Geldanlage Chancen und Risiken der Dax-30-Werte

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"Die Branche verschweigt die Gefahren"


RWE will und muss sich gesundsparen. Die Werte an der Börse sind zu teuer Quelle: dpa

Was kurzfristig heilsam für die Börsenkurse sein könnte, wäre langfristig möglicherweise Gift. „Die Gefahr einer Vermögensblase ist nicht von der Hand zu weisen“, sagt Hartmann. Die zusätzliche Liquidität „dürfte den Kursen zunehmend die realwirtschaftliche Bodenhaftung nehmen“. Am Ende könnte die Finanzwelt wieder dort ankommen, wo sie schon einmal vor dem Lehman-Crash 2008 stand – auf Kurs- und Preisniveaus aller Vermögensklassen, die keinerlei Puffer mehr für Risiken beinhalten. Konkret: „Bei einem Dax über 8000 Punkten und einem Ölpreis jenseits der 150 Dollar“, so Hartmann.

Die Angstbarometer der Börse signalisieren schon jetzt, dass Investoren sorglos sind. Der US-Börsen-Volatilitätsindex VIX, der Schwankungsintensität und Risikoappetit der Anleger misst, hat sich seit Herbst von 48 auf derzeit 18 Punkte fast gedrittelt.

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Weiteres Warnzeichen: Die Anzahl der Optimisten ist parallel zu den seit Jahresbeginn deutlich gestiegenen Aktienkursen massiv nach oben geschnellt. Wer optimistisch ist, hat schon gekauft und fällt als weiterer Nachfrager aus.

„Einen Katapultstart, wie wir ihn derzeit erleben, hatte niemand auf der Rechnung. Umso interessanter ist nun, dass die Investmentbranche mögliche Rückschlagsgefahren totschweigt“, sagt Eugen Keller, Leiter der Renten- und Devisenstrategie des Bankhauses Metzler in Frankfurt. Keller mahnt, dass die Konjunkturindikatoren in den Südländern der Euro-Zone sich in einem ungebrochenen konjunkturellen Abwärtstrend befinden. Dies werde „wirtschaftliche Kontraktion und massive soziale Spannungen als unliebsame Folgen“ nach sich ziehen. Nachdem der Dax das Kursziel von 7000 Punkten, das die Metzler-Experten optimistisch zu Jahresbeginn ausgerufen hatten, „viel schneller als gedacht nahezu erreicht hat und hier auf Widerstände trifft“, rät Keller Anlegern „zu Gewinnmitnahmen“, sprich: Verkäufen.

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Dass trotz Liquiditätsschwemme nicht alles in Butter ist, signalisieren Risikoindizes auf Banken, die von ihren Jahrestiefs Anfang Februar um 14 Prozent zugelegt haben. Kein Wunder: In Spanien etwa liegen die faulen Privatkredite mit knapp 136 Milliarden Euro auf dem höchsten Stand seit 1994. Auch ein weiter steigender Ölpreis könnte der Börse „Probleme bereiten“, so Trinkaus-Chefsvolkwirt Schilbe.

Immerhin haben sich die Konjunkturperspektiven für die Weltwirtschaft insgesamt seit Jahresbeginn zwar etwas gebessert. Sie verdienen aber, sagt Eberhardt Unger, Chefvolkswirt von Fairesearch, nicht mehr als die Einschätzung „Stagnation“.

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