Fußballaktien Ballspiele an der Börse

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Überteuerter Börsengang

BVB an der Börse Quelle: dpa/dpaweb

Es folgte ein beispielloser Absturz, der selbst die Crashs der Telekom-Aktie und vieler hochgejazzter Papiere vom damaligen Neuen Markt in den Schatten stellt: Schon bald stellte sich heraus, dass Banken und die damalige Vereinsführung um Manager Michael Meier und Vorstand Gerd Niebaum zu hoch gepokert und das Unternehmen viel zu positiv bewertet hatten: Den Zeichnungspreis von 11 Euro sah das Papier niemals wieder, seit es an der Börse gehandelt wurde; schon der Schlusskurs der ersten Handelstages lag deutlich darunter. 

Dann ging es Schlag auf Schlag: Die Börsen brachen 2001 und 2002 weltweit zusammen und rissen dabei nicht nur Fußballaktien mit in die Tiefe; bis März 2003 fielen auch die 30 größten deutschen Konzerne im Dax von mehr als 8100 auf 2200 Punkte um 75 Prozent.

Dazu kam schnell BVB-spezifische Unbill: als die Mannschaft 2003 die Qualifikation zur lukrativen Champions League verpasste, begann das von Meier und Niebaum konstruierte Modell in sich zusammen zu brechen. Der Kader erwies sich als zu teuer, die 130 Millionen Euro aus dem Börsengang (plus 50 Millionen aus einem Vertrag mit dem Sportrechte-Vermittler UVA) waren verprasst; schlimmer noch: die Schulden waren auf mehr als 180 Millionen Euro angewachsen.

Der Beinahe-Exitus

Keine zwei Jahre später mit sportlich mageren Ergebnissen im Bundesliga-Mittelfeld und ohne internationales Geschäft stand der Verein schließlich vor dem Aus: Um den Tod auf Raten noch ein wenig hinauszuzögern, hatte das alte Management um Meier und Niebaum nicht nur künftige Einnahmen verpfändet, sondern auch das mit 81.000 Plätze bei weitem größte Fußballstadion der Republik verkauft und zurückgemietet.

Der damals erst seit kurzem amtierende neue Vorstandschef Joachim „Aki“ Watzke musste nun nichts weniger als ein Wunder vollbringen: Auf einer denkwürdigen Versammlung am Düsseldorfer Flughafen musste Watzke am 14. März 2005 die Anteilseigner des Immobilienfonds Molsiris überzeugen, das Stadion an den BVB zurück zu verkaufen; Zinsen und Mieten drohten den Club zu erdrücken. Im vergangenen Geschäftsjahr hatte der Club einen Verlust von 70 Millionen Euro gemacht. Obwohl die rund 6000 Mosiris-Anteilseigner also auf ihre zugesagte Rendite verzichten mussten, gelang der Coup.

Noch zwei weitere Jahre stand der Club unter Gläubiger-Aufsicht; musste sich jeden Transfer genehmigen lassen und sportlich äußert kleine Brötchen backen.

Mit der Verpflichtung von Jürgen Klopp und dessen Team als neue Trainer gelang Watzke 2008 ein vielleicht noch größerer Coup: Seitdem geht es mit dem BVB sportlich steil bergauf. Auf einen (äußerst unglücklichen) sechsten Platz in der ersten Klopp-Saison folgte mit Platz 5 im Jahr 2009/10 die Rückkehr ins internationale Geschäft; 2010/11 dann völlig überraschend die deutsche Meisterschaft. Dass die Mannschaft den Titel sogar verteidigen konnte, werten viele Experten sogar als noch größere Leistung, das gelang in den letzten zehn Jahren ausser dem FC Bayern niemanden.

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