Geldanlage Wie Ihr Depot den Börsencrash überlebt

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Ausschnitt aus der Dax-Kurve Quelle: dpa

„Die Computer verselbstständigen sich“, sagt ein Börsenaufseher. Ökonomen der US-Universität Yale fanden heraus, dass Kursausschläge mit steigendem Marktanteil des Hochfrequenzhandels zunahmen. „Stark ist der Zusammenhang in Zeiten hoher Marktunsicherheit“, schreiben die US-Ökonomen.

Computerprogramme prüfen zum Beispiel, ob bei Aktien wichtige Schwellen durchbrochen werden. Viele Marktteilnehmer orientieren sich an dem gleitenden Durchschnitt aus den Kursen der jeweils vergangenen 200 Handelstage, der sogenannten 200-Tage-Linie. Durchbricht eine Aktie diese Linie, verkaufen die Computer dann zum Beispiel die Aktie.

Klaus Kaldemorgen, Top-Fondsmanager bei der Deutsche-Bank-Tochter DWS, macht auch das Risikomanagement der Großanleger für die zum Teil irrationalen Kurseinbrüche verantwortlich: „Wird es turbulent, zählen Unternehmensdaten nicht. Dann regiert der Risikomanager“. So kam es etwa, dass der Dax am Mittwoch rund 120 Punkte höher eröffnete, als er am Vortag schloss. Nach 15 Uhr aber abrupt drehte und plötzlich wieder rund 300 Punkte im Minus lag.

Wo ist der Boden?

„Im Moment fliehen Anleger einfach aus dem Risiko, verkaufen alles, was unsicher ist und volatil, also Aktien, vor allem Zykliker und Nebenwerte“, sagt Schäfer von PSM. „Natürlich wird in so einer Situation viel Qualität verkauft, und natürlich ist der Markt überverkauft, aber das heißt nicht, dass nicht auch die guten Aktien noch weiter fallen können – dazu müsste sich die Unsicherheit zumindest abschwächen.“

Davon ist aber noch nichts zu erkennen, obwohl die meisten Unternehmen nach wie vor blendend verdienen und ihre Bilanzen – im Gegensatz zu denen der Staaten – solide sind. Das durchschnittliche Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) auf Basis der für 2012 erwarteten Gewinne der Dax-Firmen liegt bei 7,5 – sensationell billig.

Doch „vom KGV sollten Anleger sich derzeit nicht blenden lassen – es kann sich fast über Nacht ändern, wenn die Konjunktur kippt“, warnt der Berliner Fondsmanager Jürgen Dickemann. Das KGV basiert auf Gewinnschätzungen der Analysten; die extrapolieren in der Regel die nähere Vergangenheit in die Zukunft. „Weil die letzten Quartale oft sehr gut waren, sind die KGVs niedrig – gerade bei Zyklikern wie Auto, Maschinenbau oder Logistik ist das aber eher eine Warnung, denn ein Kaufsignal“, findet Dickemann.

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