Gegen deutsche Kritik EZB-Vize verteidigt Kauf von Ramschpapieren

EZB-Vizepräsident Vitor Constancio verteidigte Wertpapierkäufe gegen Kritik aus Deutschland. Die EZB hatte Ramschpapiere aus Zypern und Griechenland gekauft. Constancio zufolge trete die EZB nun in eine neue Phase ein.

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EZB-Vize-Präsident Vitor Constancio: Die Hoffnung auf die Lockerung der Kreditklemme in der EU treibt seine Anleihen-Kaufverhalten an. Quelle: dpa

Frankfurt EZB-Vizepräsident Vitor Constancio hat den in Deutschland höchst umstrittenen Kauf von Ramschpapieren aus Zypern und Griechenland durch die Notenbank verteidigt. Durch spezielle Anforderungen an Papiere aus diesen Ländern sei das Risiko nicht größer als beim Kauf von Wertpapieren aus anderen Euro-Staaten, sagte Constancio laut Redetext am Mittwoch in Frankfurt. Die von der EZB gekauften griechischen und zyprischen Papiere müssen beispielsweise stärker besichert sein als Kreditverbriefungen aus anderen Ländern, die von den Ratingagenturen besser benotet werden. Zudem gebe es enge Volumengrenzen für die geplanten Käufe.

Die Europäische Zentralbank (EZB) will noch im vierten Quartal beginnen, Verbriefungen und Pfandbriefe aufzukaufen. Ihr Ziel ist es, den Banken diese Papiere abzunehmen, damit diese wieder mehr freies Eigenkapital haben, um neue Kredite zu vergeben. Die Notenbanker hoffen, auf diese Weise die Kreditklemme in weiten Teilen der Euro-Zone aufzulösen und die Konjunktur anzukurbeln.

Damit die EZB auch in allen 18 Euro-Ländern kaufen kann, hatte der EZB-Rat vergangene Woche beschlossen, für Papiere aus Griechenland und Zypern ein niedrigeres Rating zuzulassen als die allgemeine Untergrenze von „BBB-“. Dieser Schritt hatte zu heftiger Kritik in Deutschland geführt. Auch Bundesbank-Präsident Jens Weidmann ist gegen die geplanten Wertpapierkäufe.

Constancio sagte, die beschlossenen Restriktionen führten dazu, dass das potenzielle Volumen der Käufe deutlich unter dem Volumen des Marktes für Verbriefungen und Pfandbriefe in der Euro-Zone liege. „Von einem Gesamtmarkt von 1,2 Billionen Euro bei den Pfandbriefen liegt der Anteil der Pfandbriefe, die alle unsere Anforderungen erfüllen, bei etwa 600 Milliarden Euro. Vom Gesamtmarkt der Verbriefungen - etwa 690 Milliarden Euro - sind Papiere im Wert von etwa 400 Milliarden Euro kaufbar.“

Constancio erklärte, mit den jüngst beschlossenen Maßnahmen trete die EZB in eine neue Phase ein. Sie wolle nun aktiv ihre Bilanz ausweiten und dadurch ihre Geldpolitik noch laxer machen. Ähnlich hatte sich in der Vergangenheit bereits EZB-Präsident Mario Draghi geäußert. Er will die Bilanz auf das Niveau von 2012 aufblähen - das wären rund drei Billionen Euro.

Erzielt werden soll dies durch die massenhaften Wertpapierkäufe und zusätzliche Geldspritzen in das Bankensystem über die nächsten gut zwei Jahre. Constancio erklärte wie bereits Draghi, dass die EZB zudem bei Bedarf bereit sei, weitere Maßnahmen zu ergreifen, um die Wirtschaft zu stimulieren und die nach Ansicht der Notenbanker zu niedrige Teuerung anzuheizen.

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