managementwechsel.

Können Sie Beispiele nennen?

Wüstenrot litt unter dem trägen Image, einer veralteten IT, die in hohen Kosten resultierte, und unter dem Generalverdacht, dass Bausparkassen bei Niedrigzinsen kaum verdienen. Die Aktie haben wir bei einem Kurs-Buchwert-Verhältnis von 0,4 gekauft; mit einigen Sparprogrammen und einer neuen IT sollte sich die Marge verbessern und das Papier anspringen. Dann haben wir eine Position am Schweizer Milchpulverhersteller Hochdorf. Schweizer Milch ist im Durchschnitt die sauberste und beste der Welt. Das ist nichts Neues, aber die neue Chance ist Asien: Nach zahlreichen Babymilch-Skandalen kaufen wohlhabende Chinesen nun ganz gezielt Schweizer Milch. Rofin Sinar hat Potenzial, weil Laser allmählich die Fabrikhallen verlassen und sich neue Einsatzgebiete in Branchen außerhalb der Metallverarbeitung erarbeiten, etwa die Modebranche, wo sie für Oberflächenveredelung oder Schnitte eingesetzt werden.

Sie haben kaum Blue Chips im Fonds.

Nein, mit meinem Ansatz finde ich lukrative Aktien eher dort, wo nicht so viele Anleger, Analysten und andere Fondsmanager täglich hinsehen. Da mein Fonds relativ klein ist, kann ich problemlos in Nebenwerte investieren, ohne Angst zu haben, dass ich nicht mehr rauskomme oder mir durch meine Käufe selbst den Kurs ruiniere.

Möchten Sie lieber, dass der Fonds so klein bleibt?

Der Vorteil eines kleinen Fonds ist, dass er wie ein kleines Speedboot agieren kann. Das macht Spaß. Es gibt aber noch eine Menge Luft nach oben, bevor der Fonds vom Speedboot zum Tanker wird.

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