Geldanlage Sicher Geld verbrennen

Die Tagesgeldzinsen sinken, gleichzeitig steigt die Inflation. Den deutschen Sparern, die ihr Geld noch immer aufs Sparbuch bringen, beschert das vor allen Dingen eins: Verluste. Dabei gibt es sinnvolle Alternativen.

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 Immer weniger Zinsen bekommen Sparer für Kapital, das sie auf Konten parken. Quelle: Fotolia

Die Lage für Sparer wird immer ungemütlicher: Das dokumentieren gleich zwei Neuigkeiten in der zu Ende gehenden Woche. Am Donnerstag entschied die Europäische Zentralbank (EZB), ihren lockeren Kurs in der Geldpolitik beizubehalten – und den Leitzins auf Null zu lassen. Trotz erkennbarer konjunktureller Aufhellung in der Euro-Zone sei „immer noch ein erhebliches Ausmaß an geldpolitischer Unterstützung nötig", erklärte EZB-Chef Mario Draghi nach dem Zinsentscheid. Mit dem billigen Geld versucht die EZB, die Wirtschaft in der Euro-Zone nachhaltig in Schwung zu bringen.

Die Zinsen für Kapital, das auf Konten liegt, sind zuletzt sogar noch weiter gesunken: Bereits in diesem Jahr sackten sie für täglich verfügbares Tagesgeld um ein weiteres Fünftel ab. Damit liegen sie nun bei gerade einmal 0,16 Prozent, wie die Frankfurter Finanzdienst FMH-Finanzberatung berechnet. Viele Banken zahlen sogar gar nichts mehr für Einlagen auf Konten oder bieten gar kein Tages- oder Festgeld mehr an. Geschäftskunden zwacken viele Geldhäuser inzwischen Strafzinsen für Einlagen ab. Dies begründen sie unter anderem damit, dass sie schon seit geraumer Zeit Zinsen auf ihre Einlagen bei der EZB zahlen müssen.

Die zweite schlechte Nachricht der Woche für Sparer war die wieder stärkere Geldentwertung. Die Inflationsrate in Deutschland ist im April auf zwei Prozent gestiegen, weil sowohl Energie als auch Urlaubsreisen teurer wurden. Schon im Februar hatte der Ölpreis die Inflationsrate auf 2,2 Prozent hochgedrückt – den höchsten Stand seit rund vier Jahren.

Real - also nach Abzug der Inflation - verlieren Sparer, die ihr Kapital auf minimal verzinsten Konten oder Sparbüchern liegen haben, Geld. Das trifft viele Deutsche, halten sie doch gewichtige Teile ihres Geldvermögens bar oder auf Konten und Sparbüchern. Ende 2016 besaßen die deutschen privaten Haushalte eine stolze Summe von 2,2 Billionen Euro an Bargeld und Einlagen, wie die Deutsche Bundesbank gerade bekannt gegeben hat. Damit legen die Deutschen knapp vierzig Prozent ihres Geldvermögens von insgesamt 5,59 Billionen Euro an – und zwar mit Verlust.

Sparer sollten Konditionen vergleichen

„Vernünftig wäre, angesichts der extrem niedrigen Zinsen genau zu überlegen, wie viel Geld jeder wirklich auf Konten verfügbar haben muss“, erklärt Sigrid Herbst von FMH. Der Rest des Kapitals sollte für den längerfristigen Aufbau von Vermögen mit besseren Chancen auf Rendite angelegt werden. Nach einer Daumenregel empfehlen Finanzberater jedem, rund drei Netto-Gehälter als Reserve für Unvorhergesehenes abrufbar zu halten.

Doch trotz der unterm Strich bescheidenen Zinsen, lohnt es, Angebote zu vergleichen. Denn die Konditionen unterscheiden sich nach wie vor erkennbar: Welche Banken aktuell die besten Angebote haben, zeigt der Handelsblatt-Tagesgeld-Rechner. Herbst von FMH bezeichnet die Möglichkeiten für Sparer aktuell als „Auswahl zwischen nichts und etwas“.

Ein Prozent im Jahr für Tagesgeld zahlt etwa die luxemburgische Direktbank Advanzia, allerdings nur neuen Kunden und nur bis Ende Juni. Bestandskunden bekommen 0,5 Prozent im Jahr. Bei der Advanzia müssen Sparer mit dem luxemburgischen Einlagenschutz über 100.000 Euro pro Person leben.

Wer sein Geld nur unter umfangreicherer deutscher Einlagensicherung parken will, bekommt als Neukunde bei der Direktbank Consorsbank sechs Monate lang 0,8 Prozent, danach allerdings nur noch homöopathische 0,05 Prozent. Der Marktführer beim Tagesgeld, die Direktbank ING Diba, zahlt Neukunden vier Monate lang 0,75 Prozent, anschließend aber nur noch leicht überdurchschnittliche 0,2 Prozent.

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