Geldanlage Nachhaltige Anlagen bei Investoren im Trend

Umfragen zeigen, dass sich Anleger vermehrt für das Thema Nachhaltigkeit interessieren. Finanzberater und Fondsmanager haben aber Probleme mit der Umsetzung der Wünsche. Woran das liegt.

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Investoren wollen bei ihrer Geldanlage immer mehr etwa auf den Schutz der Umwelt achten. Quelle: dpa

Frankfurt Investoren wie auch Finanzberater und Fondsmanager sind sich einig: Anlagen, die ökologische, ethische und soziale Aspekte berücksichtigen, werden immer bedeutender werden. Doch hier klappt Theorie und Praxis weit auseinander. Das ergeben mehrere Umfragen zum Thema Nachhaltigkeit im Auftrag des französischen Vermögensverwalters Natixis, die dem Handelsblatt vorliegen.

Anleger weltweit wollen ihre persönlichen Wertvorstellungen auch ihrer Geldanlage wieder finden, wie eine globale Umfrage unter 7.100 Privatanlegern ergibt. Insgesamt äußerten drei Viertel der Befragten diesen Wunsch. Zu ihren persönlichen Werten zählen sie in Firmen zu investieren, die eine solide Umweltbilanz aufweisen und als sozial verantwortungsbewusst eingruppiert werden.

Für wichtig halten sie zudem Investitionen, die zu einer Verbesserung im Gesundheits- und Bildungswesen beitragen. Auch in ethisch geführte Firmen wollen sich die meisten engagieren. „Privatanleger geben uns unmissverständlich zu verstehen, dass sich ihre persönliche Wertvorstellungen auch in ihren Investments widerspiegeln sollen“, konstatiert Dave Goodsell, Nachhaltigkeitsexperte bei Natixis.

Zahlreiche Investoren sagten sogar, sie würden stärker privat für ihr Alter sparen, wenn solche Kriterien dabei berücksichtigt werden könnten. Anleger in den USA gehen noch weiter: Sie sind einer Umfrage in ihrem Land zufolge davon überzeugt, dass ökologische, ethische und soziale Anforderungen berücksichtigt werden müssen, damit die Menschen mehr für ihr Alter zurücklegen. Acht von Zehn jüngere US-Bürger gaben demnach an, mehr für ihre Altersvorsorge zu tun, wenn sie entsprechend anlegen könnten.

Rund die Hälfte der Anleger in staatlich geförderten Vorsorgeplänen gibt aber zu, bisher ihre Geldanlage noch nicht angepasst zu haben.

Zahlen zum Markt für nachhaltige Anlagen in Deutschland bestätigen ebenfalls ein Interesse von Investoren an dem Thema, aber eine bisher vergleichsweise geringe Umsetzung. So berechnet der Verband für nachhaltige Geldanlage in deutschsprachigen Ländern Forum Nachhaltige Geldanlage, dass 2016 in Deutschland gerade mal 157 Milliarden Euro Vermögen in Investments steckten, die das Geld auch nach ökologischen und sozialen Aspekten anlegen. Davon liegt mit 78 Milliarden Euro rund die Hälfte in Eigen- und Kundeneinlagen von Spezialbanken mit Nachhaltigkeitsfokus.

Weitere 79 Milliarden Euro sind in Fonds und Vermögensverwaltungsmandate investiert. Das entspricht zwar einer Steigerung von 14 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Doch im Vergleich zu den rund 2,9 Billionen Euro Vermögen, die die Fondsanbieter laut dem Fondsverband BVI am deutschen Markt managen, bleibt es bislang ein Tropfen auf dem heißen Stein.

Eine Mehrheit von Finanzberatern und Fondsmanagern weiteren globalen Natixis-Umfragen zufolge erwartet ebenfalls, dass ökologische, soziale und ethische Kriterien in Zukunft eine größere Rolle spielen als heute.
So gehen sechs von zehn Befragten davon aus, dass diese Kriterien in den nächsten fünf Jahren in ihren Unternehmen jeweils gängige Praxis werden. Doch es gibt einige Probleme bei dem Thema: So halten Fondsmanager das Reporting über diese Anlagen, was unter anderem die Wertentwicklung angeht, als eine der Haupt-Hürden für nachhaltige Investments. Vielen fehlt zudem eine ausreichende historische Entwicklung nachhaltiger Anlagen, um qualitativ gut dazu beraten zu können.


Geringeres Risiko, höhere Gewinnchancen

Als ein Problem gilt dabei zudem die konkrete Umsetzung des Themas Nachhaltigkeit im Anlageportfolio: Während manche Investoren mit sogenannten Negativlisten arbeiten und etwa Umweltsünder damit ausschließen, genügt dies anderen Anlegern nicht. Sie definieren etwa positive Kriterien, die alle ihre Investments erfüllen müssen.

Somit ist es schwierig etwa Fonds zu vergleichen, die höchst unterschiedliche Maßstäbe ansetzen. Indexanbieter wie MSCI und Fondsresearchhäuser wie Morningstar widmen sich bereits der Einordnung und Bewertung nachhaltiger Anlagen und bieten Orientierungshilfe an.

Grundsätzlich sind aber die meisten Fondsmanager der Meinung, dass nachhaltige Anlagen nicht nur Chancen für bessere Renditen als der Marktdurchschnitt bieten, sondern auch das Risiko von Verlusten mindern können. So denkt auch Jörg Knaf, Vertriebschef für Nordeuropa bei Natixis: „Investments, die etwa ökologische und soziale Kriterien berücksichtigen, sind den letzten Jahren immer facettenreicher geworden.“

Fondsmanager könnten mit Hilfe dieser Anlagegrundsätze ihre Portfolios proaktiv steuern und neue Anlagechancen identifizieren. So habe etwa eine Studie der australischen Griffith University gezeigt, dass Portfolios mit einem solchen Ansatz weniger volatil seien als ohne, sagt Knaf.

„Und dies, ohne die Performance einzubüßen.“ Firmen, die bewusst auf die Einhaltung von ESG Kriterien achten, sind seiner Ansicht nach auch weniger von negativen Ereignissen geprägt. „Die Auslöser der Energiewende in Deutschland, die hohen Strafen verbunden mit dem Dieselskandal rund um VW und die Ölpest im Golf von Mexiko 2010 nach der „Deepwater Horizon“-Katastrophe sind konkrete Beispiele dafür, wie sehr Aktien nach unten gezerrt werden können, wenn etwas schief geht.“

Danach litten Aktien von Versorgern, Autoanbietern – vor allem VW – und der Bohrplattformbetreiber BP wie auch andere Ölförderer massiv. Nachhaltiges Anlegen trägt seiner Ansicht nach zum Kapitalerhalt bei, weil sich Investoren weniger Verlustrisiken aussetzen.

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