Geldanlage Wie Ihr Depot den Börsencrash überlebt

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Ben Bernanke Quelle: REUTERS

Zykliker, also konjunkturabhängige Aktien, waren in der Vergangenheit eher dann kaufenswert, wenn das KGV hoch war, weil eine Rezession sich dem Ende zuneigte und die jeweils letzten Quartale schwach waren. Derzeit ist das Gegenteil der Fall: Der Boom scheint im Sommer seinen Zenit erreicht zu haben, die zyklischen Werte haben niedrige Kurs-Gewinn-Verhältnisse.

Frische Dosis

Nun mehren sich die Anzeichen, dass erneut die Notenbanken den Karren aus dem Dreck ziehen sollen. Er rechne „fest mit einem neuen Gelddruckprogramm der US-Notenbank noch in diesem Herbst“, sagt Investor Marc Faber. Die Europäische Zentralbank kauft bereits Staatsanleihen Italiens und Spaniens, um deren Kurse zu stützen und die Renditen zu drücken. Kauft die Notenbank Staatspapiere, ist dies nichts anderes als Gelddrucken. Ob das den Börsen noch hilft, ist zweifelhaft: „Die Börsen sind nicht nur abhängig wie ein Junkie vom ständigen frischen Geld, sie brauchen auch eine immer höhere Dosis“, urteilt Seibold. Brachte das erste Liquiditätsprogramm der US-Notenbank (QE1) 2009 noch ein Kursplus von 21 Prozent an den US-Börsen, so ließ die Wirkung des zweiten schon nach einer Börsen-Erholung von zwölf Prozent nach.

Die konjunkturellen Probleme hat das Gelddrucken aber nicht gelöst. „Das Geld fließt in die Schwellenländer, weil dort die Renditechancen besser sind, das Wachstum höher ist und die Staatsverschuldung geringer“, sagt Andreas Utermann, Investmentchef bei RCM Allianz Global Investors, „dadurch steigen in den Schwellenländern die Preise, die dortige Inflation wird angeheizt.“ Folge: Die Staaten sehen sich gezwungen, ihr Geld teurer und knapper zu machen und Investitionen zu bremsen, um die Inflation zu bekämpfen, allen voran China. Das wiederum drückt auf die weltweite Nachfrage, auch nach deutschen Exportgütern.

Bei Erholung raus!

Weil die Konjunktur sich abschwächt und eine Lösung der Schuldenprobleme nicht erkennbar ist, verbieten sich zunächst großangelegte Aktienkäufe. „Zu erwarten ist eine Zitterbörse mit starken Schwankungen nach oben und unten – die Zwischenrallys können Anleger ausnutzen, doch einfach ist das nicht“, warnt Schäfer.

„Woher soll die Wende zum Guten kommen?“, fragt Helmle. „Die Gewinnmargen der Unternehmen sind auf Rekordhoch und kaum noch steigerbar; jetzt dreht auch noch der Wind. Konjunkturprogramme sind ausgelaufen, nun folgt die 180-Grad-Wende – die Staaten sparen in den Abschwung hinein.“ Dass gerade bei den Zyklikern der Boden noch nicht erreicht ist, bewies am Mittwoch der Stahlhändler KlöCo, der nach einem enttäuschenden Ausblick über 25 Prozent verlor – obwohl die Aktie schon in den zehn Crashtagen davor schwer gelitten hatte.

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